Start Events Konzertberichte Review: Helmet zum Dritten (26.01.2017, Hamburg)

Review: Helmet zum Dritten (26.01.2017, Hamburg)

Helmet (Foto: Toni Gunner bs!)

Wieder einmal sind Helmet in der Stadt, und anders als in der Vergangenheit ist das Konzert heute im Hamburger Knust nicht ausverkauft. Woran es liegt? Eine gute Frage, vielleicht hatte sich der eher unterdurchschnittliche Auftritt von vor zwei Jahren an gleicher Stelle einfach zu sehr in das Gehirn aller potentieller Besucher eingebrannt. Und bei dem nasskalten Wetter kann man auch gerne mal zu Hause bleiben.

Eventuell liegt es auch an der eher unbekannten Vorband. Local H aus Illinois sollen es sein, und der Anteil derer, die die Band nicht kennen, ist sehr hoch. Allerdings bekam das Duo jede Menge Vorschusslorbeeren, und so wird gespannt gewartet. Die Bühne ist bereits fertig aufgebaut, aber zur offiziellen Startzeit passiert erst einmal nichts. Ein spartanisches Schlagzeug steht auf der Bühne, dazu eine angeschlossene Gitarren mit mehreren Effektbrettern.

Local H (Foto: Toni Gunner bs!)

Alle paar Minuten kommt jemand auf die heiligen Bretter, die die Welt bedeuten, kontrolliert irgendetwas und verschwindet wieder. Nach gut dreißig Minuten Warterei kommt dann aber doch Bewegung in die Sache. Sänger und Gitarrist Scott Lucas kommt zusammen mit seinem Schlagzeuger Ryan Harding auf die Bühne. Der Verstärker wird angemacht, es gibt eine extreme Rückkopplung, und Local H spielen gleich den ersten Song „Deep Cut“. Den Sound von der Vorband zu beschreiben ist nicht ganz einfach, da kaum ein Genre den musikalischen Auswüchsen genügt. Viele Elemente aus Alternative, Grunge oder auch Punk und Rock’n’Roll werden da zusammengewürfelt. Es unterhält aber richtig gut. Zwar kommen nach der ersten zwei Songs auch eher durchschnittliche Tracks, aber spätestens bei „Hands On The Bible“ geht im Publikum so richtig die Post ab. Unterstützt werden Local H bei diesem Song von drei Mitgliedern (Bass, Gitarre und Drums) von Helmet, da deren Instrumente ebenfalls komplett bereit auf der Bühne stehen. Eine wirklich tolle Sache, die dem an sich schon starken Lied dadurch noch mehr Wucht verleihen, vor allem die synchronen Doppel-Drums sorgten für mächtig Wumms. Sänger und Gitarrist Scott Lucas, der durch einen zusätzlichen Tonabnehmer in seiner Gitarre auch immer ein wenig Bass mitspielt, nutzt die kleinen, kurzen Pausen zwischen den Songs für ein wenig Smalltalk mit dem Publikum.

Von anfänglicher Skepsis gegenüber der eher unbekannten Vorband ist eigentlich nichts übrig geblieben, und das Hamburger Publikum feiert das Duo ordentlich ab. Ein toller Auftritt von Local H!

Helmet (Foto: Toni Gunner bs!)

Nach einer unnötig langen Umbaupause kommt dann das Quartett aus New York auf die Bühne, für die alle hier (nicht wenig) Eintritt gezahlt haben (um die 29€). Unnötig deshalb, weil ja nur das Schlagzeug und der Verstärker von Local H von der Bühne muss. Aber wieder vergehen 30 Minuten, bis Page Hamilton und seine Mitstreiter die Stage betreten. Es folgt ein knapp 75minütiger Streifzug durch alle Schaffensphasen von Helmet.

Und ob man es glaubt oder nicht, sie machen genau den gleichen Fehler wie vor zwei Jahren: Eine Kommunikation mit dem Publikum findet nicht statt. Keine Ansage, kein Willkommensgruß…..lediglich ein leises „Thank You“ ist alles, was man von Frontmann Hamilton nach den ersten sieben Songs zu hören bekommt. Während beim Vorgänger Local H eine gewisse Spielfreude auszumachen war, herrscht bei Helmet ziemliches Desinteresse.

Helmet (Foto: Toni Gunner bs!)

Die Songs werden recht lieblos runtergespielt, es wird sich kaum bewegt und so verwundert es auch nicht wirklich, dass das Hamburger Publikum das tut, was ihm gerne immer wieder nachgesagt wird: nordische Zurückhaltung. Es gibt schon zwei handvoll Menschen, die sich sichtbar freuen und sich bewegen, der Rest guckt aber recht stoisch zu. Erst nach der Hälfte des Sets wird es besser, und in dem Moment, wo Helmet aus seiner Lethargie erwachen, zieht auch das Hamburger Publikum mit und spendet Applaus.

Zum Ende belohnen die Amerikaner ihr Publikum dann auch mit den Hits „Unsung“, „In The Meantime“, „Wilma’s Rainbow“ und auch der Song „Just Another Victim“ vom legendären „Judgement Night“ Sampler gibt es auf die Ohren. So bekommen Helmet tatsächlich noch die Kurve, und die Zuschauer gehen einigermaßen zufrieden nach einem 20-Song-Set nach Hause.

Text: Marc

Galerien (by Toni Gunner bs!):

Links:
www.helmetmusic.com
www.localh.com

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