Man nehme eine Priese Reggae mit dem entspannten Geschmack von Sommer, Sonne, Good Vibes und Dreadlocks. Ergänze dieses mit einem Löffel Ska-Punk, nach vorne preschende Wut gegen die Missstände auf dieser Welt, Offbeat und Pfeffer im Text.Abgeschmeckt wird die Mischung mit Techno, 90er Jahre, Fellstulpen, wirbelnden Händen zu schwindelerregend schnellen Beats im Strobolicht. Anschließend positioniere man diese Mischung im frisch umgebauten Lokschuppen und erhalte: LaBrassBanda – Blaskapelle, Lederhosen und Blasmusikyoga. Klingt nicht wirklich passend, schmeckt aber ausgezeichnet.
Langsam macht sich eine kleine Schlange auf zwischen Einlass und Garderobe. Leer scheint es, gemütlich, bayrisch urig in der kleineren der beiden Hallen, wie der Pfeil hinter dem Einlass verrät. Das dieser Eindruck falsch ist, zeigt sich spätestens beim Abbiegen in ebendiese. Schon lange vor der Vorband tummelt es sich im Veranstaltungsraum. Selten sieht man ein so altersgemischtes Publikum, hin und wieder eine Lederhose, auf jeden Fall aber durchweg Vorfreude im Gesicht.
Grüße aus der Lieblingsnachbarstadt Österreich
Das Intro von Löwenzahn erklingt, folkshilfe erklimmen die Bühne, schnallen sich ihre Instrumente um, ziehen die Gurte fest und los geht die wilde Fahrt.
Vom ersten Ton an macht das Publikum mit, hängt heiß brennend an den Lippen der drei singenden Musiker, schmilzt bei den verschmitzen Blicken von Gitarrist Paul Slaviczek, würdigt die kleinen Tanzeinlagen der Band.
Etwas Leichtes als Vorspeise
Im Takt wird gewippt, im Takt soll geklatscht werden. Auf 2 und 4, wenn eine Region das kann, dann OWL. Die der Band eingeräumten Übungstakte werden genutzt, um sich so richtig einzugrooven. Lässig lockere Knie runden die Performance ab. 4 Minuten Song sind ein Leichtes für das geübte Publikum, so grundieren Klatscher im Takt sogar die Ansagen im Zwischenspiel. Das angekündigte Quetschenbasssolo von Florian Ritt lässt offene Münder zurück. Wer sonst kann einzig mit seiner linken Hand ein Basssolo spielen – ohne Bass?!
Mittlerweile ist die kleine Halle gefüllt bis auf den letzten Platz, warm ist es, wärmer wird es durch die tanzenden Wogen. Folkshilfe verbreiten so gute Stimmung, sie könnten den Abend locker alleine bestreiten. Aber wer gibt sich schon mit der Vorspeise zufrieden, wenn der Hauptgang erst noch serviert wird? Mit gut gewürztem und panierten Publikum dauert es nicht lang, bis der Mainact seinen Auftritt beginnt.
Oans Zwo Dra Vieah
Wenn die Pfanne heiß ist, muss man schnell sein. So rennen LaBrassBanda auf die Bühne, barfüßig wie leichtfüßig, heiß auf die kommende Zeit im Lokschuppen. Die Krachlederne sitzt, die Blasinstrumente glänzen, der Applaus des Publikums schürt das eh schon heiße Feuer weiter an. Haben folkshilfe den Lockschuppen aufgetaut, sind jetzt alle bereit für den Schnellkochtopf.
Auf Blasmusik kann man nicht cool tanzen
… dafür aber schnell und ausgelassen.
Zum zehnjährigen Bandjubiläum gab es eine Welttournee, zu den einzelnen Ländern Songs und zu ebendiesen ein Haufen witziger Anekdoten, die einfach erzählt werden müssen. Damit diese genügend Zeit finden gibt es südamerikanisches Klatschen: Schnell, laut, effektiv und schnell wieder vorbei. Kollektive Luftgitarrensolos garnieren ein Gericht, dessen Einflüsse quer über den Globus verteilt verortet werden.
Roskilde oder RiLo, das ist egal
Wenn eine Band vom Chiemsee zum Roskilde Festival geladen wird, muss diese Großartiges vollbringen. „Wir ham’s nicht hinterfragt. Für uns war klar: Endlich hat’s mal einer gecheckt“.
Dass parallel Oasis spielen und 70.000 Zuschauer mit 2 bei LaBrassBanda konkurieren, wurde der Band erst beim Auftritt bewusst. Zu Gute kam ihnen allerdings (zumindest laut Story) eine besonders langweilige Passage bei Oasis’ Auftritt, so dass LaBrassBanda’s Bavarian Techno mit seiner (aus der Not geborenen) 7-Minuten-30-Version die Zuschauerzahl von 2 auf 6.000 erhöhte.
Das heute nicht ganz 6.000 Leute zuhören lässt die Band nicht weniger powern. Immer weiter wird das Feuer geschürt. Angeheizt, verschwitzt, scharf gewürzt und nachgesalzen.
Wie heißt Palanzen nochmal auf Bayrisch?
Die guten alten 90er. Techno. Alles ist erlaubt. Umarmungen erden verteilt, nach rechts, nach links und an sich selber. Eine Kindertanzschule in San Francisco brachte den Jungs einfache Tanzschritte bei. Nach einem Übungsdurchlauf sitzt alles, wird zum nächsten Song palanzed und singend dargeboten.
Ihr braucht’s härter oder?
Egal wie sehr gepowert wird, egal wie viel Bewegungsdrang noch übrig ist: Sicherheit geht vor. Um Zerrungen vorzubeugen, um Kraft zu tanken, für die letzten 15 Minuten, um ein letztes Mal durchatmen zu können: Blasmusikyoga. Sonst zerrt man sich schließlich noch was und das will ja keiner.
Dann: Die Hardcoreviertelstunde. 15 Minuten Power ohne Pause. Noch einmal von allen Seiten scharf anbraten, Pausenlos, Atemlos. Im Tempo holländischer Radfahrer Zugaben einfordernd. Klatschchöre auch über die Endmusik heraus. Zugaben erhaltend und dankbar annehmend.
Woas wa denn des?
Wie zu Beginn angekündigt. Jeder, der heute verschwitzt aus dem Lockschuppen kommt, mit glühenden Wangen und dem Herzen voller Glück, der war bei einem großartigen Konzert. Das Gericht wurde so heiß serviert wie gekocht. Gemundet hat es eindeutig.
Galerien (by Rune Fleiter bs! 2018):
Setlist:
- Intro
- Bierzelt
- Ujemama
- Aussenriess
- Inter Mailand
- Marienkäfer
- VW Jena
- Bauernbua
- Autobahn
- Scheena Dog
- Cadillac
- Johnny
- Indian Explosion
- Australien
- Soultrain
- Holland
- Ringalbleame
- Nackert
- Rotes Hoserl
- Ofree
- Des kannst glam
- Russland
- Alarm
- Opa
- Zehnerfuxa
- Natalie
- Tubissimo
Encore: - Konned Medley
- Austria Medley
- Techno Europa
- Schweden, Doda Hos