Die Temperaturen der letzten Woche haben den in der Regel nur wenig sonnenverwöhnten Norddeutschen ordentlich zu schaffen gemacht. Regen! Regen sollte her, um jeden Preis. Und weil der Wettergott einen unglaublich schlechten Humor hat, lässt er es ausgerechnet dann schütten, wenn das wunderbare Grand Hotel van Cleef Geburtstag feiern will.
Grand Hotel van Cleef? Geburtstag? Hamburg? Regen?
Hat es das nicht schon Mal gegeben? Klar, 2017! Bei der ersten großen Geburtstagsparty. Aber weil Geburtstagskuchen eh das tollste auf der Welt ist, feiern die Menschen des Grand Hotel van Cleef einfach das ganze Jahr und machen den gleichen Stunt mit ‘nem geilen Open Air und so ‘nem bisschen Hamburger Schmuddelwedder einfach nochmal. Diesmal jedoch umsonst und mitten in Hamburgs fetzigstem Szeneviertel. Dazu haben sie sich ein paar ihrer fetzigsten Bands eingeladen. Super Sache.
Durch den plötzlichen Regenbruch schieben sich Einlass und Konzertbeginn um etwa eine Stunde nach hinten. Macht nix. Die HamburgerInnen sind bekanntlich hart im nehmen und verharren eingetütet in sexy transparente Regenponchos, bis sich die Einlassschlange endlich bewegt und nach und nach auf das liebevoll gestaltete Gelände gelassen wird.
Moderiert wird der Abend von Labelmitbegründer Thees Uhlmann, dessen unverkennbares Grinsen auch die letzten grauen Regenwolken vertreibt. Gut gelaunt und mit vielen, meist alkoholverbundenen Anekdoten, kündigt Uhlmann über den ganzen Abend die einzelnen Künstler an.
Den Beginn machen Keele, die im April letzten Jahres ihr Debütalbum „Gut und dir“
veröffentlicht haben. Die hamburgischen Jungs fühlen sich sichtlich wohl auf der kleinen Bühne und begeistern mit ihrem poppigen Punkrock den, noch nicht ganz gefüllten, 45Hertz Platz auf voller Länge.
Nach er ersten kurzen Umbaupause steht der Superheld Grillmaster Flash aus Bremen Nord auf den Brettern. Statt Superheldencape gibt’s jedoch ne ordentliche Jeanskluft. Da der Sprung von Bremen Nord in die Mitte der hamburgischen Sternschanze schon einer kleinen Weltreise gleicht, die eine Menge Mut erfordert, hat er sich als emotionale Unterstützung seine Jungs eingepackt, die auch als musikalischer Support einiges her machen. So wirken die teilweise äußerst witzigen Lieder des jungen Bremers noch ausgereifter und tanzbarer, als bei seinen Solo Shows. Die Beine der Gäste wackeln, die Witze der Musiker zünden, alles in allem fügen sich Grillmaster Flash & the Jungs bestens in das Programm des hamburgischen Labels ein.
Energiesparen ist keine Option
Deutlich härter und mit weniger Witz geht es im Anschluss bei Fjørt zur Sache. Das Aachner Post-Hardcore Trio hat sich, nicht zuletzt dank ihres jüngsten, stark politischen Langspielers „Couleur“ einen festen Platz in den Herzen von uns Musikliebhabern erspielt. Die Show ist energiegeladen, laut und wütend und animiert das Publikum zu wildem Kopfnicken, genau so, wie es der weise Thees Uhlmann 10 Minuten zuvor prophezeit hat. Songs mit deutlichen Botschaften wie „Paroli“ werden vom Publikum gefordert und gefeiert. Sänger und Bassist David Frings wirbelt wie wild über die Bühne und denkt gar nicht daran, Energie für seinen zweiten Auftritt mit Adam Angst zu sparen.
Adam Angst, die erst kürzlich die Veröffentlichung ihres zweiten Langspielers „Neintologie“ feierten, stehen im Anschluss als finaler Act des Abends vor dem mittlerweile prall gefüllten 45 Hertz Platz in dessen Mitte sich zahlreiche andere labelinterne und labelfremde Musiker sehen lassen. Hamburg ist ja auch ein Dorf. Bereits mit den ersten Tönen von „Punk“ ziehen die Musiker die schönen HamburgerInnen in ihren Bann. Der charismatische Felix Schönfuss gleicht einem modernen, etwas übergeschnappten Prediger, der seine kritischen Ansichten über das aktuelle Zeitgeschehen teils wütend, teils ironisch in die Köpfe seiner Schäfchen streut.
Die Zeit vergeht wie im Flug während die Sonne hinter fast schon kitschig bunten Wolken untergeht. Der gesamte 45Hertz Platz hört nicht mehr auf zu tanzen. Nach etwa einer Stunde wütendem Punkrock hat sich die Menge passend zum idyllischen Sonnenuntergang, noch etwas Liebe und Harmonie verdient, daher kehrt Schönfuss noch einmal Solo auf die Bühne zurück, um den Oasis‘ Klassiker „Don’t look back in anger“ zu performen und alle singen mit (oder versuchen es zumindest).
Und damit neigt sich das Programm des Heart van Cleef dem Ende zu. Dem Grand Hotel van Cleef ist an dieser Stelle, trotz wetterdebingter Startschwierigkeiten, ein ganz wunderbares Event gelungen, um den musikbegeisterten Unterstützern des Labels danke zu sagen und eben diese geben ein herzliches
Thank you for the music
zurück.
Setlist Adam Angst:
- Punk
- Ja Ja
- Teufel
- Wochenende
- Lauft um euer Leben
- Wunderbar
- Professoren
- Alexa
- Splitter
- Don’t look back in anger
Galerie:
Heart van Cleef 2018
Links:
www.keele.de
www.grillmaster-flash.de
www.fjort.de
www.adamangst.de
www.ghvc.de