“Hey, whats up? Was geht?” Frag doch jemanden, der sich damit auskennt, der die Welt zumindest versucht zu verstehen. Na gut. „Hey watts up, John?“ Schon besser. Denn John Watts gehört zu den Menschen, der aufmerksam die politische Weltsituation beobachtet und analysiert, und dann Lieder schreibt, die auf die Misere, den Wahnsinn und das Chaos in der Welt aufmerksam machen, Lieder die wach rütteln sollen. Haaallloo Leute? Wacht auf, es ist mehr als kurz vor zwölf. Der Mann hat einen Auftrag, eine Mission. Ruhestand? Kennt John Watts nicht.
Der Mastermind feiert mit seiner Band Fischer Z in diesem Jahr 40-jähriges Band-Jubiläum und hat mit „Building Bridges“ diskographisch das 20. Studioalbum herausgebracht. Grund genug für eine ausgedehnte Tour. Und Hannover hat die Ehre die letzte Station auf der diesjährigen Deutschland-Tour zu sein. Es ist also alles angerichtet, um einen besonderen Abend zu erleben. Und? Der Mann hält Wort.
Der Typ soll 62 sein? Never ever. Polo-Shirt, gelbe Karohose, schicke Schuhe und natürlich wie immer gutbehütet. Sehr lässig, sehr cool. Völlig entspannt kommt Mister Watts zunächst allein auf die Bühne und legt mit „Angel Of Gardenia“ los. Kurz danach steigen die anderen „Fischköpfe“ mit ein.
You don’t speak English, I don’t know Chinese.
I ordered breakfast for one and you brought me three.
My morning call was Arabs in the hall
and you spit half my tea, but…
It’s all right…
Die Songs von Fischer Z sind dermaßen zeitlos und werden wahrscheinlich in 157 Jahren noch funzen. Hier ergießt sich musikalische Qualität in grandiose Quantität. Hier duelliert sich Wattsens prägnante Gitarre mit dem Keyboard und das zusammen mit der charakteristischen Falsettstimme ergibt dann diesen einzigartigen Fischer-Z-NewWaveReggaeDubSound. Hardcore-Metal-Fans würden fragen: „Ist hier überhaupt Musik an? Das ist so leise, mensch kann sich ja (fast) noch unterhalten“. Stimmt, aber nur laut ist nicht immer nur gut. Und hier wird extra-prima-gute Qualität geliefert. Genauso gut wie die Texte. Diese drehen sich neben ein wenig Romantik ganz viel um Sozialkritik. In den 80ern waren das Atomkrieg, Arbeitslosigkeit und Desillusionierung, die in vielen europäischen Gesellschaften Anfang des Jahrzehnts vorherrschten. Im aktuellen Album „Building Bridges“ geht es selbstverständlich um aktuelle Themen. Krieg und Verfolgung („Damaskus Disco“), das Gebaren von Bankern („Easy Money“) und leider ganz aktuell auch die Flüchtlingsdramen, die für viel Leid sorgen. („Row Boys Row“)
They are no options left
but fight or flight
Die Botschaft ist klar. Es geht ihm um eine gerechtere Welt. Nicht mehr und nicht weniger. Aber John Watts bringt auch Persönliches ein. „Pretty Paracetamol“ geht auf die Zeit vor seiner musikalischen Karriere zurück, als er in einer Psychiatrie arbeitete. Die 900 Fans kennen natürlich alle Texte. Auch die Verständigungsprobleme mit dem Zimmerservice sind immer wieder gern gehört. Die Mixtur aus neuen Liedern („Wild, Wild, Wild, Wild“) und den absoluten Klassikern wie „Berlin“, der liebreizenden „Marliese“ und „So long“, fast gleich am Anfang des Gigs, ist perfekt. Seine Band besteht aus vier jungen Kerlen, die ihr Handwerk gut verstehen, und sich mehr oder minder im Hintergrund aufhalten. Chef Watts macht hier auch nicht den Obermacker. Hat er gar nicht nötig. Der Mann hat so viel Ausstrahlung, er könnte den ganzen Saal ausleuchten. Nach der Zugabe erklatschen sich die Fans eine zweite. Dann kommt noch „In England“ in Hannover. Chapeau Mister Watts. Das war ein „Perfect Day“.
Galerien (by Michael Lange bs! 2017):
Setlist:
- Angel of Gardenia (John Watts song)
- Room Service
- So Close
- The Worker
- Battalions of Strangers
- Damascus Disco
- So Long
- Red Skies Over Paradise
- Wild Wild Wild Wild
- Tightrope
- Pretty Paracetamol
- Head On (John Watts song)
- Just-A-Man
- One Voice (John Watts song)
- Marliese
Encore - The Perfect Day
- Berlin
- Further From Love
Encore 2 - In England
Links:
www.fischer-z.com