Die Welt nimmt ihr Ende. Unter geht sie mit Donnerblitz und Donnerwetter, gehüllt in dichten Nebel. Wenn es nun zur letzten Schlacht geht, fordert der gemeine Habitus eine adäquate Einstimmung auf die Endzeit, geliefert wird sie bei Deathrite’s und Mantar’s Tourauftakt im Forum Bielefeld.
Grollen erschüttert Mark und Bein,
Lichtblitze durchzucken die weiße Brühe in der Luft.
Durch Bass und Gitarrenriffs windet sich ein klirrendes Becken. Köpfe nicken, Haare schwingen, Fäuste recken sich in die Luft und schneiden den Nebel, der unaufhörlich strömt. Wolken füllen den Raum bis mensch die Faust über dem Kopf nicht mehr erkennen kann.
Doublebass und Sirenen schallen aus dem Nichts. So läuten Deathrite aus Dresden die Endzeit ein, machen heiß auf Mantar’s Ode to the Flame, wärmen Nacken auf um Haare schwingen zu lassen, bringen das Blut zum Pulsieren.
Mistgabelgleich reckt Sänger Tony den Mikrofonständer in die Luft, dirigiert den Marsch in die letzte Schlacht. Köpfe rauchen, die Bühne raucht, eine Szene getränkt in blutrotes Licht. Das Publikum getränkt in Endzeitstimmung, Aufbruchs- und Kampfeslust, so wird das Schlachtfeld vorbereitet.
Von 100 auf Null in nur einer Umbaupause.
Aufprall auf die Nebelwand. Stimmungstief. Wohin ist die Kampfeslust verschwunden? Wurde die Endzeit doch noch abgewendet? Stroboskoplicht blendet, die Bühne unter dem Nebel kaum noch ausfindig zu machen. Zum Blitzlichtgewitter wird im Takt genickt, hier und da fliegen ein paar Haare (immerhin Shampooduft), ansonsten weicht die Motivation zugunsten allgemeiner Trägheit. Kaum geht die Welt doch nicht unter, ist keiner mehr bereit zu Kämpfen.
Das einzige, was der gemeine ostwestfälische Habitus noch mehr als solches outen würde, wäre rhythmisches Klatschen im Takt. Dazu scheint ebenfalls keine Motivation vorhanden zu sein. Songwechsel passieren nahezu applauslos.
Musikalisch von der gewohnt besten Seite zeigt sich das Duo Mantar. Power von Song zu Song, ein Übergang jagt den nächsten. Balanceact auf dem Pedalboard, ein Rush zum Mikrofon, dazwischen noch akrobatische Posen von Sänger und Gitarrist Hanno Klänhardt. Gegenpol dazu ist Schlagzeuger Erinç Sakarya, stationär, präzise, auf dem Punkt.
Immer wieder verschwinden die beiden in dichter Brühe. Den Weg weisen dreiarmige Kerzenständer, eine Ode an die Flamme, Orientierungspunkt im weißen Nichts. Stück für Stück nimmt der Höllenritt an Fahrt auf. Hanno kämpft sich durch den Nebel, tritt immer woanders aus ihm hervor, kehrt zurück zum sicheren Heimathafen – Mikrofon und Pedalboard – und verschwindet wieder im Nirgendwo.
eine Ode an die Flamme
Trotz Bemühungen seitens Mantar ist die Luft beim ostwestfälischen Habitus raus. Unsicherheit verdrängt Kampfeslust. Die Stimmung gleicht einer unsicheren Fahrt über nebelige Landstraßen, ostwestfälische Begeisterung eben. So ist es auch kaum verwunderlich, dass beim Abgang der beiden Musiker schon nach wenigen Sekunden der Applaus verebbt und ohne eine Zugabe endet. Zumindest letzteres ist man von Mantar gewohnt.
Der Abend hinterlässt das Gefühl eines laschen Tourauftakts, keineswegs den musikalischen Fähigkeiten der Bands geschuldet, der Leidenschaft und Präzision der selbigen oder der, wenn auch sehr vernebelten, guten Lichtshow und Soundabstimmungen.
Eher scheitert es am Publikum, das sich nach anfänglichem Überschwang einer untätigen Schockstarre hingibt. Die ostwestfälische Mentalität nimmt eben doch Überhand.
Galerien (by Rune Fleiter bs!):
Setlist Mantar:
- The Stoning
- Praise The Plague
- Into The Golden Abyss
- Spit
- Cross The Cross
- Pest Crusade
- The Berserker’s Path
- Cult Witness
- Swinging The Eclipse
- Astral Kannibal
- The Huntsmen
- Era Borealis
- Sundowning
- White Nights
Setlist Deathrite:
- Breathing Doom
- Golden Age
- Predator
- Revenge & Reperations
- Determinate
- Wrathbringer
- Toxic Hammer
- Infernal Domination
- Ever Black
- Evil Arises
- Misfits
Links:
www.facebook.com/MantarBand
www.facebook.com/deathrite666