Nein, der Bericht wird nicht op Platt sein. Dennoch befinden wir uns im Herzen Schleswig-Holsteins. Genauer gesagt in Hanerau-Hademarschen. Diese Gemeinde liegt irgendwo zwischen Heide, Rendsburg und Neumünster am Nordostseekanal. Das Konzert findet im Hademarscher Hof statt, welcher früher mal ein Landgasthof mit Kino und Festsaal war. Vor kurzem haben Susanne und Frank Olschewski die Lokation übernommen und sich damit einen Traum erfüllt. Gutes Essen und Konzerte. Auch mal eine Methode gegen das Sterben der Schankwirtschaften und Gasthöfe auf dem Lande entgegenzuwirken.
2G sonst nee!!!
Um die erste Hürde zu überwinden, gilt es einen Impfnachweis zu erbringen, sonst kommt man hier nicht rein. Die zweite ist dann der normale Einlass. Und dann? Plötzlich steht man im Restaurantbetrieb mit einem riesigen Büfett an dem man sich, vor dem Konzert, für kleines Geld den Bauch vollschlagen kann. Es wird hier Schnitzelbuffet genannt, gib aber auch Grünkohl mit Kassler, Kohlwurst und so.
Am Tresen vorbei, durch eine Tür erstreckt sich der Festsaal. Gar nicht mal so klein. Doch coronabedingt waren die Karten auf 250 limitiert. Hier haben also schon Thunder Mother oder Grave Digger gespielt? Nicht schlecht, wenn mam sich vorstellt, wo man hier ist. Das haben die Betreiber und die Jungs vom Ballroom Hamburg echt gut hinbekommen.
Metal mit einem Schuss griechischer Folklore
Die erste Band des heutigen Abends ist Tri State Corner. Die Band um Rage Schlagzeuger Vassilios „Lucky“ Maniatopoulos und seinem Bruder, dem Bouzouki-Virtuosen, Ioannis Maniatopoulos geben gleich Vollgas.
Und hier macht sich von Anfang an, der Einfluss der griechischen Folklore in dem Song Faster bemerkbar. Hier lässt es sich der Frontmann auch nicht nehmen den Rhythmus selbst zu unterstützen. Dasselbe gilt für den Song Schemer, auch hier bedient sich der Schlagzeuger einer Djembe, einer afrikanischen Trommel. Und immer einen Hauch von mediteranem Urlaubsfeeling dabei. Wobei sie auf dem Album Home merkbar mehr in die griechische Richtung gegangen sind.
Die weiteren Songs sind eine gekonnte Mischung der inzwischen vier Alben, welche die Band in ihren langen Jahren Berufserfahrung mitgebracht haben. Hier haben wir beispielsweise Nothing at all oder Sleepless. Der Sound ist grandios und das Licht stimmt. Und Lucky, der bei Rage sonst nur hinterm Schlagzeug sitzt, weiß sich gut in Szene zu setzten. Nach 12 Songs ist dieses Erlebnis aber leider viel zu schnell vorbei. Aber genial, Jamas!
Wo ist der Fehler?
Keine Müdigkeit vorschützen, es geht gleich weiter. Nach einer kleinen Ansprache von Oliver Otto oder Ballroom Otti zusammen mit Frank Olschewski kommen Iron Savior auf die Bühne. Und nun gibt es ein volles Brett.
Die Powermetaller schmettern gleich mit Way of the Blade voll einen raus, dass einem nur so die Haare um die Ohren fliegen. Liegt aber wohl dann an denen mit langen Haaren eher selbst. Hier wird gebangt was das Zeug hält. Aber was ist das jetzt? Bei Kill or get killed hält Piet plötzlich inne und bricht den Song ab. Er spricht von einem Fehler, denn unter den Fans aber anscheinend keiner wahrgenommen hat. Ok, also nochmal. Und wieder das gleiche Spiel, diesmal etwas später. Es wäre niemandem aufgefallen hätte er nicht abgebrochen. Aber alle guten Dinge sind drei und dann lief es auch. Und auch Souleater überragend dargeboten. Absolut top.
Auch als der langersehnte Song Heavy Metal never dies kommt, ist von Müdigkeit keine Spur zu sehen. Sie zeigten sich sehr Publikumsnah und versuchten auch mit dem Publikum zu kommunizieren. Aber hier im Norden stehen alle erstmal gerne weiter hinten und halten Abstand zur Bühne. Ist eine alte Tradition. Der Norddeutsche brauch halt ein wenig länger warm zu werden.
Bei Breaking the law, einem Judas Priest Cover, wagen sie sich allmählich ein paar Schritte vor, um direkt vor der Bühne zu stehen. Aber da hat die Band auch schon fertig gespielt.
