Da sage doch mal einer, man erlebt auf Hardrock-Konzerten keine Überraschungen mehr. Einer der 800 Fans an diesem Abend im Capitol in Hannover ist ein Junge. Das allein ist noch nichts Besonderes, aber dieser Junge ist zudem noch zarte neun Jahre alt. Bei einer Verlosung durch den Fanclub haben seine Eltern ein Meet and Greet gewonnen und ihn mitgenommen. Alex erlebt an diesem Abend sein erstes Konzert. Premiere also und dann gleich Hardrock.
Reeeessspekt.
Gotthard sind an diesem Abend der Headliner und stellen im Rahmen der 25th-Jubiläumstour ihr neues Album im Regierungsgebäude des Rock´n´Roll vor. Passenderweise heißt es „Silver“. Ist ja schließlich Silver-Hochzeit.
Alex weiß das natürlich alles. Er ist bekennender Fan und hat sogar einen Aufsatz über Gotthard geschrieben. Nochmal Reeeeesspekt, der Junge ist auf dem richtigen Weg.
Allerdings muss er sich noch etwas gedulden, denn den Abend eröffnen die „Hübschen Mädchen“. Wer sich jetzt auf heiße Rock-Bräute gefreut hat, wird zunächst enttäuscht. Die Pretty Maids sind weder hübsch noch weiblichen Geschlechts. Und aus Dänemark kommen sie auch noch. Dieser Umstand veranlasste die Freunde und
Gründungsmitglieder Kenneth Hansen und Paul Christensen sich englische Künstlernamen zuzulegen, um auch außerhalb ihrer Heimat Erfolg zu haben. Und siehe da, dieser Schachzug war genial. Über 35 Jahre besteht die Band. Damit sind Pretty Maids fast schon im Stones-Bereich.
“Red hot and heavy – the way it’s gonna be
Red hot and heavy – now don’t you see
Red hot and heavy – we’re bringin‘ you down
so touch the ground“
Natürlich hinterlassen 35 Jahre im Rockgeschäft Spuren. Nicht nur musikalisch sondern auch physisch. Den Jungs sieht man ihre Bühnenjahre an (Jagger lässt grüßen). Doch sie sind spielfreudig wie eh und je. Die Musik ist hart, laut und geht voran. Ehrlicher Rock halt. Die Pretty Maids leben Rock´n Roll und die Fans lieben sie dafür. Frenetischer Jubel.
Und dann kommen Gotthard. Und ein ganz junger Fan erlebt sein erstes Konzert. Vor dem Schlagzeug steht jetzt in großen Lettern der Schriftzug „Silver“ und „füssiges Silber“ tropft über die Boxen. Wie passend. Gotthard aus der Schweiz, das ist massiver, schnörkelloser Classic Rock. In einer Liga mit Whitesnake, Bon Jovi oder auch Deep Purple.
Los geht’s mit Songs vom neuen Album. Die Party nimmt Fahrt auf. “Hush” bereits im ersten Drittel als Reminiszenz an ihre Vorbilder Purple. Ein Yeah für „Stay With me“ und „Mountain Mama” folgen. Alex und seine Eltern genießen den Abend. Nic Maeder und seine Mannen wissen was zur Show gehören muss: Rudelrock, Gitarre-über-Kopf spielen, tanzendes Mädel auf der Bühne, Gitarren- und Drum-Solo. Aber sie können auch Acoustic.
“Let me find my piece of heaven
Let me find my way back home
I want this love to last forever
And back together, rise once again
>From the ashes to the sky”
Drei Balladen bilden den Mittelteil des Konzerts. Und was macht Alex? Oh oh. Der junge Fan wird müde. Sehr müde. Die Balladen werfen ihn etwas zurück. Zum Glück gibt (Gast)-Drummer Dani Löble (Helloween) noch mal richtig Gas und es folgt jetzt Brett an Brett. Zum Schluss noch „Anytime Anywhere“. Was sonst? Großer Jubel.
Alex ist kein Konzertrookie mehr.
In seinem Aufsatz hat er übrigens eine Eins bekommen.
Reeesssspeeeeekt.
Das Konzert heute kriegt eine glatte zwei. Gut war´s.
Galerien (by Michael Lange):
Setlist Pretty Maids:
- Mother of All Lies
- Kingmaker
- Face the World
- Rodeo
- I.N.V.U.
- Bull’s Eye
- Little Drops of Heaven
- Back to Back
- Red, Hot and Heavy
- Love Games
- Future World
Setlist Gotthard:
- Silver River
- Electrified
- Hush (Joe South cover)
- Stay With Me
- Mountain Mama
- Remember It’s Me
- Feel What I Feel
- Sister Moon
- What You Get
- One Life, One Soul
- Let It Be
- Angel
- Heaven
- Miss Me
- Firedance
- Top of the World
- Lift U Up
- Drum Solo
Encore: - Standing in the Light
- Anytime Anywhere