Review: Gurr stellen neue EP vor (06.04.2019, Oldenburg)

Oldenburg. Die kleine Bühne des Amadeus ist vollgestopft mit Boxen, Kabeln und Instrumenten und weist den Charakter eines fluchtartig verlassenen Proberaums auf.

Hi! We are Jealous!

Jealous (Foto: Thea Drexhage bs! 2019)

Alles die drei Musikerinnen von Jealous auf die Bühne stolpern ergibt all das Chaos völligen Sinn. Jealous spielen wüsten Garagenrock, wirbeln über die Bühne, Kabel brechen oder verheddern sich. Das ein oder andere Bier wird auf die ein oder andere Weise vernichtet. Der Sound ist dreckig, gefüllt von Rückkopplungen, ob aus Versehen oder beabsichtigt – man weiß es nicht. Es würde so oder so ins Konzept passen, falls es denn ein Konzept gibt. Die Ansagen sind kurz und nuschelig.

Jealous (Foto: Thea Drexhage bs! 2019)

Der ausschlaggebende Punkt an dieser Stelle ist jedoch, dass das Zuschauen und Zuhören Spaß macht. Es ist ein bisschen wie ein musikalischer Secondhandladen, es ist alles nicht so ganz neu oder ganz sauber, aber umso größer ist die Freude, wenn man dann doch noch den ein oder anderen Schatz findet. Jealous machen auf jeden Fall Lust auf mehr und vor allem eines:

Lust auf Gurr.

Gurr (Foto: Thea Drexhage bs! 2019)

Diese betreten bereits kurze Zeit später das mittlerweile ziemlich volle Amadeus und ziehen mit den nacheinander gespielten Songs ihrer neuen EP „She Says“ erstmal die Handbremse, so fühlt es sich zumindest direkt nach Jealous an. Stücke wie „She Says“ und „Of Hollywood“ kommen erwachsener/organisierter daher, als die Titel ihres Debüts „In my Head“ – was absolut nichts Schlechtes ist. Vielleicht wäre es aber sinnvoller gewesen, die Stücke hier und da einzeln in die Setlist zu sprenkeln, statt die EP, die nur ein paar Tage zuvor veröffentlicht wurde, am Stück vorzustellen. So richtig Bewegung kommt nämlich erst in den Saal, als Gurr die „Walnuss“ ins Rollen bringen.

Kein zurück.


Gurr (Foto: Thea Drexhage bs! 2019)

Ab dieser Stelle. Es wird wilder, schwitziger. Die Luft im Amadeus ist wirklich scheiße und der Sound nur mäßig. Egal. „Diamonds“ fetzt. Crowdsurfer versuchen ihr Glück im kleinen Saal. Es werden nur kurze Ritte, aber es geht ja ums Prinzip!So wagen sich auch die Musikerinnen selbst ins Getöse.
Glücklich dürften somit am Ende alle sein und was will man mehr?

Galerien (by Thea Drexhage bs! 2019):

Setlist Gurr:


Gurr (Foto: Thea Drexhage bs! 2019)
  1. She Says
  2. Bye Bye
  3. Middleton Mall
  4. Off Hollywood
  5. Zu Spät
  6. Fake News
  7. Hush
  8. Walnuss
  9. Diamonds
  10. Yosemite
  11. Moby Dick
  12. Hot Summer
  13. #1985
  14. Walk like an Egyptian
  15. In My Head

Links:
www.gurrband.com
www.facebook.com/jealous.band

Thea Drexhage
Thea Drexhagehttps://www.be-subjective.de
Thea Drexhage hat Salma Hayek einiges voraus! 10 mm. Wie die meisten Frauen der Redaktion, Duffy, Beth Ditto, Joan Rivers oder Angus Young kann sie die MusikerInnen aus dem Bühnengraben also völlig problemlos sehen, wenn jemand ihren Hocker trägt, wird aber - das hat sie mit Salma dann doch wieder gemein - dennoch viel zu oft auf Ihre Körpergröße, ihre Mähne und ihre leicht misanthropischen Anflüge reduziert. Damit sie also nicht im nächstbesten Titty Twister von Sonnenunter- bis Sonnenaufgang Menschenmengen und Bläser mätzelt, halten wir “Aggro-Thea”, die zuvor ganze Landstriche in Mecklenburg Vorpommern ausgerottet hat, halbtags im spießbürgerlichen Oldenburger Exil an der langen Leine. Seither legt sich die scheißpünktliche existentialistische Besserwisserin analog mit Sartre, Camus & Kodak an und ja, auch wir müssen neidlos zugestehen, dass der Instagram-Account ihrer beiden Katzen “Salma” und “Hayek” mehr Follower pro Tag hat, als unser webzine im ganzen Jahr.

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