Eines der bestimmenden Themen in diesem Jahr sind definitiv die Wahlen. In Niedersachsen demnächst die Kommunalwahl und zwei Wochen später die Bundestagswahl. Alles läuft auf einen Showdown hin. Die Wahl wird spannend.
Genauso spannend kann auch die Auswahl einer kulturellen Veranstaltung sein. Na gut, soviel Auswahl wie sonst, war dieses Jahr nicht, da nur Draußen -Konzerte erlaubt waren. Also muss mensch eine Wahl und eine Entscheidung treffen. Entscheidungshilfen können sein: Wo findet das Konzert statt, will ich da hin? Gilde Parkbühne. Die GP geht immer. Schönes Ambiente, perfektes Hygiene-Konzept. Passt. Wieviel Fans kommen? Sind es zu wenig, kommt keine Stimmung auf, sind es zu viel kriegt man eventuell Platzangst. 1000 Fans sind heute Abend da. Ausverkauft. Aber mit entsprechend Abstand. Passt.
Nun zur wichtigsten Frage: Wer spielt überhaupt? Ist es ein Künstler, der lange keinen Hit / neues Album hatte und sich nur in Erinnerung bringen will. Keine Angst, dieser Typ ist schwer angesagt. Sein aktuelles Album „Earth, Wind & Feiern“ (VÖ 21.05.2021) ist in den Top 3 in Deutschland und die Vorgänger „Hammer & Michel“ (2014) und „Wir Kinder vom Bahnhof Soul“ waren immer auf No.1. Die Erwartungen steigen.
Doch was nützt das beste Studioalbum, wenn mensch es nicht auf die Bühne kriegt, der Sound schlecht und die Lautstärke zu niedrig ist. Hat es alles schon gegeben. Aber nicht an diesem Abend, nicht bei diesem Künstler. Seine Band Disko No. 1 ist vom Feinsten. Der Sound ist gestochen scharf mit der nötigen Lautstärke. Perfekt. Perfekt zum Dancen, Feiern, Abgehen.
Und da ist er. Der Grandmaster of Party. Der Checker vor dem Herrn. Jan Delay gibt sich die Ehre. „Meine Damen und Herren“, begrüßt er stilecht im blauen Anzug mit stylischem Hütchen sein Publikum. „Stehen Sie bitte auf!“
Und Mama hat gesagt: „Mein Süßer
Mach dir keinen Kopf mein Sohn
Wir haben zwar keine Einbauküche
Doch Papa hat ’n Saxophon“
Und 1000 Fans stehen auf, und werden sich den ganzen Abend auch nicht mehr setzen. Als Intro gibt es „Intro“.War ja klar. Damm kommt „Klar“. Alles klar? Alle wollen „Spass“. Kriegen Sie. Das volle Programm. Jan Delay ist ständig auf der Bühne unterwegs. Mal scherzt er mit seinen Backgroundsängerinnen, die gar nicht Background sind, mal hält er sich bei der Bläserfraktion auf, mal spielt er Trommel. Der Mann hat sein Publikum im Griff, zelebriert kontrollierte Ekstase. Mal macht er Stopptanz zu MC Hammers „U can’t touch this“, mal lässt er die Leute geeignete Sachen über dem Kopf wedeln, mal springen alle aus der Hocke gleichzeitig hoch. Die klassischen Zutaten eines Konzerts. Sieht toll aus, macht was her. Irgendwie zwischen Kindergeburtstag für Erwachsene und Disco-Zirkus.
Der näselnde Rapper ist der geborene Showman. Musikalisch bewegt sich die Truppe im Reggae-, Soul-, Rock-, Funk- und Ska-Bereich („Saxophon“). „Türlich türlich“ von das Bo ist dabei und irgendwann kommt auch Nenas „Irgendwie, irgendwo, irgendwann“. Klingt super entspannt als Reggae-Version. „Oh Jonny“ macht Dampf den „Alexa“ danach erst mal wieder raus nimmt. Aber im Zugabenteil gehts noch mal mächtig nach vorn. Hier ist noch lang nicht Schicht. Auf „St.Pauli“ auch nicht. Tosender Applaus bis zur Ekstase. Jan Delay. Eine gute Wahl. Nicht nur heute.
Galerien (by Michael Lange bs! 2021):
Setlist:
- Intro
- Klar
- Spass
- Türlich, Türlich (Das Bo cover)
- Vergiftet .
- Zurück
- Large
- Schelle / Meine Posse / Ahnma / My Name Is (plus unidentified Dr Dre song… more )
- Kinginmeimding
- Action
- Lächeln
- Disko (Band introduction + Michael… more )
- Freeze (MC Hammer – U Can‘t Touch This)
- Saxophon
- Feuer
- Oh Jonny
Encore: - Alexa
- Eule
Encore 2: - Irgendwie, irgendwo, irgendwann (Nena cover)
- St. Pauli
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