Review: Heiß, heißer, In Extremo! (19.05.2022, Dresden)

Es ist ein sonniger Donnerstagabend und aus allen Richtungen strömt es vergnügt in die Gothaer Straße in Dresden. Ziel: Alter Schlachthof. Endlich wieder! Nach vielen Monaten Zwangspause ist es wieder an der Zeit (fast) sorgenfrei zu feiern. Dafür sind heute Abend In Extremo zuständig. 

Schön, schöner, Alter Schlachthof Dresden

Die offizielle Einlasszeit von 19 Uhr ist noch gar nicht erreicht, da sind die Türen des Alten Schlachthofs bereits offen und das Sicherheitspersonal führt wie immer freundlich und entspannt die Kontrollen durch. Der Alte Schlachthof hat sich schick gemacht und wirkt so frisch und munter wie noch nie. Am Merchandise der Band kann man sich kaum satt sehen, geschweige denn entscheiden, welches T-Shirt man nehmen soll. Das Gastroangebot im Foyer hat ein Upgrade bekommen und ist vielseitig wie nie zuvor. Verdursten oder verhungern kann man hier auf keinen Fall. Bei dem Wetterchen draußen schmeckt ein kühles Bier jetzt besonders gut. In der Halle selbst ist schon einiges los, die ersten Reihen stehen fest in Reih und Glied – der Beginn des Konzertabends wird sehnsüchtig erwartet.

Wirklich keine Gitarren

Und der startet pünktlich! Auf die Minute betreten Stephan Janson und Tom Walther aka Osaka Rising 19.45 Uhr die Bühne. Osaka Rising sind eine “Two Man Hard Rock Band and No Guitars” und möchten nicht fotografiert werden, deshalb gibt es an dieser Stelle leider keine Fotos vom Auftritt. Mit einem großen und hellen Knall startet das Duo sein Set und haut direkt in die Tasten der Orgel sowie in Trommeln und Becken. Let’s get back in time heißt die Devise und ein bisschen fühlt man sich auch in der Zeit von harden Rocklegenden zurückversetzt. Die Show ist cool und macht Freude. Dank Synthesizern und Effekten fällt gar nicht auf, dass die Gitarre fehlt 😉 Stephan und Tom wedeln um und auf ihren Instrumenten, die Orgel qualmt sogar zum Schluss. Fetzt.

Wir sind bald überall
Und das beste Pferd im Stall

Vom Hard Rock wechseln wir nun zum Hauptact des Abends: In Extremo werden lautstark vom aufgeregten und bereits leicht durchgeschwitzten Publikum – es sind bestimmt 30 Grad in der Halle – sehnsüchtigst erwartet. Die Sehnsucht endet 20.45 Uhr mit einem Wintermärchen. Peu à peu baut sich das  Lied auf und schließlich fällt der große schwarze Vorhang und los geht’s. Die Band rockt, das Publikum hat Bock. Die Luft wird immer dünner und heißer, aber das hält keinen einzigen davon ab, endlich wieder feiern und singen zu dürfen. Noch heißer wird’s bei Troja als die Pyros von der Bühne losgelassen werden. Heiß, heißer – In Extremo.

In Extremo (Foto: Kristin Hofmann bs! 2022)
In Extremo (Foto: Kristin Hofmann bs! 2022)

Die Stimmung heizt sich nicht nur temperaturbedingt immer weiter auf. Alle Anwesenden tanzen ausgelassen, headbangen, hüpfen, klatschen zu einer bunten und umfassenden Mischung aus der musikalischen Geschichte der Band, auch wenn man gar nicht mehr wusste wie das funktioniert. Als bei Rasend Herz die Stimmung immer weiter kocht und weitere Pyros in die Luft geschossen werden, öffnet die Sicherheit die Nebentüren der Halle – eine frische kühle Brise!

Es sind erleichterte Seufzer der Freude zu hören. Frisch gekühlt und durchgeatmet geht es weiter, denn In Extremo drehen auch immer weiter auf. Die Setlist ist knackig, straff und reiht Gassenhauer an Gassenhauer. Wer noch überflüssigen Coronaspeck loswerden will, schafft das an diesem Abend ohne Probleme. Singen, Springen, Tanzen, Klatschen – mit In Extremo gibt es ein Power-Metal-Workout der ganz intensiven Sorte.

Können wir eure Arme sehen?

Ja, könnt ihr! Tausende Arme gehen bei Gaukler in die Luft und lassen längst vergessene Konzertgefühle wieder aufleben – ist das schön! Sich ein kühles Bier holen und Konzert anschauen – ist das schön! Freunde und liebe Gesichter bei Konzerten treffen – ist das schön!

In Extremo (Foto: Kristin Hofmann bs! 2022)

Ob und wie viele Bier bleibt natürlich jedem selbst überlassen. Sternhagelvoll können alle mit oder ohne Promille spielerisch mitsingen und dabei ausgiebig schunkeln.  Im Verlauf der zweistündigen bombastischen Show der Band macht sich keine Müdigkeit breit – weder vor noch auf der Bühne. Nach fast anderthalb Stunden kann das durchgeschwitzte Publikum noch lautstark und ausdauernd Refrains vorsingen und lässt die Musiker freudestrahlend verstummen. 

Hoch die Humpen, ihr Lumpen!

Aber ausruhen is’ nich’. Nicht mit In Extremo. Es geht noch weiter, allerdings etwas gemächlicher. Mit Ai Vis Lo Loop kann man den Puls etwas runterbringen. Zum letzten Lied aber, Pikse Palve, bleibt dem Publikum nichts anderes übrig als die Tanzbeine und die Stimmbänder zum finalen Workout zu schicken. Nach zwei Stunden ist Schluss. Band und Publikum haben ihr Workout beendet und fühlen sich genauso: überglücklich und durchgeschwitzt von oben bis unten.  So wie ein gutes Workout eben sein sollte. Kommt bloß nicht aus der Übung. Workouts müssen wiederholt werden.

In Extremo (Foto: Kristin Hofmann bs! 2022)<

Galerien (by Kristin Hofmann bs! 2022):

In Extremo (Foto: Kristin Hofmann bs! 2022)

Setlist In Extremo:

  1. Intro – Wintermärchen
  2. Troja
  3. Himmel & Hölle
  4. Vollmond
  5. Spielmannsfluch
  6. Feuertaufe
  7. Herr Mannelig
  8. Kompass zur Sonne
  9. Liam
  10. Lieb Vaterland
  11. Rasend Herz
  12. Saigon & Bagdad
  13. Unsichtbar
  14. Gaukler
  15. Quid Pro Quo
  16. Schenk nochmal ein
  17. Frei zu sein
  18. Störtebecker
  19. Reiht euch ein
  20. Sängerkrieg
  21. Sternhagelvoll
  22. Moonshiner
  23. Nur ihr allein (Zugabe)
  24. Ai vis lo loop (Zugabe)
  25. Pikse palve (Zugabe)

Links:

Kristin Hofmann
Kristin Hofmannhttp://www.fotokatz.de/
Kristin Hofmann, das schnurrende Fotokatzl, ist uns von den Elbwiesen zwischen Nightwish und Lacrimas Profundere im Fotograben irgendwie zugelaufen. Das „Spätzchen“ fährt in der Regel nicht die Krallen aus, voll auf weißblaue Vierräder ab und hat die anderen sechs Nerdzwerge zwischen Datenkraken, Mediendschungel und Hexadezimal im Blinzelwettbewerb längst platt gemacht. Schnurrbart steht ihr übrigens nicht so gut wie DocMartens, aber irgendwas is’ ja immer. Bitte nicht füttern!

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