Safety first
Zwischendrin mal ein paar Worte zur Security. Beim Einlass bestimmt aber immer freundlich und auch in der Lokation stetig präsent. Nur eher helfend als mahnend. So wurden Personen mit Handicap Barhocker gereicht, um ihnen das Konzerterlebnis etwas komfortabler zu machen, oder Personen im Rollstuhl zur Toilette begleitet und diese bewacht, bis die Person fertig ist. Bei Fragen stets bemüht diese zu beantworten und Lösungen zu schaffen. Eher die Engel und nicht die Aufpasser. Ein großes Lob und vielen Dank dafür.
Jetzt wird abgerissen!
Rage geben ihr Debut zur Resurrection Day Tour und dem Tonträger mit gleichem Namen. Mir dem Titelsong geht es auch gleich los. Und dieser rollt wie eine Welle Bulldoser über die Menge daher, dass man im benachbarten Restaurant die Bässe vibrieren, nicht nur hört, sondern auch spürt! Wilhelm Busch würde sagen „Rumms da geht die Pfeife los. Mit Getöse schrecklich groß“*
Kurze Zeit später bekommt man altgewohnte Klänge zu spüren. End of all days ist wohl schon ein richtiger Klassiker und darf auf keinem Gig fehlen. Gitarrist Jean lässt es sich nicht nehmen die Lichtbox auf dem kurzen Weg von der Bühne ins Publikum zu nutzen und Gitarrero mäßig zu posen. Angemerkt sei, dass er die Präsens liebt und voll darin auf geht. Da fallen dann auch nicht mehr die Biere ins Gewicht, die an seiner Seite stehen.
Peavy gibt sich eigentlich wie immer und schmettert einen Song nach dem anderen raus. Bei Back in time wird auch aus lauten Kehlen mitgesungen und der Saal kocht vor Freude über. Aber auch Songs von der neuen Scheibe dürfen nicht fehlen. Zwischen den alten Songs begeben wir uns auf eine Zeitreise in die Gegenwart. Wunderbar eingearbeitet in das Set sind mit dem Titelsong Virginity, Monetary gods und A new land. Und auch hier scheint die Zeit viel zu schnell zu Ende zu sein. Den Abschluss krönt Higher than the Sky und dann gehen schon die Lichter an. Was für ein Abend…
Es wird gemunkelt, dass von der Aftershowparty einige Gäste erst gegen 5:30 Uhr raus kamen. Bei solchen Zeiten bietet es sich an, gerade wenn man von weiter außerhalb kommt, doch eine Unterkunft zu nehmen, um am nächsten Tag sicher nach Hause zu kommen und nicht tief in der Nacht über die Dörfer fahren zu müssen.
*Zitat aus Max und Moritz
Galerien (by Olaf Räwel bs! 2021):
- Rage (26.11.2021, Hanerau-Hademarschen)
- Iron Savior (26.11.2021, Hanerau-Hademarschen)
- Tri State Corner (26.11.2021, Hanerau-Hademarschen)
Hier noch ein Tipp des Autors
Wer in diesem beschaulichen Örtchen übernächtigen will, sollte sich mal die Rosenhof-Lodge anschauen. Es sind zwar nur wenige Apartments, aber mit Liebe in der Pandemiezeit entstanden von einem fürsorglichem Betreiber. Der, übrigens alles selbst gemacht hat und noch macht. Ein absoluter Geheimtipp. Es sind zwar ca. 800 m zum Veranstaltungsort, aber es lohnt sich allemal. Link below.
Setlist Tri State Corner:
- 1. Faster
- 2. Nothing al all
- 3. Free prison
- 4. Schemer
- 5. Sooner or later
- 6. Sleepless
- 7. Hypocrisia
- 8. Run away
- 9. Tomorrow land
- 10. Morbid fascination
- 11. Daydreamer
- 12. Stereotype
Setlist Iron Savior:
- 1. Way of blade
- 2. Kill or get killed
- 3. Souleater
- 4. Skycrest
- 5. Hall oft he heroes
- 6. Thunder from the mountains
- 7. Stand up and fight
- 8. Starlight
- 9. Heavy Metal never dies
- 10. Atlantis falling
- 11. Breaking the law (Judas Priest cover)
- 12. Gunsmoke
Setlist Rage:
- 1. Resurrection day
- 2. Let hem rest in peace
- 3. Shadow out of time
- 4. End of all days
- 5. My way
- 6. Back in time
- 7. Virginity
- 8. Straight to hell
- 9. Monetary gods
- 10. Chasing the twilight zone
- 11. From the cradle tot he grave
- 12. A new land
- 13. Don´t fear the winter
- 14. Higher than the sky
Links:
- Tri State Corner | Tri State Ecke
- Heim (iron-savior.com)
- RAGE – Offizielle Website (rage-official.com)
- Ballroom Hamburg – Eventmanagement, Merchandise & DJ-Kollektiv (ballroom-hamburg.de)
- Hademarscher Hof (hademarscher-hof.de)
- DeFacto Sicherheit und Service GmbH (defacto-sicherheit-service.de)
- Rosenhof-Lodge