Start Events Konzertberichte Review: Mein Kollege sagt… – ein Abend mit Molly Hatchet (12.12.2017, Hannover)

Review: Mein Kollege sagt… – ein Abend mit Molly Hatchet (12.12.2017, Hannover)

Molly Hatchet (Foto: Michael Lange bs! 2017)

Mein Kollege sagt: da müssen wir hin. Der Laden ist dreckig und ehrlich. Statt schick mit Champus in großer Halle mal flott Flaschbier im kleinen Club. Gute Mugge, ehrlicher Rogg´n´Roll und ganz normale Leude. Halt so wie du und ich. Was will mensch mehr. So steht die Location schon mal fest. Das Zentrum der Musik ist an diesem Abend das Musikzentrum. Jo das passt. Und was gibt´s heute Abend auf die Ohren? Molly Hatchet.

Mein Kollege sagt: Molly Hatchet, das ist wie eine Wurzelbehandlung. Das geht ganz tief rein. Ganz tief rein in den Gehörgang, dann knarzt es etwas, tut aber nicht weh. Molly Hatchet, das ist feinster Southern Rock so wie Lynyrd Skynyrd, Allman Brothers Band oder ZZ Top. Na gut: ZZ ist top, warum nicht auch Molly. Let´s Rock.

In den Sonnenuntergang reiten wir …Quatsch. Die allabendliche Schlägerei im Saloon.. Blödsinn. Das wilde Rodeo (viel besser) an diesem Abend eröffnet die Band mit den zwei Z. Nein, nicht die mit dem Top. Die Dezperadoz sind in der Stadt. Sie haben durchgeladen und feuern musikalisch aus allen Rohren.

Dezperadoz (Foto: Michael Lange bs! 2017)
Dezperadoz (Foto: Michael Lange bs! 2017)

Die Heidelberger Band um ihren Mastermind Alex Kraft haben sich ganz und gar dem Wilden Westen verschrieben. Die Zeit, in der Männer noch ganze Kerle waren. Die Zeit, wo das Wort noch zählte und Zivilcourage kein Fremdwort war. Dezperados sind absolut keine Unbekannten im Rockgeschäft. Um im Genre zu bleiben; ihre Sporen haben sie  sich schon bei zahlreichen Gigs als Vorband verdient. So tourten sie unter anderem mit  Krokus, Axxis, Gotthard, Thin Lizzy, Rage, Sodom, Doro Pesch, Volbeat, U.D.O., und Tesla.

Und das nicht im kleinen Club, sondern bei den großen Geschichten wie dem Wacken Open Air, With Full Force, dem Earthshaker-Fest oder beim Summer Breeze. Ihr Western–Metal geht überall. Respekt.

Noch bemerkenswerter ist das was Alex Kraft über das 2008er-Album „An Eye For An Eye“ sagt: Auf einer Zeitreise in das Jahr 1898 erzählt es die Geschichte eines zum Tode Verurteilten, der nach den ihm anerzogenen religiösen Grundsätzen, aus Rache seinen Freund erschossen hatte und nun auf sein Leben zurückblickt. „Er hatte im Namen der Religion getötet und wurde auch im Namen Gottes zum Tode verurteilt. Keine Religion, kein Glaube, kein Gott kann Zwang, Brutalität, oder Mord, egal in welchem Gottesnamen gutheißen. Der Wahn des Glaubens, untermalt mit Gewalt und Frust ist der Aufhänger allen Übels. Darum geht es in meiner kleinen Geschichte, die diesen Wahnsinn eines guten Mannes und der Umstände in den letzten Tagen des wilden Westens erzählt.“ Dem ist nichts hinzuzufügen. Das Thema ist aktueller denn je. Leider.

Leider ist das Rodeo der Cowboyzz nach acht Songs schon vorbei. Das war handgemachter, schnörkelloser, ehrlicher Rock. So wie Cowboys halt. Yippieyeah!

