Review: Die Queens Of The Stone Age produzieren großes Rock-Kino (27.06.2018, Dresden)

Es hat Jahre gedauert, bis Dresden endlich wieder mit auf der Plan einer Europa-Tour der Queens Of The Stone Age (folgend QOTSA oder Queens) stand. Dafür eröffnen Sie mit ihrem heutigen Auftritt gleichzeitig die Saison 2018 der Filmnächte am Elbufer. Für Auswärtige klingt dies im ersten Moment vielleicht ein wenig merkwürdig, aber bei Konzerten wird die Videowand um 90° gedreht und nach oben gefahren. Dadurch können, neben den fast täglichen Filmvorführungen in den nächsten Wochen, eben auch andere Veranstaltungen stattfinden.

Filmnächte am Elbufer

Für ein Open Air sind am heutigen Abend beste Bedingungen, die Sonne hat sich zum Schluß des Tages noch Mal gegen die Wolken durchgesetzt, es ist aber nicht zu warm und vor allem trocken. Bei genauerem Betrachten des derzeitigen Wasserstandes der Elbe und den Wiesen am Flußufer – sehr, sehr trocken. Da dürfte sich eine Band, die aus Palm Desert in Kalifornien kommt, ja quasi fast wie zu Hause fühlen, um unter anderem die Songs des aktuellen Longplayers „Villains“ zu präsentieren.

CRX

CRX (Foto: Kristin Hofmann bs! 2018)

Zuvor ist es allerdings Aufgabe der Vorgruppe CRX die Stimmung im Publikum anzuheizen und wahrscheinlich bei etlichen auch die Enttäuschung über die Niederlage, vom Spiel Südkorea gegen Deutschland, verfliegen zu lassen. Schließlich ist „Die Mannschaft“ vor gut zwei Stunden bei der WM ziemlich kraftlos schon in der Vorrunde ausgeschieden. Dies ist bis jetzt noch keinem Team passiert und somit ist der heutige Tag, zumindest für Fußball-Deutschland, auch ein Historischer. Aber schon einst Sepp Herrberger sagte mit einem seiner berühmten Sätze „Vor dem Spiel ist nach dem Spiel.“.

CRX (Foto: Kristin Hofmann bs! 2018)
CRX (Foto: Kristin Hofmann bs! 2018)

Gegen Acht kommen die Band auf die Bühne und stellt dem Publikum in Dresden die Songs ihres ersten und bisher einzigen Albums „New Skin“ vor. Die fünf Musiker aus Los Angelos spielen eine ganz gute Rockmischung, mit einem Schuß Punk bzw. einem ordentlichen Schluck Power Pop. Dabei haben die beiden Singleauskopplungen „Ways To Fake It“ bzw. „Broken Bones“ leichten Wiedererkennungswert und setzen auch schon einige Bewegungen, zumindest bei den stehenden ZuschauerInnen, in Gang. Nach einer halben Stunde verabschieden sich CRX unter Beifall von der Bühne, verbunden mit dem Hinweis gleich die Queens sehen zu können.

QOTSA

Während der Umbaupause, denke ich an das Konzert von Karma To Burn Anfang Juni im Beatpol hier vor Ort. Die hätten ein solch zahlreiches Publikum ebenso verdient gehabt und wären echt ein klasse Support-Act für heute Abend gewesen. Nun ja, mittlerweile ist soweit alles auf der Bühne hergerichtet, LED-Leuchten sind nicht nur an der Seite bzw. oben angebracht, sondern es stehen noch Zusätzliche, teils versetzt, in der Mitte. Ich bin gespannt, wie das Ganze später im Dunkeln wirken wird. Es geht los, das Intro ertönt und die Queens Of The Stone Age betreten ihr Podium. Das LineUp hat seit bestehen der Band immer mal wieder gewechselt, aktuell sind es im Einzelnen Troy Van Leeuwen (Gitarre, Keyboard, Lap-Steel), Jon Theodore (Schlagzeug), Michael Shuman (Bass), Dean Fertita (Keyboard, Gitarre, Perkussion) und natürlich Josh Homme himself.

