Review: A Life Divided & Lacrimas Profundere – Hope is Hip Hop (11.02.2017, Hannover)

Die schönen Dinge im Leben sind immer viel zu schnell vorbei. Erst verbringt man gefühlt Jahrzehnte damit zu warten, bis es endlich soweit ist. Und dann … vorbei. Im vergangenen Jahr – zum M’era Luna – verkündeten A Life Divided und Lacrimas Profundere, dass sie Anfang 2017 zusammen auf Doppel-Headliner-Tour gehen. Ein wahr gewordener Traum.

Auf die Sommerhitze folgte fallendes Laub und die ersten Schokoweihnachtsmänner übernehmen die Supermarkte, der erste Schnee, der am Heiligabend vor allem durch Abwesenheit glänzt. Besinnlichkeit und gute Vorsätze fürs neue Jahr werden von Schicksalsschlägen gekreuzt und du brauchst in diesem Momenten noch mehr gute Gedanken als sonst. Ohne Hoffnung geht der Mensch ein. Und da kommen wie im passendem Moment die Retter der Hoffnung angaloppiert. Die “Hope Is Human” Tour. Quer durch Deutschland touren A Life Divided und ihre Freunde Lacrimas Profundere.

Auf großer Mission, Hoffnung unter die Menschen zu bringen. Den Glauben. Den Mut. Nicht nur die Musik, die wirklich Seele und Herz berührt, keinen großen Schnickschnack braucht, ohne großes Drumherum oder mehrere Schichten Make-Up im Gesicht. Lacrimas Profundere und A Life Divided glänzen selbstständig. Problemlos. Glänzen durch ihre ehrliche, ergreifende Musik voller Seele und ihre menschliche Art. Durch die Botschaft, die sie in die Welt verkünden:

Hope Is Human.

A Life Divided (Foto: Kristin Hofmann bs!)

Nach einer erfolgreichen Tour, mit ausverkauften Shows in Leipzig und einer emotional krassen Achterbahnfahrt in Berlin, geht leider in Hannover zu Ende, was so schön war. Im MusikZentrum ist heute der letzte Tourtag der beiden Sympathieträger mit Mission. Auch in Hannover fühlt mensch sich direkt heimisch. Viele freundliche und bekannte Gesichter vergangener Konzerte strahlen hier. Aus vielen anderen und weiten Teilen Deutschlands sind Fans angereist. Hannover ist heute nationaler Hoffnungsträger.

Lacrimas Profundere (Foto: Isabelle Hannemann bs!)

Am Merchandise-Stand ist bereits vor Konzertbeginn ein reges Getümmel. Letzte Gelegenheit eine Jacke, ein T-Shirt, eine Tasse, eine Tasche, ein kleines Stückchen Hoffnung zu ergattern, das für eine ungenannte Fotografeuse in For einer einzigen Labyrinth-Motiv-Kapuzenjacke Größe S sofort zum Einsatz kommt. Das MusikZentrum füllt sich.

Das wird ein schöner Abend.

Wie angekündigt darf mensch sich heute auf so manche Überraschung freuen. Auf der riesigen Bühne des MusikZentrums glänzt der große mystische Banner von Lacrimas Profundere. Sie eröffnen – anders als in Leipzig oder Berlin – die Show. Auf dem Bühnenboden klebt die Setlist der Band und am Bühnenrand stehen Oliver, Rob, Clea, Christoph und Tony. 

I am high on my own. I will stay here forever.

Lacrimas Profundere (Foto: Kristin Hofmann bs!)

Das Intro und “Awake” vom neuen Album “Hope Is Here” reißen Dich in die Gefühlswelt von Lacrimas Profundere. Noch einmal abtauchen und genießen bevor die Durststrecke beginnt. Die ersten Töne gehen direkt bis ins Mark und durch jede Vene.

Watching days come and go.
Doing things “just because”.
There is nothing I am scared of.

Lacrimas Profundere (Foto: Isabelle Hannemann bs!)

Lacrimas lassen die Angst vergessen. Ihre Musik – eine Achterbahn der Gefühle von gut bis schlecht, von verzweifelt bis hoffnungsvoll. Am Ende bleibt Leichtigkeit. Die Gewissheit, sich Luft genommen zu haben, die man zum (Durch)Atmen braucht. Augen zu. Ohren spitzen. Im Hier und Jetzt. Musik inhalieren. Lass dich von der Hoffnung durchströmen. Lacrimas Profundere sind Therapie, aktivieren Abwehrkräfte, mobilisieren Heilungskräfte. Lacrimas tun einfach gut.