Yeah, we’re travelin‘ down that lonesome road
Feel like I’m dragging a heavy load
Don’t try to turn my head away
I’m flirtin‘ with disaster every day

Die Antwort lautet: „Ja, es gibt sie noch“. Die Dinos. Die Achtzigeratopse des Rock. Ausgestorben sind sie nicht. Nur die Gründungsmitglieder dieser Kombo leben bis auf einen alle nicht mehr. Also mussten immer mal wieder neue Leute geholt werden. Welche Einstellungsvoraussetzungen dürfte es wohl neben dem musikalischen Können gegeben haben? Eigentlich nur eine. Eine ordentliche Matte am Kopf. Die klassische, amtliche 80er-Rockstar-Matte. Molly Hatchet starten ihre „World Tour“ in Hannover.

Molly Hatchet (Foto: Michael Lange bs! 2017)

Wenn mensch auf das Ankündigungsbild der Band im Internet schaut, sieht der geübte Blick des Fotografen sofort eins: die Bandmitglieder wurden nur von Kopf bis Brust aufgenommen. Und über den Köpfen der Band ist noch mächtig Platz. Ein perspektivischer Supergau. Doch als die Truppe um die Frontmänner Bobby Ingram und Phil McCormack die Bühne entern, wird sofort klar warum das Foto so aufgenommen wurde:  die Jungs haben eine ordentliche Moke.  Doch wieder einmal zeigt sich, was zählen schon Äußerlichkeiten. Es kommt aufs Können an. Und Molly Hatchet können es. Ob Gitarre-über-Kopf-Soli, Quo-Rudel-Rock oder ausgedehntes Drum-Solo, MH beherrschen alles. Musikalisch trifft hier Motörhead auf ZZ Top. Das volle Brett. Das ganze Repertoire.

Molly Hatchet (Foto: Michael Lange bs! 2017)

Mein Kollege sagt: Molly Hatchet, das ist der amerikanische V8, der dein Bier im Becher vibrieren lässt. Das sind die Wurzeln der Hochkultur. Ein Ganzkörperkonzert.

Während der Dezibel-Bereich dreistellig sein dürfte, fällt die Anzahl der Fans eher geringer aus. Schade, Schade. So verpassen sie den Mann am Keyboard. Mister John Galvin. Und ja er spielt wirklich drauf. Hin und wieder hört mensch ihn sogar raus. Die Einstellungsvoraussetzungen? Erfüllt er sowieso,  in vollem Umfang: Matte und Moke.

Molly Hatchet (Foto: Michael Lange bs! 2017)

Der Name der Band geht zurück auf eine Prostituierte namens Molly Hatchet, die im 17. Jahrhundert in den Südstaaten lebte und ihre Freier angeblich köpfte und verstümmelte. Bleibt die alles entscheidende Frage? Wer ist dieser martialische, rothaarige Wikinger auf den Covern der Band ? Ist das Molly´s Aufpasser? Ihr Vollstrecker? Trotz intensiver Befragung am Merch-Stand konnte dieses letzte Geheimnis nicht gelüftet werden. Macht nichts. Irgendwann sind Molly Hatchet wieder auf World Tour und in Hannover. Dann wird auch dieses Geheimnis gelüftet.

Molly Hatchet (Foto: Michael Lange bs! 2017)

Und was sagt mein Kollege? „Geiles Konzert“. Recht hat er, der Kollege.

Galerien (By Michael Lange bs! 2017):

Setlist Dezperadoz:

  1. 600 Miles
  2. Silver City Shuffle
  3. All the Long Way
  4. Cowboyzz
  5. Back In the Saddle
  6. Hellbilly
  7. Rebel Heart
  8. Ghostriders
Molly Hatchet (Foto: Michael Lange bs! 2017)

Setlist Molly Hatchet:

  1. Whiskey Man
  2. Bounty Hunter
  3. Gator Country
  4. One Man’s Pleasure
  5. Fall of the Peacemakers
  6. Devil’s Canyon
  7. Beatin‘ the Odds
  8. Son of the South
  9. Jukin‘ City
  10. Dreams I’ll Never See (The Allman Brothers Band cover)
    Encore
  11. It’s All Over Now (The Valentinos cover)
  12. Boogie No More
  13. Flirtin‘ With Disaster

Links:
www.dezperadoz.de
www.mollyhatchet.com

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