Es ist ein kalter Mittwoch in der Landeshauptstadt Niedersachsens. Über der Spielstätte wabert der Geruch der Großstadt. The Big Apple. Die Stadt der ewigen Versuchung. Eigentlich ist es zu ungemütlich, um dem wohligen Heim zu entfliehen. Doch die Verlockung ist zu groß. 250 Fans suchen das Musikzentrum auf, um die Hard-Core-Legende Helmet aus New York zu hören, die in Hannover ihr neues Album vorstellt.
Local H aus Illinois geben an diesem Abend einen überzeugenden Opener für den späteren Hauptact. Bereits 1987 gegründet, hat sich die ehemalige Schulband dem Grunge verschrieben. Aber das eigentlich Besondere an dieser Combo ist: Sie sind nur zu zweit, und gehen als Duo trotzdem ab wie die Großen.
Grund dafür ist die gnadenlose Power, die vor allen Dingen Schlagzeuger Ryan Harding auf die Felle bringt. Auch Gründungsmitglied Scott Lucas an der Gitarre steht seinem Partner in Nichts nach. Das Geniale an seiner Gitarre sind die zusätzlichen Tonabnehmer, die ihm erlauben auch die Basslinie spielen zu können. Nach ihrem Set gibts es mehr als nur wohlwollenden Applaus als Anheizer für die nachfolgenden Künstler.
Helmet. Die Band, die bereits Ende der 8oer gegründet wurde, die mehrfach die Zusammensetzung gewechselt und zwischen 1997 und 2004 pausiert hat, gilt als ein Meilenstein der New Yorker Hardcore-Szene (NYHC). Und endlich,endlich wieder auf Tour. 20 Jahre nach ihrem letzten Aufenthalt in Hannover.
Also Helm auf und ab gehts….
Wenn man Page Hamilton, den Mastermind der Gruppe sieht, denkt man: „Shit, ist das wirklich Hardcore?“ Kein Tattoo, kein Matte am Kopf, noch nicht mal schwarze Klamotten. Aber wehe sie stöpseln ihre Instrumente ein. Helmet sind brachial, riffgeschwängert, mit Druck rausgeschleuderter Sound und natürlich den devilen Dezibel. Der Gesang ist rotzig-kotzig. Headbangen ist Pflicht.
Zählt das eigentlich schon als Tanzen?
Der NYHC des Quartetts ist aber auch die „Pommesgabel“ des Ronnie James Dio (Gott hab ihn selig), der Mega-Mittelfinger, der sagt
„Fuck U“.
Oder aber der Zeigefinger, der in die offene Wunde drückt und beim ersten Aua dies gleich nochmal wiederholt, damit auch jeder, wirklich jeder der amateurhaften Möchtegernpolitiker in der Welt den Aufschrei hört. „Weg mit dem Bullshit“ lautet die Botschaft der Band. Keine Gewalt, kein Mord, keine Verrohung und keine politischen Eskapaden. Das ist klare Kante. Und das neue Album „Dead to The World“ steht dafür.
„to die unsung would really bring you down
although wet eyes would never suit you
walk through no archetypal suicide to
die young is far too boring these days”
Page Hamilton, der übrigens passabel Deutsch spricht, erklärt Hardcore ganz einfach: Hardcore ist mehr das (harte) Schlagzeug als das weiche „D“ in Drums. Das versteht jeder. Nach dem ersten Set des Konzerts haut die Band im Zugabenteil noch mal ihre Hits raus: „Just Another Victim“, „Tic“, „Sam Hell“, „Unsung“ und, und, und. So muss Hardcore sein. Und? Es wird tatsächlich getanzt. Na geht doch. Tosender Applaus.
Die Band ist sich nach dem Gig nicht zu schade für Autogramme und Selfies mit den Fans. Beim Verlassen der Location hört man schon die ersten Kommentare:
Das war ein geiler Abend.‘
Dem ist nicht hinzuzufügen.
Setlist Local H:
- Half-Life
- Cynic
- Nothing Special
- Fritz´s Corner
- The Misanthrope
- Bound for the Floor
- Hands On The Bible
- That´s What They All Say
- High-Fiving MF
Selist Helmet:
- Life or Death
- You Borrowed
- So Long
- Renovation
- Bad News
- Street Crab
- Drunk in the Afternoon
- I Love my Guru
- Red Scare
- FBLA II
- He Feels Bad
- Dead to the World
- Milquetoast
- Vaccination
- Wilma’s Rainbow
- Sam Hell
- Unsung
- Tic
- Just another victim (no rap!)
- In the Meantime
Links:
www.localh.com
www.helmetmusic.com