Bei der Computermesse Cebit in Hannover lief es in den letzten Jahren nicht so wie es sollte. Ein angestaubtes Image sorgte für stagnierende Besucherzahlen. Es gab zwar die jährlichen technischen Innovationen, aber wenn diese nur dem Fachpublikum zugänglich sind, entsteht Desinteresse in der Bevölkerung. Was also machen? Einen gepflegten Cut.
Alte Zöpfe abschneiden und das Ganze auffrischen. Junges Publikum anlocken. Die Verantwortlichen der Cebit haben dies erkannt und alles umgekrempelt. Neben einem günstigen Abendticket gibt es auf dem D! Campus, dem Herzstück der Cebit, diverse Attraktionen der Branchegrößen. Ob virtuelle Mondlandung, Riesenrad, eine Art fliegende Untertasse, übergroßes Bällebad oder richtig im Wasser auf der Welle surfen, das ist richtig fett was hier abgeht. Und abends? Mensch wird es nicht glauben. Auch Schlipsträger haben Bock auf Party. Alle Nationen, alle Altersstufen. Ob Frau, ob Mann, Livemusik zieht die Massen an.
Opener des Abends sind Giant Rooks aus Hamm. Eine vom Durchschnittsalter junge Band mit erwachsener Musik. Frederik Rabe (Gesang, Gitarre, Percussions, Synthesizer), Finn Schwieters (Gitarre), Luca Göttner (Bass), Finn Thomas (Schlagzeug) und Jonathan Wischniowski (Piano, Synthesizer) machen nach eigenen Aussagen Art-Pop: experimentelle Sounds treffen auf poppige Elemente. In Hannover waren sie schon öfter. Im November 2017 noch Support-Band, im Januar 2018 schon auf eigener Tour. Im Sommer sind sie unter anderem beim Deichbrand und beim Lollapalooza anzutreffen.
Und da geht noch viel mehr. Ehrlicher, super tanzbarer Pop ist der LockermacherSchlipsknotenlöser an diesem schönen Sommerabend. Noch sind die Jungs im Auftreten etwas schüchtern, die Ansagen kurz und bündig. Hier zählt noch die Musik mehr als die Show. Aber das ist letztendlich das Wichtigste. Das Rest kommt von allein. Qualität wird sich immer durchsetzen. Die Hammer sind der Hammer.
I’m falling in love with your favorite song
I’m gonna sing it all night long
I’m gonna dance with somebody
Dance with somebody
Dance, dance, dance
Wenn eine Band aus Skandinavien schon länger im Geschäft ist, darf mensch sie dann als Alter Schwede bezeichnen? Lieber nicht. Mando Diao haben in ihrem fast 20-jährigem Bestehen schon alles gesehen, alles erlebt. Sie waren schon da wo die Türme aus Hamm noch hinwollen. (Logisch, sind ja auch schon älter).
Zuletzt war es etwas still geworden um die Band. Aber weg waren sie nie. In 2017 haben Björn Dixgård und seine Jungs sich auf die schwedische Insel Gotland zurückgezogen, sind ganz schwer in sich gegangen, und haben gemeinsam Songs geschrieben. Das war gut. Das war wichtig. Das war Back to the Roots. Das war eine gute Zeit. Heraus gekommen ist das neue Album “Good Times” . Wie passend. Songs wie “Shake”, “One Two Three” oder “Good Times” sind das Grundgerüst dieses Gigs. Da ist er wieder. Dieser unverkennbare Mando Diao- Rock´n´RollPop. Geht direkt in die Beine, macht gute Laune auf dem D! Campus. Hier tanzen Chinesen, neben Amis, neben Franzosen, neben Deutschen.
Musik verbindet.
All das zusammen fügt Frontmann Dixgård. Er ist Sänger, Stimmungsmacher, smarter Typ in einer Person. Respekt! Alter Schwede! Der Typ ist echt eine coole Sau. Problemlos schafft er es die Stimmung nicht nur zu halten, sondern auch noch zu steigern, bis dann die ihr Überhit „Dance With Somebody“ den Campus in ein Tollhaus verwandelt. Das neue Konzept der Messemacher ist aufgegangen. Die Cebit rockt.
Galerien (by Torsten Volkmer bs! 2018):
Setlist Giant Rooks:
- Thunder
- Bright Lies
- Wild Stare
- Slow
- Chapels
- Head by Head
- New Estate
- Mia & Keira (Days to Come)
Setlist Mando Diao:
-
Mexican Hardcore
- You Got Nothing On Me
- Gloria
- Sweet Ride
- Good Times
- Mr. Moon
- How We Walk
- The Band
- He Can’t Control You
- Down in the Past
- Dancing All the Way to Hell
- One Two Three
- Shake
Encore - Long Before Rock ’n‘ Roll
- Dance With Somebody