Review: Die HAMMER und der Hammer – Kapelle Petra und Montreal live (12.08.2021, Hannover)

Das mit den Konzerten funzt folgendermaßen: Mensch stellt einige Tage vorher eine Akkreditierungsanfrage beim Veranstalter und irgendwann, zeitnah und rechtzeitig, erfolgt dann die Zusage oder auch nicht. In diesem Fall erste Anfrage ob Zusage, 12.08.21, 7:43 Uhr: nix. Rückfrage um 14:10 Uhr. Wieder nix. Da kann mensch den Gig wohl knicken. Ein Knick-Gig. Dann 16:13 Uhr doch die Zusage. Hallelujah. Jetzt kommt Druck auf, denn ohne Test kein Fest. Also schnell online einen Test vereinbaren, hin zum Testzentrum des Vertrauens, Stäbchen rein und Abwarten. Ergebnis kommt per Mail: Negativ. Supi. Schnell Sachen packen und ab zum Venue. Hechel, Hechel. Für wen macht mensch sich den ganzen Stress hier eigentlich? Lohnt sich das überhaupt? Na klar. Ein Highlight im Rahmen der KommRaus-Festspiele erwartet die Fans im Ricklinger Bad.

Heute spielen die HAMMER und der Hammer

Wenn die Mitglieder einer Band Spitznamen haben ist das meistens eine witzige Sache. Diese Jungs aus Hamm haben alle einen. Sie sind echte HAMMER. Guido “Opa” Schulz (Gesang, Gitarre), Rainer “der tägliche Siepe” Siepmann spielt Bass und Markus “Ficken” Schmidt bedient die Drums. Und die Indie-Truppe hat noch eine Besonderheit. Jaaa. Sie hat eine Bühnenskulptur. Uuuh, eine Bühnenskulptur. Was bitte schön macht denn eine Bühnenskulptur? Na das was sie am besten kann: Rumsitzen und interessiert bis blöd gucken. Wer dabei jetzt an einen leicht bekleideten Adonis denkt, wird enttäuscht. Timo Sprenger ist “Gazelle” und schnell und beweglich wie ein Amboss. Aber das gehört alles zum Programm. Zum Programm von Kapelle Petra.

An irgendeinem Tag wird die Welt untergeh’n
Doch an allen andern Tagen halt nicht
An irgendeinem Tag ist das alles vorbei
Aber jetzt ist noch nicht Schicht
Irgendwann geh’n irgendwie die Lichter aus
Und bis dahin machen wir das Beste draus

Kapelle Petra (Foto: Michael Lange bs! 2021)

Mit “Geht mehr auf Konzerte” beginnt dieser überaus amüsante Abend. “Ficken” Schmidt zählt an und los gehts. Humorvoll, ironisch, witzig. “Ficken” Schmidt zählt an und wieder an und an. Running Gag des Abends. Lieder über Väter, Jugend, Sport, die Gesellschaft, das Leben. Über alles, was so anfällt. Eines ist klar: “An irgendeinem Tag wird die Welt untergehen”, aber heute, hier an diesem wunderbaren Ort, wird es nicht sein. Gut so, “Also stoßen wir an”. Auf das Leben und die Liebe und eine schöne Zeit. Die hat “Gazelle” auch. Uuuh er bewegt sich. Er wird auch nicht so oft eine Urkunde bekommen haben, eher eine “Bundesjugendspieleteilnahmebescheinigung”. Hätte er sich doch mehr angestrengt oder wäre in eine andere Rolle geschlüpft (“Seitdem ich Johnny Cash bin”), dann hätte er wohl mehr Glück bei den Frauen.

Und dann kommt er doch, der Sprenger. Er bewegt sich. Stilecht in 80-er-Ballonseide. “Gazelle trainiert für Olympia”. Geht doch. Nochmal ein Grund anzustoßen.

Das waren also die HAMMER in der ersten Halbzeit. Pausentee und dann Anpfiff zur zweiten Runde. Jetzt wird der Hammer rausgeholt. Der Fun-Punk-Hammer. Aus Hamburg sind Montreal angereist und sie ballern los wie die Blöden. Bamm, Bamm, Bamm.

