Bereits im vergangenen Jahr verkauften Kettcar 3x hintereinander Hamburgs Große Freiheit aus, aber das reicht einfach nicht. Heute geht’s ins schöne Mehr!Theater – ebenfalls restlos ausverkauft. Über 3000 Köpfe haben Bock auf Hamburgs Lokalhelden und Love A, zumindest die, die das letzte Memo noch nicht bekommen haben: Jörkk Mechenbier ist krank. Scheiße. Schade.
Macht mal lauter!
Für Ersatz ist gesorgt, das Grand Hotel van Cleef hat schließlich immer was in der Hinterhand. In diesem Fall Fortuna Ehrenfeld. Das verquere Kölner Trio hat sich im vergangenen Jahr auf diversen GHvC Veranstaltungen und unzähligen Soloshows in die Herzchen zahlreicher Menschen spielen können, die offen sind für die schrägen Kreationen Martin Bechlers. 3000 Gäste zu befriedigen, die eigentlich mit ‘ner ganz anderen Vorgruppe gerechnet haben: keine leichte Nummer. Die „Rakete“ zündet in den ersten Reihen zum Glück ganz hervorragend und es wird begeistert mitgesungen. Leider spielen Fortuna Ehrenfeld so leise, dass alle anderen Gäste mit Schrecken feststellen müssen, wie schief da eigentlich mitgesungen wird. Entgegen der Vernunft, das nächste Mal einfach den Verstärker etwas aufdrehen! Trotzdem:
Cooles Set, coole Show, coole Plüschtatzen!
Entgegen der üblichen 30 Minuten gönnen Kettcar den Fortunas sogar 40. Auch cool. Kürzere Umbaupause. Die Spannung steigt. In der vorangegangenen Woche gab es zahlreiche Neuigkeiten. Mit „Palo Alto“ und „Scheine in den Graben“ wurden kurz hintereinander zwei Songs aus der, am 15. März erscheinenden, EP „Der süße Duft der Widersprüchlichkeit (Wir vs. Ich) vorgestellt.
Die ersten Töne von „Rettung“ erklingen. Kettcar haben ein paar Bläser im Gepäck. Das Mehr! Theater jubelt. Stimmiges Set. „Scheine in den Graben“ funktioniert auch Live. Marcus singt und Reimer quasselt. Geschichten aus Hamburg, herzlich komische Anekdoten über seine Mutter. Reichlich Applaus für seine Mutter. Trotz all des Ernsts, der vor allem zuletzt Kettcarsongs bestimmt, könnte die Stimmung auf als auch abseits der Bühne kaum besser sein.
„Listen Band! Solange es diese Band gibt werden wir versuchen zwischen unseren politischen Liedern und unseren Liebesliedern keinen Unterschied zu machen. Begrüßt mit mir unsere einzige Coverversion heute: Angel of Death von Slayer!“ – Marcus Wiebusch
Kurze Verwirrung. Riesen Spannung! Statt Slayer gibt’s „Balu“. Großartige Nummer. Jeder liebt „Balu“. Aber ohne scheiß: „Angel of Death“ als Kettcarinterpretation, das wär’s gewesen. Das nächste Mal? Bittebittebitte? Abseits dessen fehlt an diesem Abend nichts. Taxen, Ankunftshallen, Landungsbrücken, Deiche – Kettcar nehmen uns überall mit hin, auch die auf den billigen Plätzen. Vor allem von den hintersten Plätzen ist der Anblick des gefüllten Mehr! Theaters am beeindruckendsten. Die große Bühne mit den vielen Bildschirmen, der tollen Lichtshow und all den glücklichen Menschen davor, eine Aussicht, die es bei den üblichen Kettcarclubkonzerten nur selten gibt. Da stört auch der stellenweise nicht ganz so perfekt abgestimmte Sound nur wenig.
21 Songs. Ein langer Abend. Noch fix dem Zahnarzt das Skateboard vererben und dann ab nach Hause. Mit’m Fahrrad hoffentlich, die Herren haben’s ja nicht weit.
Galerien (by Thea Drexhage bs! 2019):
Setlist Fortuna Ehrenfeld:
- Das letzte Kommando
- Analoges Mädchen
- Rakete
- Helm ab zum Gebet
- Gegen die Vernunft
- Hundeherz
- Gliterschwein
- Penn‘ Könn‘
Setlist Kettcar:
- Rettung
- Money left to burn
- Sommer ’89
- Scheine in den Graben
- Benzin und Kartoffelchips
- Graceland
- 48 Stunden
- Balu
- Balkon gegenüber
- Der Tag wird kommen
- Lattenmessen
- Den Revolver entsichern
- Palo Alto
- Im Taxi weinen
- Ankunftshalle
- Auf den billigen Plätzen
- Landungsbrücken raus
- Trostbrücke Süd
- Kein Außen mehr
- Deiche
- Mein Skateboard kriegt mein Zahnarzt
Links:
www.ghvc.de
www.facebook.com/fortunaehrenfeld