Review: Jack Broadbent – Wohnzimmerfeeling im Mauz (22.10.2017, Einsiedeln, Schweiz)

Das Mauz hat es wieder getan und lädt zu einem exquisiten Konzert nach Einsiedeln. Und das Mauz wäre nicht das Mauz, wenn das Team sich nicht wieder etwas Besonderes einfallen lassen würde. Heute Abend beginnt das Konzert mit einem köstlichen Südstaaten-Dinner. Zumindest für diejenigen, die mögen. Während die Letzten noch die kulinarischen Feinheiten der Küche genießen, beginnt sich das Mauz zu füllen. Und so heißt es für die Neuankömmlinge, sich einen Platz suchen, während die Dinnierer gut gesättigt direkt vom Esstisch auf das Sofa wechseln können. Auf das Sofa? Naja, nicht ganz, aber das Konzert des Engländers Jack Broadbent ist bestuhlt. Und Sitzen und Blues-Musik ist am heutigen Abend definitiv eine gute Kombination. Vielleicht allein schon deswegen, weil Jack Broadbent auch auf der Bühne sitzt. Und so entsteht an diesem Sonntagabend im Mauz eine heimelig-familiäre, stimmungsvolle Wohnzimmer-Konzert-Stimmung.

Jack Broadbent (Foto: Silke Kemnitz bs! 2017)

Und dann geht es auch schon los. Jack Broadbent verkündet gleich zu Beginn, dass heute Abend nur wirklich witzige Zwischenrufe und Bemerkungen angebracht sind, da das Konzert aufgezeichnet wird. So kommen später – zumindest akustisch – auch andere Menschen in den Genuss dieser entspannten Wohnzimmeratmosphäre. So sie denn auf Disk zu bannen ist. Aber fehlen wird auf Disk auf jeden Fall die One-Man-Show, die auf der Bühne zu sehen ist. Und die ist wirklich beeindruckend! Dort sitzt ein eher unscheinbarer Mensch, Jeanshemd, Jeans, lange Haare, Bart, zwei Gitarren. Und dieser Mensch verwandelt sich während der Lieder gleichsam in die Musik. Jack Broadbent bebt, geht vollkommen in der Musik auf, seine Stimme scheint sich aus dem tiefsten Inneren zu entfalten, steigt auf der Bühne empor und springt direkt in die Herzen des Publikums. Musik, die berührt, in die Tiefe geht und das Publikum mit einem begeisterten Lächeln vor der Bühne verharren lässt. Begleitet ist dies alles von einer musikalischen Tonvielfalt, die eigentlich gar nicht von nur einem Menschen mit einer Gitarre kommen kann.

Jack Broadbent (Foto: Silke Kemnitz bs! 2017)

Jack Broadbent ist ein zutiefst talentierter Musiker, der seine Passion auslebt, auf die Bühne bringt und in wunderschöne Bluesrhythmen verwandeln kann. Dabei begleitet er seinen eindrücklichen Gesang mal mit der Gitarre auf herkömmliche Weise spielend oder aber als Slide-Gitarre. Ein Flachmann dient ihm als Slide-Bar und ein guter Whisky als Öl für seine Stimmbänder. So hat halt jeder seine Tricks. Und das Publikum liebt es.

An diesem Abend tut die Bestuhlung der Stimmung keinerlei Abbruch. Während es im Verlauf der Songs eher ruhig ist und jeder sich auf seine Weise von der Musik mitnehmen und entführen lässt, ist der Applaus zwischen den Liedern umso tosender.

Jack Broadbent (Foto: Silke Kemnitz bs! 2017)

Insgesamt ein unvergesslicher Abend im Mauz. Ein Abend, in dem das Publikum sowohl mit eigenen Kompositionen von Jack Broadbent als auch von einigen Cover Songs verwöhnt wird. Und bevor wir in den Genuss des Livemitschnitts kommen, können wir uns alle zuerst auf das neue Album von Jack Broadbent freuen, das im nächsten Monat erscheint.

Jack Broadbent (Foto: Silke Kemnitz bs! 2017)

Galerien (by Silke Kemnitz bs! 2017):

Setlist:

  1. On the road again (Canned heat)
  2. Making My Way
  3. She Said
  4. WIllin
  5. Don’t be Lonesome
  6. Wind Cries Mary
  7. This Town
  8. Leavin’ Blues (LeadBelly)
  9. If
  10. Easy Street
  11. Livin’ on the Run
  12. No Rest For the Wicked
  13. Small Man Syndrome
  14. Moondance (Van Morrison)
  15. Gone Gone Gone
  16. Hit The Road Jack (Percy Mayfield)
  17. Too Late

Links:
http://www.jackbroadbent.co.uk/

Judith Sander
Judith Sanderhttps://www.be-subjective.de
Es gibt Sucht-Charaktere, die entsagen und es gibt andere, die setzen sich ins Epizentrum ihres Verlangens. Nein, Judith ist keine Schweizer Taschenmesserwerferin, sie ist bekennend schokoladensüchtig und metzelt ohne zu zucken für ‘ne Toblerone oder Eiscreme oder Tobleroneeiscreme oder.. na jedenfalls: Die Frau ist echt Zucker, echt hart drauf, hat ein feines Näschen, legt sich für die richtigen Dinge ins Zeug, in die Kurve und nascht am allerliebsten an kleinen, unbekannten Bands in ruhiger Atmosphäre. Wer die olle Genießerin dennoch ans Messer liefern will, sperrt sie – in einen rosa Rüschen-Alptraum gehüllt – mit stinkenden Dränglern ins Musikantenstadl und nimmt ihr das letzte Milkyway weg.

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