Eine gefühlte Ewigkeit war das Konzert von Pascow im Schlachthof bereits ausverkauft, kein Wunder, nach dem Albumrelease am 27.1.2023. Mit „Sieben“ knüpfen Pascow nahtlos an den Erfolg von „Jade“ an. Ohne große Überasschungen überzeugt die Platte mit gewohnt rauem, erwachsenem Ton und richtet sich damit gegen die typischen „Stadionmitsinghymnenentwicklungen“, die man häufig bei Punkbands diesen Kalibers beobachten kann. Bei Pascow weiß man, was man kriegt. Dementsprechend sieht auch das Publikum am Abend des 30.3. aus, als würde es die Band schon eine ganze Weile treu begleiten. Unzählige Shirts und Hoodies aus allen Phasen der Bandgeschichte säumen die Körper der schönen Menschen im schönen Schlachthof, aber es scheinen sich auch einige Neulinge in die Masse verirrt zu haben.
Mit Mobina Galore eröffnet eine Band, die in Bremen längst eine kleine, stabile Fanbase aufgebaut hat, schließlich ist das Duo aus Winnipeg, Kanada beim bremischen Label Gunner Records unter Vertrag und hat schon den ein oder anderen Gig in der Hansestadt absolviert. Es verwundert also nicht, dass besonders in den ersten Reihen strahlende Gesichter textsicher Songs wie „Escape Plan“ oder „Whiskey Water“ mitsingen können. Sängerin und Gitarristin Jenna Priestner und Drummerin Marcia Hanson sind sichtlich angetan von dieser ja doch irgendwie besonderen Location und beteuern immer wieder, wie schön es ist, mit Pascow auf Tour gehen zu können. Diese ehrliche Begeisterung kauft man ihnen ab. Zwar ist der Sound nicht ganz so krachend, wie der von Pascow, dennoch haben es Mobina Galore in sich und wickeln mit ihrem amerikanischen Punk Rock Sound schnell den bereits sehr vollen Laden um den Finger. Den beiden wird ein angenehm langes Set zugestanden, bevor es in die Umbaupaus geht. Gern mehr davon. Gern öfter. Da steht einer Bremer Ehrenbügerinnenschaft doch eigentlich auch nix mehr im Weg, oder?
Pascow krachen im Anschluss direkt mit dem Opener „Himmelhunde“ der jüngsten Platte in den Schlachthof. Es brummt, wummert, scheppert. Das Publikum vor der Bühne wird binnen Sekunden zu einer wogenden, wilden, glücklichen, verschwitzten und dennoch rücksichtsvollen Masse, während die Gäste auf den Rängen nur neidisch zuschauen können – der einzige Nachteil des wirklich schönen Schlachthofs ist, dass der Platz zum Tanzen echt begrenzt ist. Aber gut, wir sind ja auch alle schon etwas älter und die Knochen vielleicht nicht mehr das, was sie mal waren. Ein Witz, den sich auch die Gebrüder Pascow liebevoll auf der Bühne hin und herwerfen. Dass die Band nunmehr 25 Jahre Geschichte auf den Buckel hat, ist nicht zu merken. Die vier Musiker aus Gimweiler samt Gastsängerin Clara Krum, die allein an der Akustikgitarre mit „Wunderkind“ verzaubert, stecken voller Energie.
Schließlich ist das hier Punkrock!
Klar sitzt nicht immer jeder Ton, aber schließlich ist das hier auch Punkrock! Dem Publikum könnte es nicht egaler sein. Und die wichtigen Botschaften der Songs, die leider noch immer nicht an Relevanz verloren haben, kommen auch nen Halbton tiefer oder höher rüber – schließlich ist’s an diesem Abend mehr als laut genug. Die neuen Stücke von „Sieben“, welche größtenteils in die Setlist verwoben sind, werden genauso energetisch gefeiert wie die Klassiker und man kann davon ausgehen, dass wirklich starke Nummern wie „Mailand“, „Gottes Werk und Teufels Beitrag“ oder „Von unten nichts Neues“ auch in Zukunft ihren Platz neben „Silberblick und Scherenhände“, „Mila“ oder „Castle Rock“ auf der Setlist der Band finden werden.
Auch das Against Me Cover von „White People For Peace” kommt gut an und schließt irgendwie den Kreis, denn nicht wenige Menschen im Saal dürften Mobina Galore durch Laura Jane Grace auf ihrer letzten Deutschlandtour kennengelernt haben.
Schön, schön. Und nach dem Konzert? „Trampen nach Norden, ihr Ficker“
Galerien (by Thea Drexhage bs! 2023):
Mobina Galore
Pascow
Setlist Mobina Galore (unvollständig):
- Start All Over
- Spend My Day
- California
- Fade Away
- Whiskey Water
- Escape Plan
- Dig Myself Out
- ?
- Pieces Of You
- You’re Not 23 Anymore
- Oh, Irene
- Skeletons
Setlist Pascow:
- Himmelhunde
- Jade
- Die Realität ist schuld, dass ich so bin
- Königreiche im Winter
- Wenn Mila schläft
- Monde
- Diene der Party
- Herz
- Merkel-Jugend
- Tom Blankenship
- Im Raumanzug
- Kriegerin
- Mailand
- Castle Rock
- Äthiopien die Bombe
- 14 Colakracher
- Paris fällt
- Wunderkind
- Mond über Moskau
- Gottes Werk und Teufels Beitrag
- Silberblick & Scherenhände
- Too doof too fuck
Encore: - Von unten nichts Neues
- White People for Peace (Against Me! cover)
- Spraypaint the Walls (Cüntsler cover)
- Trampen nach Norden
Links:
Pascow
Mobina Galore
Veranstalter:
KKT
Kulturzentrum Lagerhaus