Die Nachrichten aus Bayern ließen Böses erahnen. Konzertausfälle in Wien und Nürnberg aufgrund eines grippalen Infektes und einer allergischen Reaktion nach dem Auftritt in der Münchener Olympiahalle. Geht da überhaupt was in Hannover? Müssen 4000 Fans zuhause bleiben. Nix da, mit „Let‘s do it again!“ dem aktuellen Album und gleichzeitigem Namen der Tour? Nix da. Howard Carpendale kommt.
Geht doch
Aber bevor Howie, wie er auch liebevoll genannt wird, auf der Bühne erscheint, ertönt erstmal ein Intro, dann kommt seine 15-köpfige Band auf die Bühne und stimmt den Titelsong des neuen Albums an, ab hier Zack! alle hoch, die Halle steht und klatscht rhythmisch mit. Und da kommt er dann, der Howie. Nun ja, nennen wir es mal so: er schleicht. Er stützt sich am seitlichen Geländer der Bühne ab und geht langsam zu seinem Patz am mittleren Bühnenrand. Oh, Oh denkt sich der eine oder andere Fan. Steht der 78-jährige diesen Abend überhaupt durch? Das sieht wackelig aus. Um es vorwegzunehmen, er steht ihn durch. Vorwiegend im Sitzen.
Am Anfang erstmal Lieder des neuen Albums. Nach dem Titelsong die Frage „Ist ein Leben genug“? und dann „Du bist das Letzte…“. Verwirrend, ist aber ein Liebeslied, eine schöne Tanznummer und kommt gut an bei den 4000 Fans in der komplett bestuhlten Swiss Life Hall. Carpendale setzt sich auch, auf seinen Hocker. Und was jetzt kommt da kann man dann nur den Hut vorziehen. Der Typ ist dermaßen souverän, hier steht oder sitzt über 50 Jahre Bühnenerfahrung. Der Südafrikaner ist total entspannt, stimmlich gut aufgestellt, er erzählt gern Anekdoten und ist sehr humorvoll. Und dieser Akzent, zum Dahinschmelzen. Die Ladies im Saal sind hin und weg, aber nicht nur die, eigentlich Alle.
Zu Hannover hat er eine besondere Beziehung, hat er hier 1966 doch Auftritte in der Sendung „Musik aus Studio B“ mit Chris Howland gehabt. Wäre er nicht in der ZDF-Hitparade gewesen, wäre er heute nicht hier. Klare Aussage.
Geh doch
Ich sage dir: „Geh doch“
Unser Schweigen allein kann die Antwort nicht sein
Versteh doch
Fragen, gibt es auch tausend Fragen
Aber wenn noch ein Funke von Hoffnung besteht
Dann bleib doch
Die Songauswahl ist mehr als geschickt. Zum Anfang des Konzerts erstmal neue Songs, dann der Sprung zu ganz alten Knallern. Ein bunter Mix aus 50 Jahren Showgeschäft. Der Mann kann aus dem Vollen schöpfen. „Tür an Tür mit Alice“, natürlich mit Zusatz who the Fuck is Alice fehlt genauso wenig wie „Das schöne Mädchen von Seite 1″, aufgepeppt mit Rap-Einlage.
Nach dem ersten Set ist erstmal Pause und was kann dann als Starter für den zweiten Teil kommen? „Hello Again“, was denn sonst? Auch thematisch bedient er die ganze Gefühlspalette. Party, Sehnsucht, aber auch Melancholie („Laura Jane“) und natürlich ganz viel Liebe („Mit viel, viel Herz“). Aber auch der Tod wird thematisiert („Du bist doch noch hier“).
„Nachts, wenn alles schläft“ mit einem wunderbaren Chor beendet das Programm. Riesenjubel. Von der Bühne gehen? Mit dem Gehen hat Howie es ja nicht so. „Eigentlich müssten wir jetzt gehen und warten, dass ihr,Zugabe‘ ruft. Da habe ich keinen Bock mehr drauf!“ Also gleich Zugabe. Irgendwas mit Gehen. Ach ja „….dann geh doch“ und zum Schluss die Königin der Liebeserklärungen „Ti Amo“. Tja, und dann geht er doch der Howie. Langsam und bedächtig. Er wird wiederkommen. Geht doch.
Galerien (by Michael Lange bs! 2024):
Setlist:
- Let’s Do It Again!
- Ist ein Leben genug
- Du bist das Letzte…
- Samstag Nacht
- Ungesagtes
- Es geht um mehr
- Eine Nacht in New York City
- Ob-La-Di, Ob-La-Da / Indianapolis (with ZDF Hitparade Intro)
- Das schöne Mädchen von Seite 1 (Version 2020)
- Tür an Tür mit Alice (New World cover)
- Willkommen auf der Titanic
Set 2: - Hello Again (with Chariots of Fire Intro)
- Das ist unsere Zeit
- Du Fängst Den Wind Niemals Ein (Acoustic)
- Wie frei willst du sein (Pupo cover)
- Du bist doch noch hier
- Wild Horses (Gino Vannelli cover)
- Mit viel, viel Herz
- Laura Jane
- Wem (erzählst du nach mir deine Träume)
- Das alles bin ich
- Nachts, wenn alles schläft
- …dann geh doch
- Ruf mich an (Ronan Keating cover)
- Ti amo (Umberto Tozzi cover)