Wenn ein Künstler die Gilde Parkbühne in Hannover mit 5000 Fans ausverkauft, dann muss das ein ganz Großer sein. Na gut, von der Körpergröße ist er das jetzt nicht so, aber wer 25 Jahre im Showgeschäft die Leute bespaßt und verzückt, der ist ein Schwergewicht im deutschsprachigen Entertainment. Wie heißt der jetzt nochmal? Grübel, grübel, überleg. Noch mehr grübel, grübel, überleg. Oh, man was für eine Verzögerung. Verzögerung? Genau. Auf Englisch heißt das Delay. Der Typ ist Jan Delay. Aber ist der Kerl nicht gefühlt jedes Jahr auf Tour und immer auch in Hannover? Japp. Und ist die Show nicht immer irgendwie gleich, also fast schon austauschbar? Japp, immer sehr ähnlich. Ist das nicht scheißlangweilig? Nope. Aber wer will denn den Hamburger so oft sehen? Also fast täglich. Also…
Daily Delay
Hallooo, es ist ausverkauft. 5000 Fans können sich nicht irren. Für sie gilt Forever Jan, auch Titel des aktuellen Best-of-Albums. Oder anders gesagt, sie glauben an Ihren Künstler. Gerüchten zufolge beten sie täglich für den ewigen Eizy. Könnte dann in etwas so sein:
Godfather Of Soul, der du bist auf Erden,
geheiligt werde dein Name.
Dein Soul komme, dein Soul geschehe,
nicht im Himmel, aber auf Erden.
Unser täglich Soul, Hip-Hop, Reggae, Funk gib uns heute.
Und wir vergeben dir die Schuld,
dass deine Show immer gleich ist.
Und führe uns immer in Versuchung zu Singen, Tanzen und Lachen,
und erlöse uns von dem Bösen (Malle-Schlager).
Denn dein ist der deutschsprachige Soul
und die Power deiner großartigen Begleit-Band Disko No. 1
So herrlich und hoffentlich für die Ewigkeit.
Damit ist eigentlich alles gesagt. Bleibt nur noch zu erwähnen, dass das Konzert mit „Hallo“ (was sonst) beginnt. Klar ist auch, das „Klar“ an Position 2 folgt und natürlich „Türlich, Türlich“ gleich danach. Soweit die Anheizphase für das hannoversche Publikum in der Gilde Parkbühne. Willkommen in „Diskohausen“, der „City of Scorpions“ und „City of Lena Meyer-Landrut“ wie Delay Hannover nennt. Etwas überraschend ist der Auftritt von Beginner-Kumpel Denyo, aber Rap ist Kernkompetenz und gehört genauso dazu wie die Reggae-Version von Nenas „Irgendwie, irgendwo, irgendwann“, mit der alles begann. Stopptanz steht dieses Jahr nicht auf dem Programm („das machen die anderen“). Kleiner Scherz. Er nennt diese Tanz-Animation Freeze. Klingt auch cooler und viel fresher.
Sie hatten alle noch nie Spaß
Und darum sind sie voller Hass
Sie wissen gar nicht, wie das geht
Wie man liebt und wie man lebt
Alle haben Spaß, auch bei „Spass“. Das „Saxophon“ wird gespielt und „Disko“, aber „Sie kann nicht tanzen“. Die Fans können es und machen davon regen Gebrauch. Es geht auch gar nicht anders, Delay´s Begleitband Disko No. 1 macht einen dermaßen fetten Sound, mensch kann gar nicht ruhig stehen bleiben. Gesteigert wird das noch bei „Oh Jonny“, wo gefühlt alle etwas über Ihrem Kopf wedeln lassen. Unentwegt treibt Jan Delay das Publikum an, lässt die „Eule“ fliegen und lädt abschließend nach „St. Pauli“ ein, denn da brennt ja bekanntlich immer noch das Licht. Auf der Gilde Parkbühne geht das Licht für heute aus, aber Jan Delay wird wieder kommen, vielleicht nächstes Jahr, vielleicht auch erst in 2 Jahren. Egal. Es wird dann alles von vorn losgehen. Und jeder, wirklich jeder will das. Und zwar genauso wie beim letzten Mal.
Galerien (by Michael Lange bs! 2024):
Setlist:
- Hallo
- Klar
- Türlich, Türlich (Das Bo cover)
- Showgeschäft
- Spass
- Dr. Dre – The Next Episode / Beginner – Schelle / Beginner – Meine Posse / Beginner – Liebes Lied / Dr. Dre – Still Dre / Beginner – Ahnma
- Irgendwie, irgendwo, irgendwann (Nena cover)
- Wassermann (Auswahl aus 4 Songs: Ich möchte nicht, dass ihr meine Lieder singt/ B-Seite / Wassermann / Vergiftet)
- Disko
- Saxophon
- Zurück
- Für immer und Dich
- B-Boys & Disko-Girls
- Sie kann nicht tanzen
- Feuer
- Oh Jonny
- Mercedes‐Dance Intro
- Lenny Kravitz – Are You Gonna Go My Way / Technotronic – Pump Up The Jam / Deichkind – Remmidemmi / Duck Sauce – Barbra Streisand
- Eule
- St. Pauli