Gut 14 Monate nach ihrem letzten Konzert in der Erfurter Thüringenhalle geben In Extremo dort ein erneutes Stelldichein. Minuten nach dem offiziellen Einlass steht eine große Menschentraube vor den noch geschlossenen Türen. Als sich diese endlich öffnen kommt nur langsam Bewegung in die durchgefrorenen Körper.
In der Halle sieht man lange Schlangen vor der Garderobe und dem Merchandise-Stand. Dennoch wird die Halle an diesem Abend nicht ganz so extrem voll wie beim letzten Konzert im Oktober 2016. Vielleicht weil es sich immer noch um die gleiche „Quid pro Quo“-Tour handelt? Oder liegt es an einer zeitgleich in Erfurt stattfindenden großen Konzertveranstaltung? Wie auch immer, der Stimmung werden ein paar Menschen weniger keinen Abbruch tun und gegen ein bisschen mehr Luft zum Atmen dürfte auch kaum jemand etwas haben.
Um Punkt 19:30 Uhr erlischt das Licht und die Folk-Rock-Band Fiddler`s Green nehmen die Bühne in Beschlag. Mit viel buntem Licht, ordentlich Bewegung auf der Bühne und Spielfreude in den Gesichtern der Musiker versuchen diese das Publikum in den Bann ihres Irish Speedfolk zu ziehen. Die Erfurter müssen allerdings erst noch auf die richtige Temperatur gebracht werden.
Zu „Bottoms up” wird zumindest auf der Bühne fleißig gehüpft. In einem Irish Pup käme die Musik natürlich super, in der großen Thüringenhalle muss sich die Stimmung erst aufbauen. Aber das tut sie. Dem Aufruf zum gemeinsamen Springen gegen den Festtagsspeck folgen dann doch wesentlich mehr Leute. Dem folgenden Song „Yindy“ wird quasi hüpfend gelauscht.
Dass das Publikum auch Stimme hat, zeigt sich in „Old Dun Cow“. Wie gefordert brüllt das Publikum fleißig „MacIntyre“. Sänger Ralf freut`s. Auch „The Night Pat Murphy died“ oder „Folk`s not dead” kommen sehr gut an. Ziel erreicht – die Musiker lassen sich nach gut 50 Minuten Spielzeit beim Gang von der Bühne ordentlich feiern.
Eine halbe Stunde später sind die ersten „In Extremo“-Rufe im Publikum zu vernehmen. Mit Erfolg – kurz darauf schallt das Intro des Hauptacts durch die Halle. Wie erwartet sind In Extremo von Beginn an voll in ihrem Element. Allerdings informiert uns Sänger Michael Rhein, dass in der Band derzeit „die Seuche“ rum geht. Ihn hat es leider auch getroffen. Langjährige Fans wissen aber:
„Ein In Extremo, der wird niemals knien“
– schon gar nicht vor einer Erkältung. Also wird losgerockt, als wenn (fast) nichts wäre.
Die Setlist weicht nicht groß vom letzten Mal ab, aber das stört die Fans nicht sonderlich, Hauptsache beliebte Songs wie „Vollmond“ werden gespielt.
Habt ihr Lust euren ganzen Frust rauszuschreien?
möchte Frontmann Micha von seinen Anhängern wissen. Ja, haben sie und zeigen dies in „Sängerkrieg“ deutlich. Der Titel „Rasend Herz“ macht seinem Namen wieder alle Ehre. Das Explodieren der Knallkörper verursacht nicht nur bei armen Fotografinnen vor Schreck ein rasendes Herz. Aus ihrem Effekte-Repertoire schöpfen In Extremo sowieso immer gerne. Egal ob Feuerfontänen oder Papierschnipselregen – das gehört eben zur Show und die Fans lieben es.
Während kleineren Verschnaufpausen der angeschlagenen Musiker ertönen erneut „In Extremo“-Rufe vor der Bühne. Diesmal allerdings nicht ganz zu Michas Zufriedenheit. Wenn, dann möchte er das aus den Kehlen aller Anwesenden hören, sonst klingt es für ihn fast wie eine Beleidigung. Bitte schön, dann schreien eben alle.
Nach „Küss mich“ ist es an der Zeit für Danksagungen, u. a. an die Crew und die Fans. Des Sängers laute Überlegung, ob er Jemanden vergessen hat – z. B. den Trainer von Rot Weiss Erfurt – wird von einigen „Buh-Rufen“ unterbrochen. Ach liebe Erfurter – Humor ist wenn man trotzdem lacht. Zum Glück haben die meisten Humor. Vor „Sternhagelvoll“, bei dem die Erfurter komischerweise immer am lautesten mitsingen, wird ein kleiner Junge aus dem Publikum auf die Bühne geholt.
Specki, der sieht aus wie einer von dir,
meint Micha. Naaa, wir wollen hier lieber keine Gerüchte streuen… Der Kleine darf noch ein Foto mit Band und Fans machen, bevor es für ihn zurück zu seiner Mutter geht.
Mit „Moonshiner“ ist der offizielle Teil beendet, bevor es mit „Himmel und Hölle“ in die Zugaben geht. Inzwischen hört man Sänger Micha „die Seuche“ auch stimmlich an. Trotzdem – Respekt, dass sie immerhin 20 Songs durchgezogen haben. Profis eben.
Galerien (by Janina Lindner bs! 2017):
Setlist:
- Quid pro Quo
- Feuertaufe
- Zigeunerskat
- Vollmond
- Störtebeker
- Gaukler
- Sängerkrieg
- Lieb Vaterland, magst ruhig sein
- Rasend Herz
- Frei zu sein
- Küss mich
- Belladonna
- Ave Maria
- Ai Vis Lo Lop
- Sternhagelvoll
- Chernyy voron (Schwarzer Rabe)
- Moonshiner
Encore: - Himmel und Hölle
- Liam
- Pikse Palve
Links:
www.inextremo.de
www.fiddlers.de
Veranstalter:
Appel & Rompf GmbH & Co. KG Konzertagentur