In Extremo (21.05.2005, Koblenz)

Samstag, gegen 18.30, am Koblenzer Busbahnhof: Wir (ein Freund und ich) studieren die Busfahrpläne um herauszufinden welcher Bus uns in die Innenstadt fährt, an dem Ort von wo aus Shuttle-Busse die Konzertbesucher zum Spielort bringen. Der Ort war eine alte Burg, die Festung Ehrenbreitstein, leicht außerhalb von Koblenz. Leider mussten wir feststellen, dass man wohl Busfahrplantechnik studiert haben muss um die komplizierten Zeichen entziffern zu können. Aber das Glück war auf unserer Seite: Zusammen mit ein paar anderen InExtremo-Fans (die wohl auch Probleme mit der Entzifferung der Koblenzer Fahrpläne hatten) wurden wir nämlich, nach freundlicher Nachfrage, von einem netten Busfahrer einfach in seinem „Leerfahrt“-Bus zum entsprechenden Treffpunkt mitgenommen!

Dort angekommen, warteten wir dann mit den schon bereits zahlreich anwesenden Fans auf die Shuttlebusse. Leider mussten wir feststellen, dass nicht alle Koblenzer Busfahrer gleich gut ausgebildet sind: Auf dem Weg zur Burg einmal falsch in eine Straße abgebogen, konnte der Bus nicht umdrehen und wir mussten alle dann noch ca 20 Minuten zu Fuß… Aber es hätte schlimmer kommen können: Es hätte z.B. regnen können, was Gott sei Dank nicht geschah! Und dann ging alles ganz schnell, denn trotz vieler Menschen (im Nachhinein würde ich auf ca. 3000 Zuschauer tippen), musste man nicht lange anstehen. Das einzige ärgerliche war, dass wir durch den Fußmarsch den Anfang der Vorgruppe verpasst haben – Es war bereits schon nach 20 Uhr.

Der Burghof stellte sich als sehr schön dar: Trotz relativer Enge herrsche genügend Platz um sich durch die Massen hindurch zu bewegen und darüber hinaus lag der Platz in einem leichten Gefälle, sodass man auch von ganz Hinten noch die am Gefälle aufgebaute Bühne sehr gut sehen konnte. Die Vorgruppe war, wie bereits gesagt, schon gut dabei Stimmung zu machen. Leider weiß ich bis heute nicht wie diese Band heißt. Auch öfteres herumfragen konnte mir nicht helfen. Irgendwie wusste keiner wie die hießen. Markant dabei waren jedoch die sehr jugendlich aussehende Sängerin und die weibliche Bassistin. Und die Musik war auch nicht schlecht 😉 Wie dem auch sei, die allgemeine Stimmung war richtig gut und die Zuschauer feierten demenstprechend auch die „unbekannte Band“ mit tosendem Applaus.

Gegen 21Uhr kamen dann endlich In Extremo auf die Bühne und legten gleich mit „Erdbeermund“ los. Um mich herum lauter fröhlich grinsende und mitgrölende Menschen, denen ich mich unweigerlich anschloss! Die Stimmung wurde von Minute zu Minute lockerer – man merkte dass das ein geiler Abend wird! Nach ihren neuen Song „Nur Ihr Allein“, der erstaunlich gut von der Menge aufgenommen wurde, begrüßte Micha das Publikum mit wenigen Worten und machte dann auch gleich weiter. Nicht labern, sondern singen, stand heute auf dem Programm *g* Es folgten dann weiterhin hauptsächlich feurige Songs der schnelleren Sorte, was das Publikum natürlich stets mit wildem Beifall und Gehüpfe begrüßt hat. Wer kann auch schon ruhig stillsitzen bei „Herr Mannelig“, „Nymphenzeit“, „Ai Vis Lo Lop“ oder „Omnia Sol Temperat“?

