Da kommt mensch an einem Donnerstag Abend zum Lux in Hannover und was ist da? Nix. So gut wie gar nix. Der Club in Linden ist fast leer. Hochrechnungen ergeben, dass ungefähr 10 Leute sich im Inneren aufhalten. Das ist ja jetzt irgendwie auch schade. Und zwar für alle Beteiligten. Einige der Beteiligten stehen vor dem Club, rauchen noch eine und sind recht entspannt. Und wer die Band schon mal gesehen hat, erkennt Sänger Ntenda und Bassist Danilo. Die sind ja locker drauf. Es kommen dann doch noch vereinzelt Fans und sprechen Ntenda an, dass sie die Band erst vor kurzem woanders gesehen haben, begeistert waren und deshalb heute nochmal Nachschlag wollen. Das erfreut die Jungs natürlich.
Herzlich Willkommen im Club.
Das so wenig Fans vor Ort sind, kann eigentlich nicht an der bisherigen Geschichte der Band liegen. Der Ankündigungstext verspricht eigentlich nur Gutes: Nachdem sie über 10.000 Platten ihres genialen Debutalbums “Racey Roller“ verkauft haben, und mit ihrem zweiten Album „Lets do it again“ (Damaged Goods) sogar auf Burning Heart Records gelandet sind, nonstop durch Europa und den USA getourt sind, fantastische Kritiken in internationalen Magazinen wie MOJO oder dem Rolling Stone eingeheimst haben und ihre enthusiastische Fangemeinde den Slogan „Im a Giuda Fan“ überall verbreiten, sind Giuda wieder am Start. Ihre vierte Platte „E.V.A.“ ist gerade erschienen (LP, Burger Records; CD, Rise Above Records) und steht für ‘extra-vehicular .activity’ in Bezug zu Austronauten und der outer space The.atik, die sich mit Reisen in andere Dimensionen beschäftigt. Giuda verarbeitet in ihrem neuen Album damit auch die Geschehnisse, die im Moment in Italien und auf der ganzen Welt passieren. Jeder scheint zur Zeit Angst vor der Invasion anderer Kulturen zu haben. Na gut, der Text ist von 2019, also nicht ganz aktuell.
Auch der Musikstil ist nicht, wie soll mensch sagen, der jüngste. Die Band sieht ihre Einflüsse in den frühen 1970er bei Rockgrößen wie Slade, The Sweet und T.Rex, aber auch Hector and Jook, Vanda & Young’s pre- AC/DC Aussie rock und Slaughter And The Dogs und Eddie & The Hot Rods’ pub rock/punk. Neben Ntenda und Danilo gehören noch Leadgitarrist Lorenzo, Gitarrist Michele und Schlagzeuger Alex zur Band. Kann losgehen. Jetzt aber …
Avanti, Avanti
Zwischenzeitlich sind gefühlt 30 Menschen im Lux, also nicht ganz ausverkauft. Pech für alle die heute Abend nicht da sind. Die Jungs kommen auf die Bühne, mit dem Rücken zum Publikum, von Alex wird kurz angezählt und dann wird los geballert, auf Teufel komm raus. Und ja, das ist Glam Rock, good old Glam Rock. Stampfend rockig und genau die richtige Lautstärke um Abzugehen. Das tut vor allen Dingen Sänger Ntenda. Der Typ ist der Hammer, wie er singt, sich bewegt, wie er Grimassen zieht und tanzt. Clap your hands and step your feet.
„Tartan Pants“, „Back Home“ oder „Teenage Rebel“ könnten Titel aus den 70er Jahren sein. Die Jungs geben Gas. Es gibt keine Ansagen, nur kurz Anzählen und weiter, weiter, weiter… Nächstes Lied. Das ist anstrengend. Kurz vor den letzten drei Liedern, geht die Band kurz runter von der Bühne zurück in die Umkleide und kommt dann ohne Sänger zurück. Ntenda nimmt an der Bar eine kleine Auszeit in Form eines Bieres, während die anderen „Hold me Tight“ raushauen. Dann geht er zurück zu den Jungs und es folgen noch der „Bonehead Waltz” und “Roll on”.
Wie lange dauert so ein Konzert von Giuda? Tatsächlich etwas länger als Fans da sind. 50 Minuten und dann ist finito. In der Kürze lag die Würze. Die Italo-Glammer haben alles gegeben.
Und zwar Avanti, Avanti.
Galerien (by Michael Lange bs! 2022):
Setlist:
- Tartan Pants
- Back Home
- Coming Back to You
- Maybe It’s All Over Now
- Get It Over / Space Walk / Watch Your Step (Medley)
- Born Under a Bad Sign
- You’ve Got the Power
- Get on the Line
- Teenage Rebel
- Number 10
- New Age
- Hey Hey
- Interplanetary Craft
- Hold Me Tight
- Bonehead Waltz
- Roll On
Links:
www.giuda.net