Goethes Erben (03.03.2006, Berlin)

Es wurde ja auch langsam Zeit, dass der 03. März endlich auf meinem Kalender zum Vorschein kam, stand darin doch ganz dick in  großen Lettern geschrieben GOETHES ERBEN KONZERT in Berlin. Die Vorfreude war dementsprechend groß, und da ja nun Berlin nicht gleich um die Ecke liegt, machten wir uns schon bei Zeiten auf den Weg.

Pünktlich vor Ort angekommen, den Freitags- Feierabendverkehr auf der A9 ganz cool links liegen lassend, hatten wir sogar noch Zeit im nahe gelegenen Einkaufscenter einen Kaffee zu trinken, um danach gemütlich zum K17 zurückzuschlendern.

Dort mussten wir auch nicht mehr lange warten, bis die Türen geöffnet wurden, und somit hatten wir auch noch in den heiligen Hallen genügend Zeit uns in Ruhe niederzulassen. Ich hasse nichts so sehr, wie Stress vor einem Konzert, aber davon war glücklicherweise keine Spur heute. Einen Platz in den vordersten Reihen zu ergattern hieß dann doch, beizeiten sich wieder aufzurappeln und an die Bühne zu gehen, denn das ausverkaufte K17 sollte heute reichlich gefüllt sein, was es letztendlich dann auch war. Sind doch die Fans von überall her angereist, wie ich im Forum zu lesen bekam, nun ja, was hätte man auch anderes erwartet,  bei nur zwei Konzerten in Deutschland, und dann sollten es auch noch die vorerst letzten sein.

Foto: Peggy Graßler

Foto: Peggy Graßler

Pünktlich um 21 Uhr ertönten dann mir sehr bekannte Klänge, die Bühne wurde nett beleuchtet, Nebel drang aus allen Ecken, wohl ein Zeichen dass es endlich an der Zeit war, das GOETHES ERBEN die Bühne für sich in Anspruch nehmen sollten. Mit einem ERBLAST Stück würde somit der Abend stimmungsvoll eingeläutet.

Als nun Oswald und Mindy sowie der Rest der live Besetzung die Bühne betraten, wurden sie mit einem überwältigendem Applaus Willkommen geheißen, die Fans waren außer Rand und Band endlich ihre „Lieblinge“ live und wahrhaftig zu sehen!

Mit ALPTRAUMSTUDIO wurde das Set eröffnet, Oswald im langen Ledermantel und mit der uns gewohnten Art seine Stücke zu präsentieren, legte er sofort los. Schon der Auftakt kündigte an, es sollte ein wahrhaft beeindruckender Abend werden.  Ein sehr gut gelaunter Oswald Henke präsentierte sich dem Publikum, zwischen den Songs sehr redselig und immer für ein Späßchen zu haben, lockerte er die Stimmung beim Publikum etwas auf, welches Anfangs doch noch sehr verhalten war, als aber das Eis gebrochen war, gab es kein halten mehr. Die Fans feierten die Erben wie man es sich nur wünschen kann, und diese bedankten sich mit einem „Best Of“ Konzert, welches fast keine Wünsche offen lies. Ältere Stücke wie  MARIONETTEN, SITZ DER GNADE oder ZINNSOLDAT, waren genauso an der Reihe wie  EISSTURM, GLASGARTEN und zu meiner ganz persönlichen Freude das wohl umstrittenste morbideste Stück aus dem GE Repartoire, FLEISCHMACHT. Vom letzten Album DAZWISCHEN gab es natürlich auch eine Menge zu hören und zu sehen. TAGE DES WASSERS, DAZWISCHEN oder KOPFSTIMME begeisterten die schwarze Gemeinde ebenfalls, welche dann auch textsicher die ERBEN unterstützte. Oswald gab seine Freude zu verstehen, dass wohl auch viele ältere ERBEN Fans unter dem Publikum zu sein schienen, denn es fiel ihm auf, dass auch die alten Songs mitgeträllert wurden.

Foto: Peggy Graßler

Foto: Peggy Graßler

Jedes seiner Stücke präsentierte Oswald auf seine eigens ganz besondere morbide abgründige Art, so dass es nicht einfach nur ein Konzert war, sondern schon einem Theaterstück zu gleichen schien. Wer GOETHES ERBEN kennt, und live schon einmal gesehen hat, weiß sicher wovon ich rede.

Auch optisch gab sich Oswald zu fast jedem Stück anders, hatte er doch wieder sein Köfferchen dabei, und wechselte wortwörtlich sein Hemd bei fast jedem Song. Die Stimmung im Publikum wurde nach und nach immer phantastischer, und auch auf der Bühne zeigte sich bei allen beteiligten wahre Spielfreude.
Leider geht alles Schöne immer viel zu schnell um, so auch dieses einzigartige Konzert, welches GOETHES ERBEN noch einmal seinen Fans gaben, so einfach jedoch ließ man Oswald und den Rest der Band nicht von dannen ziehen, mit stürmischem Applaus und lauten Zugabe Rufen schaffte es das Publikum ganze vier mal, die Musiker zurück auf die Bühne zu holen.

Mit LEBEND LOHNT ES verabschiedete sich die Band dann endgültig vom Berliner Publikum, ein schöneres Stück konnte man kaum wählen, denn wer den Song kennt weiß, was könnte man den Fans besseres mit auf den Weg geben.

So ging ein einmalig morbide theatralisch  inszenierter Konzertabend zu Ende, der allerdings auch leider etwas wehmütiges in sich hatte, für mich zumindest, wird es doch in naher Zukunft erst einmal nichts mehr von GOETHES ERBEN zu sehen und zu hören geben.

Da bleibt mir eigentlich nur noch zu sagen DANKE für den wundervollen Abend, und GOETHES ERBEN, sprich Mindy und Oswald, alles Gute für die Zukunft zu wünschen.  Vielleicht geht’s ja irgendwann, irgendwo weiter…

Links:
www.goetheserben.de
www.k17.de

Torsten Volkmer
Torsten Volkmerhttp://www.torsten-volkmer.de
Volkmr, der Gründer des ehemaligen Goth-Zine.de, verdingt sich „selbst und ständig“ als Linsenputzer bei volkmr fotografie ihm seine Knipsklitsche, hat sich als Chefredakteur 2.0 selbst recycelt, die Metalfriese abgeschüttelt und kämpft mit be subjective! erfolgreich gegen hausgemachte Langeweile, Schubladendenken und seine Profilneurose an. Manchmal darf er auch die RedakteurInnen rumfahren oder Wassereis abstauben.

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