Review: Helloween – Die vereinigten Kürbisköpfe (04.12.2017, Berlin)

Wie viele Bands haben auch die Urgesteine von Helloween einige Wandlungen im Laufe ihrer Bandgeschichte erfahren. Mitgliederwechsel, tragische Todesfälle und Rotation auf der Sängerposition gehören wohl zu einer guten Band einfach dazu. Diese Tour soll daher die vergangenen Jahrzehnte Revue passieren lassen und einen Blick in die Zukunft gestatten.

Aus diesem Grund fanden sich alle Musiker, die jemals für Helloween am Mikrophon standen, zu dieser Tour zusammen. Geboren waren die „Pumpkins united“, die auch in den nächsten Jahren noch einige Gigs spielen werden.

Helloween (Foto: Lena Behlmer bs! 2017)

Helloween verzichten bewusst auf eine Vorband, sodass der Fokus der Besucher auf dieser speziellen Show liegt. Ein kleines Intro leitet dann auch gleich den altbekannten Track „Halloween“ ein und Berlin ist nicht wiederzuerkennen.

Helloween (Foto: Lena Behlmer bs! 2017)

Ein gemischtes Publikum lässt das Tempodrom erzittern. Spätestens beim Refrain singt der gesamte Saal. Doch nicht genug mit geschichtsträchtigen Songs, dachte sich anscheinend die Band und setzen direkt mit dem legendären „Dr. Stein“ nach. Ein absoluter Power-Track, der definitiv dafür sorgte, dass auch Deutscher Metal seinen Stellenwert in der Welt erhält. Bei einer solch opulenten Show sind Bühnenumbauten an der Tagesordnung. Um das geneigte Auditorium bei Laune zu halten, erschufen die Kürbisköpfe kurzerhand eine kleine Comic-Serie, die unter dem Namen „Seth & Doc“ die Augen auf die Video-Screens lenkt und damit eine kurzweilige Unterhaltung garantiert. So folgte im Anschluss an dieses amüsante Intermezzo „I’m alive“ und „If i could fly“. Beide Tracks wurden durch die epische Lichtshow noch in ihrer Tiefe unterstützt, hier spürt man den Hauch der Geschichte deutlich.

Helloween (Foto: Lena Behlmer bs! 2017)

„Are you metal?“ katapultiert die BesucherInnnen wieder in die jüngere Vergangenheit und zeigt, dass Metal weder Zeit noch Alter kennt. Hier sind alle gleich. Mit „Waiting for the thunder“ und „Perfect gentleman“ sollten sich die Träume aller Metalheads erfüllen. Alleine diese beiden Hymnen wären den Eintrittspreis wert gewesen. Das Medley „Starlight/ Ride the sky/ Judas“ darf bereits heute als eine wahre Perle dieser Setlist gewertet werden.

Identitätsstiftend für eine ganze Musikszene ist zweifelsohne der Track „Heavy metal“. Unglaubliche Live-Power trifft auf die unbändige Stimmgewalt des Frontmanns Kai Hansen. Nun dürfte jeder BesucherIn verstanden haben, wieso Helloween unglaublich vielen Bands bis heute als Vorbild dienen. Etwas ernster wird es beim Drum-Solo. Gewidmet ihrem verstorbenen Drummer Ingo werden Archivbilder auf die Videoleinwände projiziert und zeichnen den erstaunlichen Lebensweg dieses Ausnahmemusikers nach. Nach diesen emotionalen Momenten übernimmt Michael Kiske das Mikrophon und schmettert „Livin‘ ain’t no crime“ und „A little time“ gleich zwei Fanlieblinge in das weite Rund.

Helloween (Foto: Lena Behlmer bs! 2017)

Gefühlvoll wird es vor der Zugabenpause mit „How many tears“, ehe erneut Michael Kiske das Wort übernimmt und mit einer Coverversion von Elvis Presley’s „Love me tender“ nicht nur die Damenherzen höherschlagen lässt. Dabei ist die eigentliche Sensation erst der Track danach. „Keeper of the seven keys“ in voller Länge, wann gab es dieses Live-Erlebnis bereits? Eine unglaublich kraftvolle und unsterbliche Hymne, die zu Recht als Meilenstein der gesamten Musikrichtung in den Geschichtsbüchern steht. Mit „Future World“ steigt die Stimmung auf den Höhepunkt, ehe sich alle Energie bei „i want out“ entlädt und frenetisch mit Konfetti und übergroßen Luftballons zelebriert wird.

Ein großartiger Abend einer legendären Band ist damit Geschichte und Berlin um ein Höhepunkt reicher.

Galerien (by Lena Behlmer bs! 2017):

Helloween (Foto: Lena Behlmer bs! 2017)

Setlist:

  1. Halloween
  2. Dr. Stein
  3. I’m alive
  4. If I could fly
  5. Are you metal?
  6. Rise and fall
  7. Waiting for the thunder
  8. Perfect Gentleman
  9. Starlight/ Ride the sky/ Judas
  10. Heavy Metal
  11. Forever and one
  12. I can
  13. Drum Solo
  14. Livin’ ain’t no crime
  15. A little time
  16. Why?
  17. Sole survivor
  18. Power
  19. How many tears
    Encore
  20. Eagle fly free
  21. Love me tender
  22. Keeper of the seven keys
  23. Guitar solo
  24. Future world
  25. I want out

Links:
www.helloween.org

Veranstalter:
Lars Berndt EVENTS GmbH

Fabian Bernhardt
Fabian Bernhardthttps://www.be-subjective.de/
Um unglaublich international zu wirken, hat die Redaktion einen Headhunter auf DEN Berliner angesetzt. DAS Phantom, wie es aus Szenekreisen heißt, hat viele Tarnidentitäten. Gesichert ist, dass der Dämon – ein gerade mal 76 Zoll großer metalbesessener Gothik-Zwerg – im Nebenerwerb als Schauma-Shampoo-Model jobbt und einen mittel bis stark ausgeprägten Festivalfetisch pflegt, sich während der Wintermonate mit Kneipensport Ersatzbefriedigung verschafft und eine ruhige Kugel in seinem Prinzessin-Lilliefee-Darkroom schiebt. Ob es das Spandauer Edelexemplar wirklich gibt oder auch Bernhardt nur ein Pseudonym ist, konnte bisher nicht geklärt werden.

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