Review: Das muss so – Molly Hatchet live (11.12.2023, Hannover)

Fast genau vor 6 Jahren, am 12.12.2017, hatte Molly Hatchet ihren letzten Auftritt in Hannover. Seitdem ist einiges passiert, und nicht nur Schönes. Damals war noch Sänger Phil McCormack am Mikro, doch leider ist er im Alter von nur 58 Jahren 2020 verstorben. Wieder einer, der die ohnehin nicht kurze Liste der ehemaligen Bandmitglieder verlängert. Alle sechs Gründungsmitglieder leben nicht mehr und die Nachfolger folgen ihnen jetzt auch schon nach. Doch letztendlich gilt auch für die Band aus Jacksonville, Florida: The Show must go on.

Losing Gravity (Foto: Michael Lange bs! 2023)
Losing Gravity (Foto: Michael Lange bs! 2023)

Doch noch ist es nicht so weit. Erstmal übernimmt eine Band aus Frankfurt am Main, die von einem Texaner gegründet wurde. Da hat Reibeisenstimme Chase Wilborn 2017 alles richtig gemacht und eine richtig gute Truppe um sich geschart und das Ganze dann Losing Gravity genannt. Gitarrist Julian Lapp, Keyboarder Lucas Urner, Bassist Lars Palenzatis sowie Max Friedrich an den Drums bilden die Grundlage für einen satten Sound, den Mister Wilborn veredelt. Hört sich ein bisschen an wie Bryan Adams, also irgendwie Stadion Rock gepaart mit diesem und jenem.

Der Sound ist prächtig abgemischt, alle Instrumente klar und deutlich erkennbar und entsprechend dezibel-druckvoll. „Just for the Summer“ oder „Feel Alive“ sind solche Gute-Laune-Nummern, da kann mensch schon mal die Schwerkraft verlieren.

Molly Hatchet machen praktisch da weiter, wo sie 2017 aufgehört haben. Gemäß ihren Wikinger-Covern (wer ist dieser Typ?) berserkern sie rum, als gebe es kein Morgen. Warum jetzt sowas? Eben war doch alles extraprimagut. Kurze Blickkontaktaufnahme mit dem Mann am Mischpult, der deutet nur Richtung Bühne. Aha!! Wahrscheinlich wurde das beim Soundcheck so abgeklärt und auf die Frage wollt ihr das wirklich so machen, kam dann als Antwort: Jaaa!!

Das muss so

Molly Hatchet (Foto: Michael Lange bs! 2023)

Diese Antwort hat wahrscheinlich auch der Kapitän der Titanic seinem Steuermann gegeben. „Kapitän, müssen wir nicht dem Eisberg ausweichen?“ „Nö, das muss so.“ Na gut, dann wird das jetzt so gemacht. Auf lustigen Sprüchekarten würde jetzt stehen: „Kann man so machen, ist dann aber Kacke.“ Der Sound im Musikzentrum hat sich komplett geändert. Molly Hatchet haben einen Musikbrei angerührt, der mit ganz großen Löffeln den 200 Fans im Musikzentrum um die Ohren gehauen wird. Das ist völlig unverständlich, stehen doch hier vier gestandene, rockgestählte, ältere Kerle und ein Jüngling auf der Bühne.

Flirtin‘ with disaster,
Ya’ll know what I mean.
You know the way we run our lives,
It makes no sense to me.

Molly Hatchet (Foto: Michael Lange bs! 2023)

Bobby Ingram ist ein Ausnahmegitarrist und John Galvin (Keyboard), Tim Lindsey am Bass und Shawn Beamer am Schlagzeug und Ventilator verstehen ihr Handwerk schon seit Ewigkeiten. Alte Haudegen würde man sagen. Ergänzt wird die Truppe um den neuen Sänger Parker Lee, der noch ein junger Wilder ist. Er gießt sich öfter Wasser über Kopf und Körper. Ist das Rock´n´Roll? Kann man so machen, ist dann aber…nass. Da stehen also fünf Einzelkönner auf der Bühne und kriegen gefühlt, Fans mögen anders denken, keine ordentliche Performance hin. Das ist wie aktuell bei der Deutschen Fußballnationalmannschaft. 11 Spieler, aber kein Team. Das macht dann Null Tore, Null Punkte. Raus in der Vorrunde. Die Songs von Molly Hatchet sind nur schwer zu erkennen, beim Cover „It’s All Over Now“ klappt das noch gerade so. Auch die Instrumente lassen sich nicht differenzieren. Alles ein Soundbrei. Da ist das Drum Solo schon ein Highlight.

Sogar einen neuen Song haben sie dabei. Bobby Ingram zum neuen Song: „Im Laufe der Geschichte hat die Menschheit immer wieder dafür gekämpft, für das Richtige einzutreten und die zu Unrecht Beschuldigten zu verteidigen. ‚Firing Line‘ beschreibt, wie man auf dem schmalen Grat zwischen Wahrheit und fälschlicher Beschuldigung durch das System für sich selbst einsteht, um seine Integrität zu schützen und für das zu kämpfen, was richtig ist.“ Gut gesprochen. Zum Schluss kommt noch ihre Uralt-Nummer „Flirtin‘ With Disaster“ (Flirten mit der Katastrophe). Besser kann man den Abend nicht umschreiben.

Molly Hatchet (Foto: Michael Lange bs! 2023)

Galerien (by Michael Lange bs! 2023):

Setlist Losing Gravity:

  1. All You Never Needed
  2. Just for the Summer
  3. Nothing’s Gonna Change This
  4. Feel Alive
  5. Get Loose
  6. This Feeling
  7. Foundations

Setlist Molly Hatchet:

  1. Intro Here I Go Again (Whitesnake song)
  2. Whiskey Man
  3. Bounty Hunter
  4. Gator Country
  5. It’s All Over Now (The Valentinos cover)
  6. One Man’s Pleasure
  7. Devil’s Canyon
  8. Drum Solo
  9. Beatin‘ the Odds
  10. Gonna Live ‚til I Die
  11. Son of the South
  12. Fall of the Peacemakers
  13. Jukin‘ City / Layla
  14. Dreams I’ll Never See
  15. Firing Line
  16. Flirtin‘ With Disaster

Links:
www.mollyhatchet.com
www.losing-gravity.de

Michael Lange
Michael Langehttps://www.be-subjective.de
Michael Lange. MichaL ist der Methusalix in unserem Team. Ein Original, ein Sympath, ein Genießer von A wie Abba bis Z wie Zabba und im realen Leben ein Stepptänzer. »Jawohl, das mit dem KlackerdiKlack.« MichaL hat schon Rock’n’Roll gehört, da waren die Little Boy Blue and the Blue Boys noch grün hinter den Ohren. Man munkelt er konnte schon einparken, da gab es noch nicht mal Rückspiegel, geschweige denn Einparkhilfen. Dennoch ist die MichaL noch lange kein Oldy oder darauf fokussiert. The big L war plötzlich da. Zeitlos. Unerwartet und doch völlig freiwillig tauchte er in unserem Universum auf und bereichert es. KlackerdiKlack.

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