Review: Oklou meistert die Schatten und lädt ein zum Träumen (27.02.2025, Berlin)

Elektronische Musik fasziniert mich besonders durch ihre Offenheit. Oklou ist eine der aktuell spannendsten Stimmen in diesem Universum, denn sie versteht es, gekonnt zu experimentieren und ihre Klangwelt für das Ungreifbare zu öffnen. Kein Wunder also, dass das Konzert im Columbia Theater schon Monate vorher restlos ausverkauft war. Auf einschlägigen Wiederverkaufsbörsen suchten Fans verzweifelt nach Tickets, teils wurden über 400 Ticketgesuche gepostet. Umso mehr freuen wir uns, darüber berichten zu können.

Ganz in Schwarz und ein Spotlight

Eröffnet wurde der Abend von Malibu, die das Columbia Theater in eine schwarze Decke hüllte. Nur ein Spotlight schwebte von links nach rechts über das Publikum. Diese Undurchsichtigkeit passte perfekt zu Malibus Musik, die sich anfühlte wie ein Mosaik aus Erinnerungen, Stimmen und Gedanken – perfekt unklar, perfekt träumerisch. Verschiedene Stimmen erzählten unterschiedliche Geschichten zur selben Zeit, verwoben sich miteinander und luden zum Träumen ein – ein perfekter Auftakt für Oklous Set.

Ein Bühnenbild wie im eigenen Kreativzimmer

Nach Malibus Set konnte das Publikum erstmals das Bühnenbild von Oklou bestaunen. Der Hintergrund bestand aus weißen Stoffbahnen, davor eine große Hängeschaukel, ein Campingstuhl, ein Keyboard auf einem Podest – ein Bühnenbild wie ein improvisiertes Kreativzimmer. Links stand das Pult ihres engen Freundes, mit dem sie sich die Bühne teilte. In vielen Teilen wild zusammengewürfelt, aber mit genug Platz, um kreativ zu sein – genau dafür waren die rund 800 Menschen an diesem Abend ins Columbia Theater gekommen.

Oklou (Foto: Franz Naumann bs! 2025)

Die verschiedenen Lichtprojektionen auf den weißen Hintergrund waren einfach, aber wirkungsvoll und erinnerten stark an das aktuelle Album-Cover von Choke Enough. Gerade in Momenten wie endless, wo die Bühne in warmem Schimmer erstrahlte, oder bei blade bird, als sich Oklou dem Publikum auf eine ganz neue Weise zeigte, öffnete sich das Konzert in unvergessliche Richtungen.

Alle Wünsche erfüllt

Oklou (Foto: Franz Naumann bs! 2025)
Oklou (Foto: Franz Naumann bs! 2025)

Für langjährige Fans gab es besondere Geschenke: galore, fall und god’s chariots hallten durch den Raum – Erinnerungen an frühere Oklou-Momente. Doch auch die neuen Songs von Choke Enough leuchteten zwischen der dunklen Bühnenbeleuchtung hell. thank you for recording, family and friends, take me by the hand und das Album-Highlight harvest sky durften auf der Setlist nicht fehlen. Gerade harvest sky bekam gleich zwei Momente an diesem Abend – ein kluger Schachzug, denn es ist der Song zum Tanzen. Fans von Charli XCXs brat-Album kamen hier voll auf ihre Kosten.

Das underscores-Cover von fishsong war eine gelungene Überraschung, die nur noch vom neuen Song side übertroffen wurde. Oklou selbst sagte, dass der Song noch so neu sei, dass sie den Liedtext noch nicht auswendig könne, sodass sie ihn am Rande der Bühne während der Performance ablas – mit einem super sympathischen Augenzwinkern. Zwischen den Songs sprach sie nur wenig mit dem Publikum, doch jede Interaktion war wertschätzend und von viel Dankbarkeit geprägt.

Gute Nachrichten zum Schluss

Mit want to wanna come back und einer zweiten Performance von harvest sky endete der Abend, doch die Euphorie blieb. Wer sich noch eine Erinnerung sichern wollte, stöberte am Merch-Stand, während draußen der Regen auf das Pflaster prasselte – ein passender Soundtrack für den Heimweg.

Wer Oklou dieses Mal verpasst hat, sollte sich unbedingt den 09.12.2025 vormerken, denn dann kehrt sie nach Berlin zurück!

Galerien (by Franz Naumann bs! 2025):

Setlist Oklou:

Oklou (Foto: Franz Naumann bs! 2025)
  1. Ict
  2. thank you for recording
  3. obvious
  4. plagued dog
  5. ⁠take me by the hand
  6. endless
  7. galore
  8. family and friends
  9. fishsong
  10. harvest sky
  11. gods chariot
  12. side
  13. fall
  14. choke enough
  15. blade bird
  16. want to wanna come back
  17. harvest sky

Links:
https://oklou.com/

Franz Naumann
Franz Naumannhttp://www.be-subjective.de
Franz wird auch oft einfach Dino(junge) genannt, denn wenn er einmal anfängt, von Dinos zu erzählen, hört er so schnell nicht mehr auf. Passend zu seiner Liebe für MySpace & Tumblr, könnte man meinen, dass Franz in der Zeit stehen geblieben ist, aber vielleicht ist es auch einfach eine grosse Portion Nostalgie. Er liebt analoge Fotografie & kennt Pop-kulturelle Momente & die Indie-Szene so gut, wie die Welt der Dinos. Schwarz ist die einzige Farbe, die er trägt, weil „alles Andere in Berlin einfach gefährlich ist“. Und wenn er nicht gerade mit seiner Fuji vom Fotograben aus fotografiert, gibt er viel zu viel Geld für Schallplatten aus.

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