Rock-Party

Queens Of The Stone Age (Foto: Kristin Hofmann bs! 2018)

Sogleich nimmt die wilde Rock-Party Fahrt auf, quer durch die Diskographie der sieben LPs, wie Beispielsweise an den Titeln „Monsters In The Parasol“ oder „My God Is The Sun“ im ersten Abschnitt des QOTSA-Sets zu erkennen ist. In dem Josh Homme alle Anwesenden herzlich begrüßt und begeistert von seinem Ausflug am vorherigen Abend erzählt. Dabei wieder (neu) entdeckt hat, an welch tollen Ort wir hier wohnen – das Publikum beantwortet dieses Kompliment sogleich mit Applaus. Neu deshalb, da er sich an den letzten Auftritt in Dresden mit seiner Band nicht mehr wirklich erinnern konnte, weil er damals zu betrunken war. Anscheinend müssen selbst Rock’n’Roller in den Mitt40ern ein wenig Maß halten. Wenn meine Erinnerungen richtig sind, müsste dies die Double-Headliner Tour zusammen mit Monster Magnet gewesen sein. Waren wirklich noch andere Zeiten und wie erwähnt auch schon einige Jahre her. Mit einem ziemlich aktuellen Titel „The Way You Used To Be“ fordert er die DresdnerInnen zum Tanzen auf.

Blick Auf Elbflorenz

Queens Of The Stone Age (Foto: Kristin Hofmann bs! 2018)

Da geht schon einiges, aber als die ersten Takte von „No One Knows“ aus den Boxen knallen gibt es kein Halten mehr. Das erste große Highlight der Show wird durch ein etwa 10minütiges Solo von Drummer Jon Theodore gekonnt inszeniert, tobender Applaus vom Publikum – ganz großes Kino. Verfeinert wird das Ganze noch, als danach die Beleuchtung der Stadt angeht und so die Silhouette der Dresdner Altstadt, mit Brühlsche Terrasse & Co., ins perfekte Licht gesetzt wird. Das ist eine wirkliche Attraktion dieser Lokalität, steht Mensch etwas weiter oben, kann nicht nur der Schiffsverkehr auf der Elbe verfolgt werden, sondern es gibt während eines Konzert zusätzlich diesen eben beschrieben Blick (Anmerkung: Wer das noch nicht selbst gesehen hat, einfach mal hinfahren).

Klangveränderung

Queens Of The Stone Age (Foto: Kristin Hofmann bs! 2018)

Im Mittelteil der Show sind hauptsächlich Songs der beiden letzteren Alben „Villians“ bzw. „…Like Clockwork“ zu erleben. Bei dieses Stücken ist sehr gut die Weiterentwicklung des Queens-Sounds der letzten 15 Jahre zu hören. Natürlich krachen die nicht alle so rein, wie die Klassiker von „Songs For The Deaf“, „Rated R“ oder „Queens Of The Stone Age“, entwickeln aber ebenso Ihren eigenen Charme. Außerdem sind solch Meisterwerke einfach nicht kopierbar und es gibt genügend Bands, welche daran gescheitert sind, siehe Limp Bizkit zum Beispiel. Die müssen ihre alten Sachen zum Besten geben, weil die Neueren einfach nicht gezündet haben. Man kann es auch so machen, wie unter anderem The Sisters Of Mercy, Rage Against The Machine oder System Of A Down – einfach keine neuen Scheiben produzieren (vielleicht auch aus Angst daran zu scheitern) und live immer wieder diese Klassiker spielen. Josh Homme als Mastermind der QOTSA hat jedenfalls etliche Wege gefunden, um das Level zu halten. Ähnliche Diskussionen gibt es gerade bei der brandneuen Platte der Arctic Monkeys. Da fällt mir gerade ein…Arctic Monkeys, Josh HommeJosh Homme, Arctic Monkeys…gab es da nicht mal eine künstlerische Verbindung. Okay, ich sehe schon, ich schweife ab.

„Like This Beautiful Nacht“

Queens Of The Stone Age (Foto: Kristin Hofmann bs! 2018)

Zurück zum Geschehen vor und auf der Bühne, wo sich der eben erwähnte Bandleader der Queens nochmals bei den Anwesenden für das Kommen bedankt und er total glücklich seiner Lieblingsbeschäftigung (was gleichzeitig auch noch deren Job ist) nachgehen zu können, die Songs zusammen mit seiner Band immer wieder live zu präsentieren. Auch wenn sie dafür teils sehr weite Wege zurücklegen müssen und etliche Zeit von ihren Familien getrennt sind. Diese Demut ist kein falsches Understatement von Josh Homme, sondern durchaus glaubhaft, da ich in einigen Interviews der letzten Jahren ähnliche Aussagen von ihm gehört bzw. gelesen habe. Zumindest ist es ein anderen Blick auf das Show-Business bzw. „life on the road“, als die sonst üblichen Aussagen wie schrecklich anstrengend dies doch alles sei. Zwischendurch muss er noch einen jungen Herrn in den vorderen Reihen etwas zurechtweisen, daß es hier – frei übersetzt – nicht darum geht, einen auf dicke Hose zu machen. Sondern Gelegenheiten zu nutzen sich als Einzelner weiter zu entwickeln und an solchen Anlässen, „like this beautiful Nacht“ hier vor Ort als eine Gruppe voller einzelner Individuen einfach eine gute Zeit zu haben. Nicht morgen und schon gar nicht erst gestern, sind jetzt in der Gegenwart. In diesem Sinne, „Make It With Chu“.

