Megaherz, Die! (04.03.2005, Hannover)

Gut, dass ich einer plötzlichen Eingebung nach beschlossen habe, nicht schon viel zu früh an der Halle zu sein. Nachdem ich die letzten beiden Konzerte, die ich im Faust sah, vor Menschenmassen erschrak und ich die Worte "Faust" und "ausverkauft" irgendwie in Einklang bringen musste, bot sich mir diesmal jedoch wieder der gewohnte Blick auf Lücken zwischen einzelnen Grüppchen an Konzertbesuchern. Um 21 Uhr sollte das Konzert losgehen…. es war kurz danach (besten Dank bei der Gelegenheit an den netten Üstrafahrer, der vor meiner Nase weggefahren ist) , als ich die 60er-Jahre-Halle betrat und die Show der Vorband Die! war bereits am Machen.

Ich hatte mir zuvor keine großen Gedanken um diese Band gemacht und war daher mehr als positiv überrascht. Auch wenn das Publikum zu Anfangs noch relativ (dem Wetter angepasst) unterkühlt wirkte, machten diese Jungs ordentlich dampf auf der Bühne. Die Musik gefiel mir ganz gut. Die Texte auf deutsch, überwiegend eingängige Refrains und ihre Instrumente beherrschten sie auch perfekt. Mit einem leisen Schrecken musste ich dann feststellen, dass ich die Band doch schon kannte. Bei dem ein oder anderen Song (z.B."Bis ans Ziel") hatte ich ein derart starkes Déjavu-Gefühl, dass ich später zu Hause tatsächlich in meinen Compilations wühlte und fündig wurde. Ok, ich geb zu: der Tipp von der Bühne, dieser oder jener Song sei möglicherweise bekannt, hat mich auf die richtige Fährte gebracht… Zu ziemlich jedem Liedchen, dass die 4 Herren zum Besten gaben, gab es eine kurze Ansage, eine Widmung für einen ehemaligen Backliner der verstarb, bei einem ruhigeren Song oder ein Lob an den Ersatztonmann, der seine Sache wirklich gut machte. Ebenso wie die Band, denn auch wenn die Halle nichtmal zur Hälfte gefüllt war, stimmungstechnisch kochte es. Um kurz nach halb 10 Uhr mussten Die! Dann aber die Bühne verlassen…unter Jubel und Zugaberufen versteht sich 😉

Der Umbau und Soundcheck vor Megaherz dauerte nun für mein Empfinden mit fast 30 Minuten ein wenig lange, aber als das Herzrhythmus-Intro ertönte, war die milde Frustration wieder verflogen. Auf die Bühne kam eine fünfköpfige Band, die gleich 2 Gitarristen dabei hatte und auch nicht viel Zeit verschwendete… innerhalb kürzester Zeit war dort oben die Hölle los.

Der Sänger fegte über die Bühne, der Drummer drosch wie ein Bekloppter und Bassist und Gitarristen waren am Bangen, als gäbe es kein Morgen mehr. Alleine das wär schon Show genug gewesen 😉 Doch auch die Musik war nicht zu verachten. Sie haben schon eine gewisse Grundstruktur in ihren Songs. Viele Lieder beginnen wie eine Kindermelodie und auch Textteile sind teilweise schon an Märchen angelehnt. "Der Wind der Wind das himmlische Kind…", "Ach wie gut, dass niemand weiss…" oder "Spieglein Spieglein…." sind da natürlich die offensichtlichsten. Doch ruhig bleiben die wenigsten Stücke und mit Kinderliedern haben sie natürlich herzlich wenig gemein. Würde auch kleine Kinder ein wenig erschrecken, wenn der Sänger zwischendurch in sein zweites Mikro brüllte… welches mit einer Art Monsterbrüll-Effekt versehen war. Dieser Effekt brachte ein weiteres Element dazu, das zusammen mit abwechselndem Flüstern, Sprechen, Brüllen und tatsächlichem Gesang unglaublich geladene Songs fabrizierte.

Megaherz spielten eine ausgewogene Set-List, sowohl ältere Stücke wurden gespielt, als auch neue. Den Fans in der Menge gefielen sie alle und ich persönlich war auch mehr als positiv überrascht. Viel kannte ich von der Band ja nicht, um im Vorfeld schon einen Eindruck gehabt zu haben, doch meine wenigen Erwartungen wurden erfüllt und noch eins drauf gesetzt. Glücklich war ich spätestens, als mein persönliches Lieblingslied "Miststück" aus dem Boxen dröhnte… Das Ganze wär noch ein Tick besser gewesen, wenn die zwischenzeitlichen Soundprobleme nicht gewesen wären, aber darüber konnte man gerne hinwegsehen, die Show war jedenfalls klasse. Doch jeder schöne Abend muss einmal ein Ende haben. Nach ohnehin schon 3 Zugaben bekam das Publikum die Band ein letztes Mal auf die Bühne und als auch dieser Song verklang wurde es um exakt 23:22 Uhr dann endgültig Zeit zu gehen…

Links: 

megaherz.de 
faustev.de (Club)

Torsten Volkmer
Torsten Volkmerhttp://www.torsten-volkmer.de
Volkmr, der Gründer des ehemaligen Goth-Zine.de, verdingt sich „selbst und ständig“ als Linsenputzer bei volkmr fotografie ihm seine Knipsklitsche, hat sich als Chefredakteur 2.0 selbst recycelt, die Metalfriese abgeschüttelt und kämpft mit be subjective! erfolgreich gegen hausgemachte Langeweile, Schubladendenken und seine Profilneurose an. Manchmal darf er auch die RedakteurInnen rumfahren oder Wassereis abstauben.

Weitere Artikel

Ähnliche Beiträge

Preview: Alle guten Dinge sind Doom – Draconian mit Nailed To Obscurity und Fragment Soul [2024]

Schwedens Gothic-Doom-Meister Draconian werden in einem Atemzug mit anderen...

Preview: Imminence kehren zur „The Black Tour“ auf die Bühne zurück [2024]

Imminence, haben in den letzten Jahren kühn ihre Nische...

Preview: Hier geht’s um alles – Sondaschule live (2024)

Wer in den Playoffs steht, spielt um die Meisterschaft. ...

Preview: Mein Album, Mein Film, Mein Buch – Gianna Nannini live (2024)

Wenn Frau lange keine medialen Spuren hinterlassen hat und...