Montreal sind auch “nur” ein Trio. Keine Skulptur stört auf der Bühne. Genug Platz für Hau-Drauf-Gitarren mit galoppierendem Schlagzeug. Montreal machen Lärm und Alarm wie die Grossen. Bereits seit 2003 sind Hirsch, Yonas und Max Power (noch so ein Spitzname) in der musikalisch einfach strukturierten Welt des Punks zu Hause. Das muss mensch erstmal schaffen und das schaffen auch nur die Guten. Sie geben ja zu, dass sie faul waren in der Coronazeit. Neues Album? Dauert noch. Aber sie haben genug auf der Liste, um einen amtlichen Abend abzuliefern.

Montreal (Foto: Michael Lange bs! 2021)

Mit “Sommer ’96”, “Kino?!” oder “Idioten der Saison” treffen sie ins Punkerherz.

“Katharine, Katharine”, das Steinwolke-Cover, geht sowieso immer und ist besser als das Original. “Danke für die Nase” ist sogar neu. Pogo geht leider nur am Platz, aber Songs mitgrölen geht immer, auch in besonderen Zeiten. Max Power hat sein eigenes Lied. War ja klar. Zum Schluss, auch klar, was sonst:: “Endlich wieder Discozeit”. Das wünschen sich alle. Ein Hammer-Abend.

Galerien (by Michael Lange bs! 2021):

Kapelle Petra (Foto: Michael Lange bs! 2021)

Setlist Kapelle Petra:

  1. Geht mehr auf Konzerte
  2. Reißt die Fenster auf
  3. Die Jugend heutzutage
  4. Weltkulturerbe
  5. Morgen ist frei
  6. Überall diese erfolgreichen Familienväter
  7. Befund
  8. Dachgeschosswohnung
  9. Einsame Insel
  10. Ja
  11. An irgendeinem Tag wird die Welt untergehen
  12. Also stoßen wir an
  13. Bundesjugendspieleteilnahmebescheinigung
  14. Ameland
  15. Pogo in den Sonnenuntergang
  16. Seitdem ich Johnny Cash
  17. Gazelle trainiert für Olympia
  18. Also stoßen wir an (Reprise)

Montreal (Foto: Michael Lange bs! 2021)

Setlist Montreal:

  1. Sommer ’96 (Benzin cover)
  2. Kino?!
  3. Auf der faulen Haut
  4. Idioten der Saison
  5. Zum Glück nicht relevant
  6. Malaria und Heimweh
  7. Dreieck und Auge
  8. Schlechter bester Freund
  9. Katharine, Katharine (Steinwolke cover)
  10. Solang die Fahne weht
  11. Richtig falsch
  12. Danke für die Nase
  13. Pullover
  14. Musik in meinen Ohren
  15. Tag zur Nacht
  16. 15 Jahre für die Punchline
  17. Encore:
  18. Das falsche Pferd
  19. Zucker für die Affen
  20. Max Power
  21. Endlich wieder Discozeit

Links:

www.kapellepetra.de

www.montrealmusic.de

www.kommraus-hannover.de

www.beichezheinz.de

Michael Lange
Michael Langehttps://www.be-subjective.de
Michael Lange. MichaL ist der Methusalix in unserem Team. Ein Original, ein Sympath, ein Genießer von A wie Abba bis Z wie Zabba und im realen Leben ein Stepptänzer. »Jawohl, das mit dem KlackerdiKlack.« MichaL hat schon Rock’n’Roll gehört, da waren die Little Boy Blue and the Blue Boys noch grün hinter den Ohren. Man munkelt er konnte schon einparken, da gab es noch nicht mal Rückspiegel, geschweige denn Einparkhilfen. Dennoch ist die MichaL noch lange kein Oldy oder darauf fokussiert. The big L war plötzlich da. Zeitlos. Unerwartet und doch völlig freiwillig tauchte er in unserem Universum auf und bereichert es. KlackerdiKlack.

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