Review: Madrugada- das schönste Comeback des Jahres (26.09.2019, Bremen)

Bereits im Februar waren Madrugada nach 10 Jahren Bandpause das erste Mal wieder auf Tour. Nun haben sie endlich ihren weg in das bremische Kulturzentrum Schlachthof gefunden. Der Saal ist voll mit erwartungsvollen Gesichtern, viele, wenn man etwas lauscht, Madrugada Fans erster Stunde. Gerade für diese soll dieser Abend etwas ganz Besonderes werden. Die Band wird ihr Debütalbum „Industrial Silence“ zum 20jährigen Jubiläum komplett performen, bevor es zum Abschluss noch einige Songs aus der restlichen Diskografie der Norweger geben wird. Allein das Industrial Silence Album dauert auf Platte 63:47 Min., daher ist die Entscheidung auf einen Support zu verzichten nachvollziehbar.

Madrugada (Foto: Thea Drexhage bs! 2019)

So let’s start, so let’s start, so let’s start tear it all apart
You’d better run, you’d better run,
You’d better run before you have a heart

Madrugada (Foto: Thea Drexhage bs! 2019)

Als die Mannen um den charismatischen Høyem endlich die Bühne betreten ist die Begeisterung groß. 20 Jahre hin oder her, die Band lässt die Stücke in neuem Glanze erscheinen und beweist einmal mehr, wie zeitlos und universal Musik funktioniert. Das Publikum, vor allem die Frauen, hängen an Høyems Lippen, der genauso wenig wie seine Songs gealtert zu sein scheint. Zeitlos ist auch die Bühnenshow, die überwiegend geprägt durch blaues Licht, dezenten Projektionen und sparsam eingesetzten Effekten, wie einer Diskokugeljacke beim Song „Norwegian Hammerworks Corp.“, der Musik genug Raum gibt, um sich zu entfalten.

Madrugada (Foto: Thea Drexhage bs! 2019)

Der Schlachthof erweist sich einmal mehr als perfekte Location für diesen Abend, der Sound wie immer makellos. Durch die Stufen passen zwar viele Menschen in den Saal, doch durch die zahlreichen Ebenen und vor allem durch den fehlende Bühnengraben bleibt die Atmosphäre intim. Es gibt eigentlich nichts zu beanstanden, bis man, nach dem Ende des Industrial Silence Sets merkt, dass in der Band noch viel mehr Energie steckt, denn die Performance der restlichen Songs des Sets wirkt, als hätte sich ein dicker Knoten um die Band gelöst. Alles scheint freier, lockerer und beschert einen absolut gelungenen Abschluss eines der Konzerthighlights des Jahres.

Setlist Madrugada:

Madrugada (Foto: Thea Drexhage bs! 2019)
  1. Vocal
  2. Belladonna
  3. Higher
  4. Sirens
  5. Shine
  6. This Old House
  7. Strange Colour Blue
  8. Salt
  9. Norwegian Hammerworks Corp.
  10. Beautyproof
  11. Quite Emotional
  12. Terraplane
  13. Electric
  14. Black Mambo
  15. Nightly Disease Pt. II
  16. Only when you’re gone
  17. What’s on your mind
  18. Majesty
  19. The kids are on High Street
  20. Valley of Deception

Links:
www.madrugada.no

Thea Drexhage
Thea Drexhagehttps://www.be-subjective.de
Thea Drexhage hat Salma Hayek einiges voraus! 10 mm. Wie die meisten Frauen der Redaktion, Duffy, Beth Ditto, Joan Rivers oder Angus Young kann sie die MusikerInnen aus dem Bühnengraben also völlig problemlos sehen, wenn jemand ihren Hocker trägt, wird aber - das hat sie mit Salma dann doch wieder gemein - dennoch viel zu oft auf Ihre Körpergröße, ihre Mähne und ihre leicht misanthropischen Anflüge reduziert. Damit sie also nicht im nächstbesten Titty Twister von Sonnenunter- bis Sonnenaufgang Menschenmengen und Bläser mätzelt, halten wir “Aggro-Thea”, die zuvor ganze Landstriche in Mecklenburg Vorpommern ausgerottet hat, halbtags im spießbürgerlichen Oldenburger Exil an der langen Leine. Seither legt sich die scheißpünktliche existentialistische Besserwisserin analog mit Sartre, Camus & Kodak an und ja, auch wir müssen neidlos zugestehen, dass der Instagram-Account ihrer beiden Katzen “Salma” und “Hayek” mehr Follower pro Tag hat, als unser webzine im ganzen Jahr.

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