Review: Hoch, höher: Giant Rooks in der Garde (08.08.2024, Dresden)

Sommer, Sonne, Open Airs. Die sächsische Landeshauptstadt Dresden bietet für die schönste Zeit des Jahres gleich mehrere Anlaufstellen: Filmnächte am Elbufer, die Rinne im Ostragehege und die Junge Garde. Das mitten im Großen Garten gelegene amphitheatherähnliche Veranstaltungsgelände bietet nicht nur beste Sicht für alle, sondern vielen verschiedenen Künstlern eine angemessene Bühne.

So dürfen sich dieses Mal die Jungs von Giant Rooks über einen ausverkauften Konzertabend freuen. Die aus Hamm stammende Art-Pop-Band hat sich seit ihrer Gründung 2014 immer mehr den wohlverdienten Erfolg erkämpft. Oder kam er zugeflogen wie die tausenden jungen Menschen, die sich den Weg durch den größten Dresdner Park zur Jungem Garde bahnen? Bestimmt nicht. Aber angenehm leichtfüßig, friedlich und schön – so wird es den ganzen Abend bleiben.

Philine Sonny (Foto: Kristin Hofmann bs! 2024)
Philine Sonny (Foto: Kristin Hofmann bs! 2024)

Das man mit diesen Eigenschaften trotzdem eine wild-sanfte Party machen kann, beweist das nicht nur aus Dresden stammende Publikum schnell. Bereits die sympathische Künstlerin Philine Sonny wird kurz nach 19 Uhr euphorisch und lautstark vom überwiegend weiblichen Publikum begrüßt. Philine trifft mit ihrer verletzlich schönen Musik genau den Nerv dieser Generation.

Philine Sonny (Foto: Kristin Hofmann bs! 2024)
Philine Sonny (Foto: Kristin Hofmann bs! 2024)

Ich wäre gern mutiger…

…offenbart die Sängerin mit der Gitarre in der Hand und dem Baseballcap auf dem Kopf. Mutiger Leute einfach anzusprechen, zu tanzen, zu sagen was man fühlt. Dass sie allein mit der Ansage schon sehr viel Mut bewiesen hat, weiß die junge Philine hoffentlich.

Philine Sonny (Foto: Kristin Hofmann bs! 2024)
Philine Sonny (Foto: Kristin Hofmann bs! 2024)

For You: Giant Rooks.

Giant Rooks (Foto: Kristin Hofmann bs! 2024)
Giant Rooks (Foto: Kristin Hofmann bs! 2024)

Nach einer kurzen Umbaupause mutiert die Junge Garde bei Showantritt von Giant Rooks kurz nach 20 Uhr wieder zum hüpfenden, wallenden Menschenwackelpudding. Bereits beim ersten Song „For You“ ist die Stimmung bei Band und Publikum nicht nur bombastisch, die Jungs gehen auch direkt einem gewaltigen Pyrotechnik-Kawumm ins Programm. Ab Sekunde eins wird mit kleinlicher Textsicherheit jedes Lied mitverfolgt, getanzt, gesungen und gelebt. Der Giant Rooks Vibe zieht durch die Garde und versprüht einen wonnigen Sommernebel, bei dem man nur gute Laune bekommen kann. So reißt er auch wirklich jeden mit, die Stimmung ist super und braucht definitiv keinen Moshpit.

Giant Rooks (Foto: Kristin Hofmann bs! 2024)
Giant Rooks (Foto: Kristin Hofmann bs! 2024)

So tanzt sich die Junge Garde in den angenehmen Sommerabend. Kaum zu glauben, dass die Band um Frederik Rabe (Gesang, Gitarre, Percussions), Finn Schwieters (Gitarre), Finn Thomas (Drums), Jonathan Wischniowski (Synthesizer, Piano) und Luca Göttner (Bass) noch 2017 in der mittlerweile abgerissenen Scheune in der Dresdner Neustadt vor einigen hundert Fans spielte und dann über eine Zwischenstation bei den Picknickkonzerten zu Coronazeiten jetzt vor 6000 Menschen in der Jungen Garde ein ausverkauftes Konzert spielt.

