Rockstars im Anzug mit Sonnenbrille? Ganz klar, das sind Jake und Elwood Blues. Die Blues-Brothers. Die legendären Bues-Brothers. Unterwegs im Auftrag des Herrn. Aber gibts die überhaupt noch? Werbung auf Plakaten oder Veranstaltungsseiten? Fehlanzeige. Und der der Typ auf der Bühne hat auch keinen Hut auf. Aber Blues gibts heute schon. Wenn Elwood und Jake nicht da sind, dann kann das hier heute in der Swiss Life Hall nur einer rocken: Joe Bonamassa. Na klar, da war doch was, im Mai 2020 sollte er bereits in Hannover auftreten. Und natürlich war er auch von der Verschieberitis betroffen. 2500 Fans haben ihre Karten schön behalten, den Termin im Kalender immer mal wieder verschoben und heute ist der Tag der Tage:
Bonamassa is back
Mit einem „Welome Back“-Intro beginn t der Abend. Und dann ist er endlich und wahrhaftig da, der 44-jährige Gitarrenheld aus New Hartford in den USA. Hannover ist die erste Station auf der Deutschland-Tour. Welche Ehre. Mit „Evil Mama“ gehts los, gefolgt von „Dust Bowl“. Am Ende des Tages stehen letztendlich „nur“ 13 Songs auf der Setlist, dafür aber zwei Stunden auf der Uhr. Auf Deutsch: Lange Lieder mit langen Soli. Aber genau dafür sind die Fans ja hier: um dem Maestro zu lauschen.
Sloe Gin, sloe Gin
Tryin‘ to wash away the Pain inside
Well I´m sick an I’m all done in
I’m standing in tehe rain
And i feel like I’m gonna cry
Niemand in der Bluesrock-Szene spielt mit so viel Leidenschaft und Talent und gleichzeitig mit so viel Ehrerbietung vor denen, die vor ihm auf der Bühne standen. Niemand hat so viel Hingabe für sein Handwerk wie Joe Bonamassa!“ schreibt das Classic Rock Magazin UK. Dem kann nur zugestimmt werden. Der Sound in der Swiss Life Hall war selten so gut, wie an diesem Abend. Klar und deutlich, als hätte mensch Kopfhörer auf. Aber das hier ist tatsächlich live und in Farbe.
Riffs und Licks, glasklar. Die Gitarre, mal knarzend, gurrend, mal laut fordernd, mal leise zurückgezogen. Das komplette Spektrum Um sich gescharrt hat Bonamassa eine Weltklasse-Band. Keyboarder Reese Wynans ist Mitglied der Rock-’n’-Roll-Hall-of-Fame, seine Hammond bildet das kongeniale Gegenstück zu Joe´s Gitarren „Josh Schmidt ist der beste Gitarrist auf dieser Bühne!“, lobt Bonamassa seinen Rhythmusgitarristen. Die Drums und die Ladies im Back-Vocal-Bereich sind top besetzt. Auch das Repertoire an Gitarren kann sich sich sehen lassen. Ob Gibson oder Fender, Bonamassa hat alles auf dem Ständer. Seine Soli sind eine einzige Reizüberflutung, hypnotisch in der Wirkung zieht er das Publikum in seinen Bann. Und dann dazu noch diese großartige Hammond. Hier haben sie alle flinke Finger. Ob elektrisch, halbakustisch oder nur akustisch. Bonamassa kann alles. Blues und Südstaatenrock vom Feinsten. Gerüchten zufolge wusste Jimi Hendrix schon sehr früh, das da irgendwann mal ein würdiger Nachfolger auf der Bühne stehen wird und hat deshalb „Hey Joe“ komponiert. Aber sind halt wie immer, nur Gerüchte. Tatsache ist, das der Abend mit “Sloe Gin“ eine würdigen Abschluss findet. Und dann? Tosender Appplaus. Die Blues-Brothers hätten ihren Spaß gehabt.
Galerien (by Michael Lange bs! 2022):
Setlist:
- Intro („Welcome Back“)
- Evil Mama
- Dust Bowl
- Midnight Blues (Gary Moore Cover)
- The Heart that never waits
- I didn´t think she would do it
- Just cuz you can
- Pain and Sorrow
- Conversation with Alice
- Lonely Boy
- Ballad of John Henry
- Woke up Dreaming
- Sloe Gin
- Outro („There´s No Busines Like Show Business“)
Links:
www.jbonamassa.com