Nightwish, Tristania (22.02.2005, Trier)

Die Arena zu finden war nicht schwer – erstens ist sie gut ausgeschildert und zweitens wohne ich schließlich in Trier. So kam es, dass wir gut eine Stunde vor Einlass da waren und nicht wussten was zu machen sei: Draußen rumstehen fiel wegen Kälte aus und eine Schneeballschlacht kam auch nicht in Frage, weil der gemeldete hohe Schnee der vergangenen Tage auf bröslige Eisstückchen verkümmert war. So beschlossen wir erst mal in den gerade mal 50 Meter entfernten Lidl ein wenig Proviant für nachher einzukaufen – Zwar besitzt die Arena ein großes hauseigenes Bistro, aber unser Geldbeutel sprach sich doch eher für den Lidl aus 😉

Dann um 19 Uhr: ENDLICH, die Massen werden eingelassen: Nette Securitys reißen die Karten ab und wir sind endlich drin in der Vorhalle. An mehreren Getränkeständen vorbei sprinte ich zur Garderobe, komme wegen meines Einsatzes auch gleich an die Reihe und bin froh dass ich nur 1 Euro hinblättern muss… Die Treppen runter ist in der Halle die Bühne natürlich schon längst aufgebaut und die ersten Leute sammeln sich davor. Wir wollen eh nicht ganz nach vorne, also lassen wir uns Zeit und stellen uns leicht in die Mitte der Halle…

Um kurz nach 20 Uhr kommen dann schließlich TRISTANIA auf die Bühne und legen gleich brachial los. Die Zuschauer sind begeistert, klatschen und jubeln – noch! Nach ungefähr 3 Songs kann man beobachten, dass immer weniger Menschen mitmachen und dass lediglich in den ersten Reihen noch Hände zu sehen sind. Erst als sie “World Of Glass” anspielen belebt das die Stimmung ein wenig, aber zum kochen kann diese nicht gebracht werden – man merkt einfach zu deutlich wozu die Leute eigentlich hier sind. Und so schleppt sich Tristanias auftritt dahin, so gemein das auch klingt. Als sie nach ca. 50 Minuten fertig sind jubelt die Mehrheit der Zuschauer zwar respektvoll, aber ich frage mich, ob dies nicht auch Freudejubel ist, weil sie endlich fertig sind…

Es sollte nun noch ca eine halbe Stunde dauern bis NIGHTWISH sich mit einem instrumentalen Intro ankündigen. Das Tristania-Plakat fällt herunter und das “Once”-Logo kommt unter düsterer Beleuchtung zum Vorschein. Die Menge jubelt wie verrückt und als die Bühne erleuchtet wird legt die Band auch gleich los. Unter Begleitung von empor schießenden Feuersäulen und Explosionen ist die Stimmung sofort auf dem Siedepunkt angekommen. Gleich danach geht es ohne Pause mit “Planet Hell” weiter und die Menge hört nicht mehr auf zu toben. Die Band gibt alles, Tarja bewegt sich schön mit der Musik mit und auch allgemein ist ihr Outfit schön anzusehen: Eine schwarze Lederhose, eine schwarze Corsage und darüber einen leichten roten Mantel – sexy… 😉

Nach den 2 Songs begrüßt Tarja das Publikum, macht aber sofort weiter und kündigt genussvoll “Come Cover Me” an. Diese Ballade war eine von 3, die an diesem Abend gespielt wurden. Zwar kamen sie natürlich alle gut an, aber das Publikum war heiß und eher auf Energischeres versessen. So wurde uns dann schließlich mit “Wishmaster” endgültig ordentlich angeheizt! Nichtsdestotrotz wurde z.B. “Sleeping Sun” zum Anlass genommen mit seinem Partner ein wenig die Welt um sich herum vergessen zu lassen… 😉 Nach etwa einer halben Stunde verlässt dann Tarja die Bühne und Marco beginnt einen kleinen Dialog mit dem Publikum, der darauf hinaus läuft, dass die Jungs jetzt einen Song allein ohne Tarja spielen werden: “…You know, she sings almost every fucking song we play…” Und so beweist Marco mit einem Pink Floyd Cover, dass er ein verdammt guter Metal-Sänger ist, obwohl das Publikum (verständlicherweise) nicht so begeistert ist wie sonst – Es ist eben kein Nightwish-Song.

Dannach betritt Tarja wieder unter nicht endend wollendem Applaus wieder die Bühne und ich sehe, sie hat sich umgezogen: Der Mantel ist weg und die Corsage ist einer schwarzen eng ausgeschnittenen Bluse gewichen! Nach einer weiteren kleinen Begrüßung gehen Musik und Special-Effects weiter: Feuer über Feuer und Explosionen im Takt des Schlagzeugs machen die Trier-Arena immer mehr zu einem Hexenkessel. Als ein Höhepunkt des Abends stellt sich “Phantom Of The Opera” heraus: Das Publikum ist nicht mehr zu halten, überall singen und schreien und klatschen die Leute wie verrückt. Es schien auch keinen zu interessieren, als Tarja sich bei dem Song etwas im Ton vergriff, dafür war die Stimmung zu gut! Auch als “Nemo” als letztes Lied des Abends angekündigt wird, scheint das keinen zu interessieren. Gegen Ende des Songs sorgte dann ein netter Effekt für noch mehr Begeisterung: Vor der Bühne fängt es plötzlich an zu regnen – eine Wand aus rieselndem Wasser legt sich wie ein nasser Vorhang zwischen Band und Zuschauer und Scheinwerfer projizieren Sterne darauf, die in dieser Wand aus Wasser aussehen als würden sie 3Dimensional umherschwimmen. Als der Song fertig ist, will der Jubel nicht abklingen; die Bühne wird dunkel, aber das Wasser rieselt weiter und wird in einem düsteren grünen Licht getaucht… Dass das Publikum “Zugabe” ruft brauch ich wohl nicht zu erwähnen und so geben Nightwish noch weitere 3 Songs zum Besten, wobei plötzlich die Halle mit Konfetti überschüttet wird – minutenlang regnet es bunte Papierstückchen, als dann das tatsächlich letzte Lied angestimmt wird: “Wish I Had An Angel”! Einen besseren Schluss hätte man sich nicht wünschen können – ein letztes mal gibt die Band alles und die Euphorie des Publikums scheint noch größer zu werden…

Und dann war es leider vorbei – insgesamt spielten Nightwish etwas zwischen 90 und 100 Minuten. Zwar fand das nicht nur ich ein wenig kurz, aber trotzdem empfand ich die Show als wahres Highlight! Traumhaft!

Links:
nightwish.com
tristania.com
poppconcerts.de (Veranstalter)

Torsten Volkmer
Torsten Volkmerhttp://www.torsten-volkmer.de
Volkmr, der Gründer des ehemaligen Goth-Zine.de, verdingt sich „selbst und ständig“ als Linsenputzer bei volkmr fotografie ihm seine Knipsklitsche, hat sich als Chefredakteur 2.0 selbst recycelt, die Metalfriese abgeschüttelt und kämpft mit be subjective! erfolgreich gegen hausgemachte Langeweile, Schubladendenken und seine Profilneurose an. Manchmal darf er auch die RedakteurInnen rumfahren oder Wassereis abstauben.

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