Wenn ein Künstler oder eine Künstlerin aus Altersgründen oder im schlimmsten Fall, weil verstorben, nicht mehr auftreten kann, gibt’s natürlich einen „Kunst-Markt“, um das Produkt, also die Musik des nicht mehr Aktiven am Leben zu halten. Das war schon bei Elvis, den Beatles, Queen und diversen Ungenannten so und ist auch bei Tina Turner nicht anders, die am 24.05.2023 verstorben ist. Ist das jetzt ein Stück weit „Leichenfledderei“, weil mensch sich an einem fremden Produkt „vergreift“ und damit eine gute Mark macht. Das soll jeder für sich entscheiden. Die andere Seite der Medaille ist, dass hier Künstler verehrt werden, die Besonderes geleistet haben, die Menschen verzückt und glücklich gemacht haben. Warum soll man diese Künstler nicht mit Tribute-Shows ehren? Wo eine Nachfrage besteht, gibt es auch ein Angebot. Zum Weltstar Tina Turner gibt es gleich drei davon. Ein Musical in Hamburg und zwei mobile Shows, die durch Deutschland touren. Da gräbt man sich natürlich, irgendwie die Zuschauer gegenseitig ab. Das ist dann gefühlt…
Inflationär?!
Gehe ich dahin oder doch lieber zur Konkurrenz oder schaue ich mir etwa alle Shows an? Welche Show gibt mir am meisten, welche hat den höchsten (Unterhaltungs-)wert? Fragen über Fragen „One Night of Tina“ im Theater am Aegi gibt erste Antworten. Das Konzept der Show ist relativ einfach. Während andere Shows auf Chronologie, auf Autobiografisches, auf Einspielfilme oder Spielszenen setzt, verzichtet „One Night of Tina“ komplett auf all das und setzt vielmehr ausschließlich auf die Musik. Kann man so machen, ist halt etwas riskant. Also irgendwie Mut zur Lücke? No risk no fun.? Die Show ist kein definitiv kein Risiko, hat man doch mit Annastasia Baker aus Großbritannien eine exzellente Darstellerin der Tina Turner gefunden. Baker selbst war als Gospel- und Soulsängerin tätig, bringt also beste Voraussetzungen für eine Tina T. mit. Tina Turner ist wohl die schwierigste Künstlerin, die mensch darstellen kann. Die Stimme, die Energie, die Mimik, die Power, das Tänzerische, all das muss man auf die Bühne bringen (können). Annastasia Baker schafft das spielend. Unterstützt wird sie hierbei von den Ikettes, einer vierköpfigen Truppe aus Sängerinnen und gleichzeitig Tänzerinnen. Für die durchweg exzellent groovige Musik sorgen fünf Kerle.
If you come down to the river
Betcha gonna find the people who live
You don’t have to worry though you have no money
People on the river are happy to give
Nun sind die 600 Fans im Theater am Aegi nicht von dem Typus, das sofort aufgesprungen und getanzt wird. Das liegt wohl daran, dass mensch sich hier im Altersbereich größer 60 befindet, was nicht heißt, dass hier Keiner Spaß hat. Jeder Song wird mit ordentlich Applaus bedacht. Apropos Songs. Die bilden ja überhaupt kein „Risikio“ zum Gelingen des Abends. Tina Turner hat in den diversen Phasen Ihres Schaffens so viel Hits rausgebracht, das reicht allein mit den Klassikern schon für 2 Stunden Unterhaltung. Los geht’s mit „Nutbush City Limits“. Was auch sonst.? Ein Kracher zum Warm werden, gefolgt von „Private dancer“, „What’s love got to do with it“, „We don’t need another hero“ und so weiter und so weiter. Alles nicht chronologisch sortiert, aber warum auch? Kurz vor Ende des ersten Teils animiert Annastasia Baker zum Tanzen mit Hits aus den 60ern. Funzt. Der Saal steht. Nach der Pause geht’s munter weiter.
„Golden Eye“ dürfen die Ikettes solo und in goldenen Kleidern performen. Was fehlt denn noch? „River deep Mountain high“. Na klar. Im Zugabenteil kommt der eigentliche Dosenöffner des Abends. Das langsame Intro, das nachfolgende Steigern, Abgehen, Ausrasten bei „Proud Mary“ zählt zum absoluten Höhepunkt des Abends. Jetzt tanzen alle, kocht der Saal. Das Beste hat sich das Ensemble zum Schluss aufbewahrt. „Simply the Best“ ist ein würdiger Abschluss für eine tolle Tina Turner-Show.
Galerien (by Michael Lange bs! 2024):
Links:
www.onenightoftina.com