Review: Gibst du Alles, kriegst du Alles – Marteria live (20.03.2018, Hannover)

Wenn mensch in jungen Jahren gefragt wird „Na, was willst du denn mal werden?“, dann sind die klassischen Antworten doch Profifußballer, Model oder Schauspieler. Der Typ hätte das alles werden können. Alles wovon junge Menschen so träumen. Und was macht der Kerl? Er macht genau das Alles. Aber ist es auch das, was mensch von Herzen möchte? Was glücklich macht? Anscheinend nicht. Marten Laciny geht den etwas anderen Weg. Statt Paris, Mailand, Rom mit Claudia Schiffer und Co. entscheidet er sich für Rostock. Um Rapper zu werden. Rapper aus Rostock? Alter, bist du irre? Ein bisschen schon. Aber durchaus positiv. Und was soll mensch sagen?  Marteria hat alles richtig gemacht.

Marteria (Foto: Torsten Volkmer bs! 2018)
3Plusss (Foto: Torsten Volkmer bs! 2018)

Die Alben „Zum Glück in die Zukunft I + II“ sind überaus erfolgreich und die aktuelle Scheibe „Roswell“ steht den Vorgängern in nichts nach. Doch bevor Marteria auftritt wird dem Nachwuchs eine Chance gegeben. Aber nicht ohne Ansage. Die kommt von Marteria himself aus dem Off. „Junge hier ist deine Chance in Hannover, jetzt liefer ab.“

3Plusss (benannt nach der höchsten Pflegestufe) sind Denis Berndt und sein DJ. Gar nicht so einfach nur mit einem Laptop den Einheizer für 5000 Fans in der ausverkauften Swiss Life Hall zu machen. Aber bei dem Duo handelt es sich um keine Rap-Rookies, haben sie doch mit dem Album „Gottkomplex“ erste Achtungserfolge erzielt. Songs wie „Hey, Pinguin“, „Gespenster“ oder „Ich und meine Freunde“ machen Bock auf mehr.

3Plusss (Foto: Torsten Volkmer bs! 2018)

Der ehemalige Battlerapper aus Essen ist gerne sozialkritisch, aber auch sympathischerweise selbstironisch wie in „Ich hab Hip Hop nie verstanden“. Einspruch. Stimmt nicht. Die Jungs wissen wie es geht. Das war ein ordentlicher Auftritt.

Mindestens 3+

Marteria landet direkt aus „Roswell“ via AIR Et Ram in Hannover. Und das bereits das zweite Mal innerhalb von 3 Monaten. Hat er sich verflogen? Was will er hier schon wieder? Wollen die Leute ihn nochmal sehen? Hannover ist für ihn die zweite Liebe nach Rostock. Hier ist das beste Publikum nach seiner Heimatstadt. Hannover weiß wie Marteria-Party geht. Dafür liebt er Hannover und „schenkt“ den Fans ein Zusatzkonzert. Als einzige Stadt übrigens, neben Rostock natürlich. Niedersachsen. Hannover. Marteria. Das passt.

Marteria (Foto: Torsten Volkmer bs! 2018)

Endlich fühl‘ ich mich lebendig
Es ist ein großer Schritt für mich
Und nur ein kleiner für die Menschheit
Ich fang‘ an zu dirigier’n, eure Köpfe explodieren
Vom Endboss zur Endzeit!

Marteria (Foto: Torsten Volkmer bs! 2018)

Und dann startet das Raumschiff. Bei Songs wie „Roswell“, „Aliens“ oder „Scotty beam mich hoch“ wähnt mensch sich thematisch im unendlichen Orbit aber das ist natürlich nicht so Vielmehr hält Marteria den Leuten den Spiegel vor. Klagt an was alles falsch läuft auf der Erde. „Aliens“ ist eine Ode an alle Außenseiter und bei „Roswell“ ist natürlich Rostock gemeint. Marteria verpackt in fetten Beats Sozialkritik en masse. Von hintenrum ins Auge mit viel (Bass-)druck.