Insgesamt war das Lineup ziemlich gut gemischt: Abwechselnd Songs von verschiedenen Alben, dazu nach ausgelassenen Krachern mal was ruhiges wie „Ave Maria“ oder später am Abend „Merseburger Zaubersprüche“, um aller Kehlen etwas zu schonen. „Vollmond“ wurde natürlich auch gespielt, aber bei diesem eigentlich auch eher ruhigeren Stück, konnte keiner einfach nur zuhören: Wie im Grunde immer wenn In Extremo diesen Song spielen, grölte jeder im Publikum mit, sodass „Vollmond“ die Stimmung wohl zu einem der Höhepunkte wurde. Diese wunderbare Atmosphäre konnte dann schließlich nur noch von „Spielmannsfluch“ übertroffen werden *g* Hierbei musste Micha nur kurz „Es regnet, es regnet Blut“ ins Mikro flüstern (ich betone „flüstern“!) damit die Menge beginnt erstmal einige Minuten lang den Refrain zu singen, bevor die Band überhaupt mit dem Song loslegen konnte. Und gegen Ende dauerte es (wie üblich, hehe) erneut mehrere Minuten bis man mit dem nächsten Song weitermachen konnte! Was für eine geile Stimmung!

Dass nicht viel Text eingeplant war, zeigt eine belustigende Überleitung zu einem nächsten Stück: Micha lobt das Publikum, weil die Securitys nichts zu tun haben (es war in der Tat überaus friedlich!) und fragt dann ob wir denn wissen was die Securitys denn dann machen. Sie würden hübsche aus dem Publikum ziehen und sie küssen. Unter ausgelassenem Gelächter merkten wir, dass das die Überleitung zu „Küss Mich“ war! Weit hergeholt, aber gerade deswegen sehr amüsant, hehe!

Wie genau die Reihenfolge der gespielten Songs war, kann ich beim besten Willen nicht mehr sagen – dafür war ich viel zu gut drauf und zu sehr mit Mitsingen beschäftigt, sowie darauf bedacht beim Bangen und Springen mein Gleichgewicht zu halten *g* Ich kann aber sagen, dass noch „Sefardim“, „Pavane“ und „Stetit Puella“ kräftig das Publikum angeheizt haben. Irgendwann fing es zwischendurch an leicht zu nieseln, aber das kam uns nur zu Gute: Ein wenig Abkühlung hat da jeder gebraucht 😉

Gegen 22.30Uhr war dann auch schon Schluss – im übertragenen Sinne natürlich. Dass nach lauten „Zugabe“-Rufen noch was kommen würde, war jedem klar! Und so gaben die Spielmänner „Krummavisur“ zum Besten, dannach ein weiterer neuer Song namens „Spielmann“, der jedoch nicht so gut mitreißen konnte, und schließlich eine sehr ausgedehnte Version von „Villemann Og Magnhild“, womit der Abend dann auch endgültig zu Ende ging. Bei dieser knapp 15 Minuten langen Zugabe wurde dann anscheinend auch die ganze Pyrotechnik wohl auf einmal verballert, die im Laufe des Abends seltsamerweise nur sehr wenig zum Einsatz kam. So sprühten Feuerfunken und schossen Feuersäulen fast ununterbrochen bis zum letzten Ton in den nächtlichen Abendhimmel. Unter tosendem Beifall verabschiedete sich dann die Band mit Verbeugungen und dem Versprechen wiederzukommen! Wir hoffen es!

Link:

inextremo.de

Torsten Volkmer
Torsten Volkmerhttp://www.torsten-volkmer.de
Volkmr, der Gründer des ehemaligen Goth-Zine.de, verdingt sich „selbst und ständig“ als Linsenputzer bei volkmr fotografie ihm seine Knipsklitsche, hat sich als Chefredakteur 2.0 selbst recycelt, die Metalfriese abgeschüttelt und kämpft mit be subjective! erfolgreich gegen hausgemachte Langeweile, Schubladendenken und seine Profilneurose an. Manchmal darf er auch die RedakteurInnen rumfahren oder Wassereis abstauben.

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