Lacrimas aktivieren Abwehrkräfte

Wie eine Urkraft elektrisiert die Band mit älteren Liedern, vielleicht vergessen und jetzt neu lieb gewonnen, wie “Her Occasion Of Sin” ihr zahlreiches gut gelauntes Publikum. Männlein wie Weiblein stehen dicht an dicht und headbangen kreuz und quer. Mit lautstarkem Applaus und viel Energie fühlt sich jedes Lied gleichzeitig unendlich schön lang und doch zu kurz an.

Lacrimas Profundere (Foto: Kristin Hofmann bs!)

Auch im ruhigen Teil der Show glänzt Hannover. “Hope Is Here” und “Black Moon” kitzeln noch mehr Gefühl aus dem Leib und lassen Emotionen hochkommen. Auch wenn die schönen Stimmen von Sänger Rob und Bassist Clea diesmal leider nicht so gut zu verstehen sind.

Die Botschaft kommt an. Hope Is Here. Weinen erlaubt. Mitsingen auch. Dazwischen quatschen aber nicht.

You have to be sinful, my only friend you are

A Life Divided (Foto: Kristin Hofmann bs!)

Nach der Ruhe folgt der Sturm. “Again It’s Over”, “Amber Girl” und “My Mescaline” bilden ein rockendes Trio, das zum groovigen und doomigen Headbangen einlädt. Von bayrischen Lederhosen umhüllt, schleicht sich A Life Divided Basser Toby anschließend zu “My Release In Pain” auf die Bühne, um den Abend der Cameo-Auftritte zu starten. Ein paar Überraschungen zum Thema “Letzter Tourtag” wurden von den Bands schon vorher auf ihren Fratzenbuch-Seiten angekündigt. Holladädido holladädidi!

A Life Divided (Foto: Isabelle Hannemann bs!)

Sind Lacrimas – vor allem durch akustische Stücke – die Ruhe, so entfachen A Life Divided heute den Sturm. Rock beinahe bis zur Ohnmacht, ein Treiben durch Songs wie “Dear Amy”, “A Pearl” oder “Dead To Me”. Haare fliegen, Füße springen, Hände pommesgabeln die nebelige Luft. Am Ende heißt es leider mit “Ave End” doch wieder

but it’s over and out”.

Umjubelt, beklatscht und gefeiert bedanken sich die fünf Sympathisanten von Lacrimas Profundere bei ihren zufriedenen Fans für die tolle Tour und den schönen Abend.  

Lacrimas Profundere und A Life Divided sind Profis von der ersten bis zur letzte Minute und darüber hinaus. Ausgiebig stehen sie ihren ‚Ultra‘-Fans für Gespräche und Fotos zur Verfügung, signieren Tonträger und was immer das Herz der Fans begeht. Es gibt wirklich nicht viel zu meckern, obwohl mensch hofft, dass die kommende Tour „Light ist here“ oder „Light is Human“ heißt und der hochgelobte Lichttechniker, tatsächlich mal zum Einsatz kommt. Was könnte es stimmungsvoll sein, wenn diese Tour schon im Dunkeln so bombastisch war.

Wir durften drei wirklich atemberaubende Konzerte der Hope Is Human Tour erleben. Schön war’s! Vielen Dank, dass wir so oft dabei sein durften.

Bands wie Lacrimas Profundere und ihre ehrliche Musik begleiten dich durch buchstäblich dunkle Abende, durch hoffnungslos scheinende Zeiten, durch’s Leben. Es gibt immer etwas, worauf es zu hoffen lohnt. Es ist die Musik, die Menschen verbindet, die belebt, die fühlen lässt. Musik gibt Hoffnung.  Der Mensch ist dem Menschen ein Licht. Seid ehrlich zu Euch selbst. Seid und bleibt hoffnungsvoll. Und menschlich. Hoffnung ist menschlich.

Hope Is Human.

Galerien & Text (by Isabelle Hannemann & Kristin Hofmann):

Setlist Lacrimas Profundere:

  1. Intro/Awake
  2. Antiadore
  3. Occasion
  4. Worship
  5. Halo
  6. Velvet
  7. Remembrance
  8. Sigh
  9. Hope
  10. Black Moon
  11. Again
  12. Amber
  13. Mesca
  14. Release
  15. Pageant
  16. Dead to me
  17. Dear
  18. Pearl
  19. Ave

Setlist A Life Divided:

  1. Lost
  2. Drive
  3. Change
  4. Right Where I Belong
  5. Walking
  6. On The Edge
  7. My Apology
  8. Own Mistake
  9. Burst
  10. Other Side
  11. Doesn’t Count
  12. Perpetual
  13. Inside Me
  14. Words
  15. Space (akustisch)
  16. Heart On Fire
  17. Last Dance
  18. Lay Me Down

 

Weitere Berichte und Fotos der Hope Is Human Tour:

Interview mit Lacrimas Profundere auf dem M’era Luna:

 

Danke an Oli!

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