„Go With The Flow“

Queens Of The Stone Age (Foto: Kristin Hofmann bs! 2018)

So „Little Sister“, zum Schluß wird es noch Mal richtig laut und vor allem „Sick, Sick, Sick“! Und als beim Finale „Go With The Flow“ aus den Boxen ballert, die zwischenzeitlich bunte Beleuchtung sich in schnell flackerndes Strobo verwandelt, gibt es beim Publikum wieder kein Halten mehr. Ganz nach dem Motto: „Give The Dudes What They Want“. Die Damen und Dudes in Dresden wollen noch mehr…Zugabe, Zugabe, Zugabe schallt es aus dem Publikum. So, daß die Queens im selben Flow wieder ihre Bühne betreten, mit welchem sie diese gerade verlassen hatten. Pigs & Sticks in die Hände bzw. diese auf die Tasten, Strobo-Licht an – los geht’s. „You Think I Ain’t Worth a Dollar, But I Feel Like a Millionaire“ und als allerletzter Titel der berühmte „A Song For The Dead“. A Concert For The Eternity, Rocker- und Rock’n’Roller-Herz was willst du mehr. Ungefähr 8000 davon (nicht ganz ausverkauft) machen sich nun auf den Weg nach Hause oder genehmigen sich noch ein letztes Kaltgetränk ihrer Wahl.

Queens Of The Stone Age (Foto: Kristin Hofmann bs! 2018)

Queens rocks

Queens Of The Stone Age (Foto: Kristin Hofmann bs! 2018)

Fußi flop, Wetter top, Sound richtig gut, Licht hervorragend. Durch die LEDs auf der Bühne neben bzw. direkt hinter Musikern hatte diese viel mehr Raum, wirkte aber gleichzeitig nicht so riesig. Eine richtig gute Variante, wie ich finde, als die üblich große LED-Wand hinterm Schlagzeug. Und die Musik, es gibt eben einige eigenständig klingende Originale und ganz viele, welche so klingen (wollen), wie diese. Das war Anschauungsunterricht für alle Wannabes. Nenne es Alternative, Art, Blues, Boogie, Dance, Desert, Garage, Hard, Heavy, Pop, Punk, Psychedelic, Stoner & Co. – Queens Of The Stone Age simply rocks (on and on and on).

Galerien (by Kristin Hofmann bs! 2018):

Setlist:

  1. If I Had A Tail
  2. Monsters In The Parasol
  3. My God Is The Sun
  4. Feet Don’t Fail Me
  5. The Way You Used To Do
  6. A Song For The Deaf
  7. No One Knows
  8. The Evil Has Landed
  9. In The Fade
  10. Smooth Sailing
  11. I Sat By The Ocean
  12. Domesticated Animals
  13. Make It Wit Chu
  14. Villains Of Circumstance
  15. Little Sister
  16. Sick, Sick, Sick
  17. Go With The Flow
    Encore
  18. You Think I Ain’t Worth A Dollar, But I Feel Like A Millionaire
  19. A Song For The Dead
    (Quelle: Setlist.fm)

Weiterhören:

  • Queens Of The Sone Age „Villians“; „… Like Clockwork“; „Era Vulgaris“; „Lullabies To Paralyze“; „Songs For The Deaf“; „Rated R“ & „Queens Of The Sone Age“
  • CRX „New Skin“

Links:
http://www.qotsa.com/
http://crxmusic.com/

Veranstalter:
Live Nation, In Move, Aust Konzerte

Tobias Richter
Tobias Richterhttps://www.facebook.com/mischband/
Jeder sollte einen Tobi haben. Keiner von uns hat ihn je gesehen, der Typ ist einfach zu groß und artig, der schmeißt aufgeblasene orange Dinger in Einkaufsnetze und - wie man so hört - muss sich der Ü190 Hüne dafür bücken. Eat Sleep Ball Repeat. Ansonsten ist ein Tobi einer, der Kassetten professionell aufwickeln kann, "der immer Ärger macht, der Streiche spielende Anstifter, der, der süchtig nach Furcht ist, ein Sinnbild für Gefahr." Jeder sollte einen Tobi haben. Und eine B-Seite.

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