Giant Rooks (Foto: Kristin Hofmann bs! 2024)
Giant Rooks (Foto: Kristin Hofmann bs! 2024)
Giant Rooks (Foto: Kristin Hofmann bs! 2024)
Giant Rooks (Foto: Kristin Hofmann bs! 2024)

Giant Rooks ist nicht nur eine Band, sondern ein Gefühl, ein Vibe. Krasse Konzerte passieren mit wirklich krass guter Musik auf der Bühne. An ihren Instrumenten ist die Band absolut sicher und solide, der Gesang von Frederik Rabe fasst alle Fassetten von sanft bis rau, leise zu laut, rotzig bis verletzlich. Dabei springt, hüpft und tanzt er wie ein Gummiball und freut sich über wirklich jeden Fan, genießt dabei jede Sekunde. Auch ihre Fans sind krass. Krass gut drauf, krass cool drauf, sind wild und frei ohne dabei ins Negative abzudriften. Oder man kann es so sagen: Band und Fans nehmen die Junge Garde auseinander, ohne dass Leid für Lebewesen, Bausubtanz und Technik entsteht. Krasse Energie!

I let my guard down for a moment
Wherever you go, I’ll be going too

Giant Rooks (Foto: Kristin Hofmann bs! 2024)
Giant Rooks (Foto: Kristin Hofmann bs! 2024)

Die Giant Rooks Magie verzaubert den Abend weiterhin. Wenn gesagt wird: Setzen und dann Springen, setzen sich alle hin, springen erst zum falschen Takt auf, kichern, ist nicht schlimm, und dann passt es zum richtigen Takt doch noch und die Garde springt in Richtung Sternenhimmel. Funkeln kann Dresden natürlich auch – zu „Flashlights“ muss man fast keine Ansage machen, die Smartphones werden von alleine gezückt. Am Ende sind so viele tausend Lichter in der Luft, dass sich das Dresdner Taschenlampenkonzert in einigen Wochen zur Not noch einige Lämpchen hier borgen kann.

Giant Rooks (Foto: Kristin Hofmann bs! 2024)
Giant Rooks (Foto: Kristin Hofmann bs! 2024)

Der wirklich magische und wundervolle Konzertabend mit den Giant Rooks endet fast wo wie er angefangen hat: mit einem Knall. Nach ausdauernden Zugaberufen gibt es noch „Wild Stare“ und „Watershed“ für den Ohrwurm auf dem Nachhauseweg. Glücklich, mit Vinyl in der Hand, einem Autogramm von Philine Sonny und einem Lachen im Gesicht verteilen sich die 6000 Fans in alle Himmelsrichtungen der Dresdner Nacht.

Giant Rooks (Foto: Kristin Hofmann bs! 2024)
Giant Rooks (Foto: Kristin Hofmann bs! 2024)

Vielen Dank für die krasse Energie!

Galerien (by Kristin Hofmann bs! 2024)
Philine Sonny (08.08.2024, Dresden) 
Giant Rooks (08.08.2024, Dresden)

Setlist Giant Rooks:

  1. For You
  2. Heat Up
  3. Bright Lies
  4. Pink Skies
  5. Bedroom Exile
  6. Under Your Wings
  7. Cold Wars
  8. New Estate
  9. What I Know Is All Quicksand
  10. Flashlights
  11. Fight Club
  12. Morning Blue
  13. Mia & Keira (Days To Come)
  14. Somebody Like You
  15. Wild Stare
  16. Watershed

Links:

Giant Rooks
Landstreicher Konzerte (Veranstalter)
Junge Garde Dresden

Kristin Hofmann
Kristin Hofmannhttp://www.fotokatz.de/
Kristin Hofmann, das schnurrende Fotokatzl, ist uns von den Elbwiesen zwischen Nightwish und Lacrimas Profundere im Fotograben irgendwie zugelaufen. Das „Spätzchen“ fährt in der Regel nicht die Krallen aus, voll auf weißblaue Vierräder ab und hat die anderen sechs Nerdzwerge zwischen Datenkraken, Mediendschungel und Hexadezimal im Blinzelwettbewerb längst platt gemacht. Schnurrbart steht ihr übrigens nicht so gut wie DocMartens, aber irgendwas is’ ja immer. Bitte nicht füttern!

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