Verschiedenste Blickwinkel auf die Gesellschaft, auf das Konsumverhalten („Neue Nikes“) im allgemeinen und seinem Verhältnis zum Geld im speziellen („Das Geld muss weg“). Er plädiert für Empathie und Toleranz mit „Links“ und politisch kann er sowieso. In „El Presidente“ äußert er Kritik an Staatsoberhäuptern, die ihren Job nicht ernsthaft und mit vollem Einsatz machen. Marteria ist mit vollem Einsatz dabei. Er hat erkannt, dass 70, 80 Prozent zu wenig sind. Immer am Limit. Volle Kante, volles Brett. Stimmung, kollektives Ausrasten. 5000 drehen durch.

Marteria (Foto: Torsten Volkmer bs! 2018)

Gibst du alles,
kriegst du alles.

„Alles verboten“ zusammen mit Denis ist der erste Stimmungs-Orgasmus. Dann irgendwann ein Break. Nebel hüllt die Bühne ein. Rein in die Vergangenheit von Marteria. Marsimoto übernimmt. Mit verstellter Stimme und Masken performt die Band und Marsimoto Songs wie  „Grüner Samt“, „Eine kleine Bühne“ oder auch „Chicken Terror“.

Marteria (Foto: Torsten Volkmer bs! 2018)

Marsimoto ist eine Hommage an das Alter Ego Quasimoto des US-amerikanischen Rappers Madlib. Soviel aus dem Klugscheisserbereich, zurück auf die Bühne. Die Nebel haben sich verzogen und wer jetzt noch nicht durchgeschwitzt ist (was unwahrscheinlich sein dürfte) wird es gleich sein, denn jetzt holt Herr Marten Laciny die Kracher raus. „Kids“, „Lila Wolken“, „OMG“. Kein Halten, keine Verschnaufpause mehr.

Marteria (Foto: Torsten Volkmer bs! 2018)

Feuer, Feuer, Feuer!

Marteria (Foto: Torsten Volkmer bs! 2018)

Und das Beste kommt wie immer zum Schluss. Hinsetzen, Hinsetzen, Countdwown, Auuussssrasssten. Nicht einmal. Vier, fünfmal. In der Version Oberkörperfrei, T-Shirt-Wedeln oder T-Shirt-Wegwerfen. Geil. Einfach nur geil. Und als Belohnung obendrauf geht  Marteria  mitten rein ins Publikum und macht Wall of Death mit ihnen und wird dann auf Händen von seinen Fans zurück zur Bühne getragen. Wahnsinn der Typ. Marteria wird definitiv wiederkommen. Niedersachsen, Hannover. Marteria. Das passt einfach.

20 Sekunden. Check

Galerien (by Torsten Volkmer bs! 2018):

Marteria (Foto: Torsten Volkmer bs! 2018)

Setlist:

  1. Roswell
  2. Aliens
  3. Endboss
  4. Scotty beam mich hoch
  5. El Presidente
  6. Bengalische Tiger
  7. Alles verboten  (mit 3Plusss)
  8. Tauchstation
  9. Blue
  10. Skyline mit zwei Türmen
  11. Neue Nikes
  12. Marteria Girl
  13. Verstrahlt
  14. Das Geld muss weg
  15. Links
    Marteria (Foto: Torsten Volkmer bs! 2018)

    Marsimoto

  16. Grüner Samt
  17. Eine kleine Bühne
  18. Chicken Terror
  19. Der Nazi und das Gras
  20. Der Döner in mir
    Marteria Set 2
  21. OMG!
  22. Kids (2 Finger an den Kopf)
  23. Lila Wolken
    Encore
  24. Welt der Wunder
  25. Feuer
  26. Die letzten 20 Sekunden

Links:
www.facebook.com/3Plusss
www.marteria.com

Veranstalter:
Four Artists
Living Concerts

Michael Lange
Michael Langehttps://www.be-subjective.de
Michael Lange. MichaL ist der Methusalix in unserem Team. Ein Original, ein Sympath, ein Genießer von A wie Abba bis Z wie Zabba und im realen Leben ein Stepptänzer. »Jawohl, das mit dem KlackerdiKlack.« MichaL hat schon Rock’n’Roll gehört, da waren die Little Boy Blue and the Blue Boys noch grün hinter den Ohren. Man munkelt er konnte schon einparken, da gab es noch nicht mal Rückspiegel, geschweige denn Einparkhilfen. Dennoch ist die MichaL noch lange kein Oldy oder darauf fokussiert. The big L war plötzlich da. Zeitlos. Unerwartet und doch völlig freiwillig tauchte er in unserem Universum auf und bereichert es. KlackerdiKlack.

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