Start Events Konzertberichte Review: Helgen – Raus aus der Bredouille (25.09.2021, Langenberg)

Review: Helgen – Raus aus der Bredouille (25.09.2021, Langenberg)

Helgen (Foto: Daphne Dlugai bs! 2021)

Lange angekündigt, oft verschoben, über die Hälfte abgesagt und trotzdem durchgezogen. Helgen sind wieder auf Tour. Endlich das neue (alte) Album spielen. Ist ja schließlich schon ein ganzes Jahr alt das Ding. Endlich raus mit der Bredouille. Endlich raus aus der Bredouille. Hallo. Hallo? Hallo!

„Moin! Oder wie sagt man hier?“ 
„Hallo!“ 
„Hallo?“ 
„Hallo!“ 
„Achso.“ 

19 Shows ursprünglich geplant. Davon 17 Shows ins neue Jahr genommen. Nochmal von vorne: 17 Shows geplant. 12 (in Worten: zwölf!!!) abgesagt. Fünf Shows bleiben. Immerhin. Na dann mal los. Stühle an den Rand, ab heute darf getanzt werden.

Die Bredouille beginnt
Und du bist gerne gerne mittendrin

Vorfreude auf Langenberg. Nicht nur aufgrund des Tourauftakts. Schlagzeuger Timon war ja vor 2 Wochen mit The Girl and the Ghost da. Vorher und nachher: Da hat Helge allen in den Ohren gelegen, wie schön der kleine KGB in dem kleinen Dorf in OWL doch sei. Angeblich. Ob wahr oder nicht, ist ja auch egal, auf der Bühne wird zumindest zustimmend genickt. Das geht runter wie Öl. Und dann geht’s ganz schnell. Die Band da, die Location trotz Sicherheitsabstand gut gefüllt, die Bühne ebenso. Noch schnell ein Schluck Wasser, kurz mal verschluckt, Ansage fortführen, Musik spielen.

Helgen (Foto: Daphne Dlugai bs! 2021)

Woran hat es gelegen
Das fragt man sich dann
Wenn man längst schon wieder auf dem Boden liegt
Und seine Einzelteile zusammenkramt

Stehen und tanzen. Ungewohnt und doch so vertraut. Klebrig schön und fast wie früher. Nur der Sicherheitsabstand wird strengstens eingehalten. Rosa Sicherheitsklebelinie am Boden. Eigentlich als Platzierungshilfe für Stuhlreihen, heute Respektabstand zur Bühne. Nach rechts und links nen guten Meter Platz, nach hinten sowieso. 

Such mich, du wirst mich nicht finden

Und was habt ihr so in der Pandemie gemacht? Jeder darf mal ankreuzen, ich wette, mindestens ein Treffer ist dabei: 

O Brot backen
O Käse machen
O Einfach mal nichts

Erstmal muss der ganze Mist verarbeitet werden. Dann die Erkenntnis: Schreiben als Zuflucht. In der Bredouille raus aus der Bredouille. Einfach mal Weg. So wie das neue Lied. Ganz weit weg. Aber dorthin, wo es schön ist.

Helgen (Foto: Daphne Dlugai bs! 2021)

Kein Schall und Rauch
Der uns zu falschen Freunden macht
Die Mauern aus Papier
Brennen immer wird ab
Ich will den Leuten sagen, dass ich die scheiße finde 

So ganz ohne politisches Statement geht’s am Wahlwochenende nicht. Ein ganz besonderes Lied, für eine ganz besondere Person. Verbaler Mittelfinger an Armin. Hoffentlich altert der gut. „Bis morgen habe ich Mut. Und hoffe die Scheiße läuft.“ Allgemeine Zustimmung. 

Glatt glatt glatt läuft der Abend. Und die Geschichte über den Pfarrer, der nebenbei Gras vertickt hat. Aus dem Handschuhfach. Da fragt man sich, wie kommen manche Leute auf sowas? Auf jeden Fall ganz dünnes Eis. Und ein hervorragendes Lied. Und ein hervorragendes Publikum. Und eine Band, die sich zwischen den Liedern immer wieder fassungslos angucken muss. Endlich wieder live, endlich wieder vor Menschen, endlich wieder Applaus und Rufe und Pfiffe und Mitsingen und Bühne. Jede Sekunde wird aufgesaugt, ist da etwa Pipi in den Augen? Auf jeden Fall zu schön, um jetzt schon zu gehen. Zugaben ahoi.

Galerien (by Daphne Dlugai bs! 2021):

Helgen (Foto: Daphne Dlugai bs! 2021)

Setlist:

1. Die Bredouille
2. Das Vergessnis 
3. Nackt 
4. Woran hat es gelegen
5. Schlecht 
6. Rauch
7. Die Flut
8. Weg
8. Lass uns Feinde sein 
9. 300 Nonnen
10. Der Pfarrer
11. Die Geigerzähler geigen
12. Es passiert
Encore
13. Tschüss
14. Wie gut, dass du spinnst

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