Wer am Vortag in voller Badbesetzung Hamburg rockt kann am nächsten Tag schonmal durchhängen. So ging es zumindest Sänger Nicholas Müller der kürzlich wiedervereinten Jupiter Jones beim Picknickkonzert in Oldenburg. Die Stimmbänder haben eine Pause gefordert. Da die Band an diesem Abend eh nur akustisch als Trio auftrat, war das auch gar nicht weiter wild.
Das Vorprogramm übernahm Sänger Mijo, der mit seinen deutschsprachigen Popsongs versuchte das Publikum auf die Band einzustimmen. Mit zahlreichen rührseligen Anekdoten zu seinen Songs erlangte er zwar die Aufmerksamkeit der Gäste, konnte jedoch niemanden von den Picknickdecken reißen. Das war einfach etwas zu viel Kitsch, zu viel Pathos, wenngleich die technische Gesangsleistung des Sängers nicht zu verachten war.
Kurze Zeit später betrat ein sichtlich geknickter Nicholas Müller die Bühne, im Gepäck eine dicke Entschuldigung für die heisere Stimme und viele Tassen Fenchel-Ingwer-Tee, oder etwas ähnlich Schreckliches.
Der Situation geschuldet ging das Set nur etwas über eine Stunde und bestand aus überwiegend aktuelleren Stücken. Das Publikum hat es der Band verziehen. Statt wilder Tanzorgien gab es eben gemütliches Lümmeln auf den Picknickdecken mit Bier, Wein, per App gelieferte Speisen und zufriedenen Applaus.
„In Oldenburg fängt bestimmt mal der Weltfrieden an“, bemerkt Müller, der scheinbar mit brennenden Mistgabeln und Buh-Rufen gerechnet hat. In der Stadt an der Hunte sind die Menschen eben zufrieden. Kein Grund für Randale.
Außerdem muss man an dieser Stelle auch betonen, dass die noch kratzigere Stimme den Stücken gut zu Gesicht steht. Egal ob das neue „Überall waren Schatten“, der Radiohit „Still“ oder „Und dann warten“ vom „Holiday in Catatonia“ Album. Viel weiter zurück reicht die Setlist der Band an diesem Abend jedoch nicht.
Dafür gibt es zwischen den Songs viele Geschichten, Witze und Annekdoten, dienen den Abend alles in allem zu einem schönen Erlebnis machen. Als Zugabe spielt Nicholas solo an der Akustikgitarre eine wundervolle Version des traurig-schönen „Jupp“ und entschuldigt sich zum gefühlt hundertsten Male für den kurzen Abend. Absagen war aber eben auch keine Option. „Das nächste Mal wird es doppelt so lang und vor allem doppelt so laut!“
Lieber Nicholas, wir nehmen dich beim Wort.
Galerien (by Thea Drexhage bs! 2021)
Links: