Welche Eigenschaften bringt wohl der HipHopper im Allgemeinen, nennen wir ihn HipHopperus vulgaris, so mit. Wahrscheinlich gestählter Körper, schwarzes gegeltes Haar, Mega-Protz-Klunker-Schmuck. Er kommt selbstredend aus einem Kiez in Berlin, wo er seine Jugend in einer Gang verbracht hat. Er ist bildungsfern, wahrscheinlich vorbestraft und seine Texte sind frauenverachtend und die F***und Sch***-Wörter werden inflationär oft benutzt. So weit, so viele Vorurteile.
Wenn man die Vita von Friedrich Kautz liest, würde mensch wohl niemals glauben, dass der Typ Rapper ist. Aufgewachsen in Schlachtensee, einer der teuersten Ortslagen Berlins, Abitur, dann Studium, Vater von 2 Kindern. Alles grundsolide.
Aber mit dem Namen Kautz zieht mensch auch keinen Hering vom Teller. Besser man gibt sich ein Synonym wie Doc Murdock, Doc Mabuse, Slick Spingo und Prinz Porno. Aber im Moment ist der Kautz als Prinz Pi auf seiner „Für immer und immer“-Tour unterwegs und an diesem Abend zu Gast im Capitol in Hannover.
Wenn das Abendlicht in genau dieser Farbe ist
dann ist ein Loch in der Luft wo du standest
Hörst du mich wo du bist?
Bleib genau da! Bald komm ich nach nach
Also wart auf mich
Prinz Pi hat tatsächlich die Setlist für seine Konzerte vorab auf seiner Homepage veröffentlicht. Warum macht er das nur? Da weiss mensch ja vorher schon, was einen erwartet. Das ist so wie das erste Mal Sex haben und den Höhepunkt schon vorher kennen. Also keine wirkliche Überraschung. Tatsächlich hat er das für seine Fans gemacht, die ihn darum gebeten haben. Na gut, sei´s drum. Prinz Pi kommt angenehm einfach daher. Kein grosser Schnick Schnick. Ein paar Lichteffekte und eine reduzierte Instrumentierung mit Keyboard, Gitarre und Backgroundsänger. Für diese ehrliche Einfachheit lieben ihn seine Fans. Mensch glaubt es nicht, aber sind tatsächlich 1.300 Fans, vorwiegend weibliche Fans, ins Capitol gekommen. Prinz Pi setzt gleich mit dem Opener „Fähnchen im Wind“ den ersten Pflock.
„Und ich weiß, was ich will und ich weiß,wer ich bin“.
Der Sound im Capitol ist ungewohnt leise und die Texte versteht mensch auch nicht wirklich. Aber kein Problem für die Fans, die jedes Lied von Beginn an mitsingen. Und da sie ja sowieso wissen, was als nächstes kommt, ist das alles kein Ding. Es wird ein „Best Of“-Abend. Mit „Meine Welt“ führt er die Fans in seine Welt. Prinz Pi kündigt die Lieder nicht mit dem Songtitel an, sondern erzählt Anekdoten drum herum. Aufenthalt in Schweden, Tod seines Hundes (der erscheint symbolisch und aufblasbar und in riesig) , erste Beziehungen und auch seine Hochzeit. Zack, Ansage, Anekdote und dann …davon handelt dieses Lied. Schon singt die Menge. Der Rap ist ruhig, der Gesang eher sanft, oft im mittleren Tempo. Die Texte haben durchaus Niveau, hier wird keiner gedisst oder runtergemacht. So erreicht Prinz Pi seine Fans. Qualität setzt sich halt durch, sonst hätte der PP nicht schon 14 Alben rausgebracht. Aber es geht auch mit mehr Dampf. „Generation Porno“ mit viel „Oi, Oi, Oi“ und mensch glaubt es nicht, es wird tatsächlich ein Circle od Death bei der Abgehnummer „Gib dem Affen Zucker“ zelebriert. Tosender Jubel. Das war kein Nepp, sondern allerfeinster Rap.
Galerien (by Michael Lange bs! 2019):
Setlist:
- Fähnchen im Wind
- Für immer und immer
- Du bist
- Kompass
- Meine Welt
- 100 X
- Elfenbeinturm
- Der neu I-God
- Zahlen zählen nicht
- Nichts war umsonst
- Eifer & Sucht
- Glück
- 1,40m
- Letzte Liebe
- Laura Encore
- Keine Liebe
- Generation Porno
- Wasser zu Wein
- Gib dem Affen Zucker
Links:
www.prinzpi.biz