Aufgabe: Bilde einen Satz mit einer 3. Lösung: 3 ist ne Party. Stimmt. Das war einfach. Nächste Aufgabe: Und jetzt bilde einen Satz mit einer 3, der gleichzeitig ein Dreisatz ist:
3 ist ne Party und 5000 sind dann was? Auweia, Mathe. Grübel, grübel. Überleg, überleg. Normal ist das Ergebnis in der Regel ja 42 als Antwort auf die Frage aller Fragen. Die Lösung ist dann doch eher simpel. 5000 sind auch nur eine Party. Aber die Veranstaltung an diesem Abend in der ausverkauften Swiss Life Hall ist halt nicht nur eine Party. Das hier ist eine Mega-Party. Fettes Brot haben mit „Love Story“ ihr neuntes Album auf den Markt geschmissen. Da wird es doch mal Zeit durch die Republik zu touren, um zu überprüfen, ob die Fans brav die Texte gelernt haben, um dann gemeinsam in Ekstase zu verfallen.
Aber bevor das kollektive Abgehen beginnt, kommt dieser Typ im Bademantel auf die Bühne. Bademantel? Ist das Olli Dittrich alias Dittsche? Nicht schlecht. Der Typ hat immer was zu erzählen und ist höchst amüsant. Schade, schade. Ist er dann doch nicht. Irgendwie auch logisch. Das ist ja hier auch ein Hip-Hop-Konzert und keine Comedy. Da holt man sich als Vorband doch was aus seinem Genre auf die Bühne. Der Typ im Bademantel ist Mädness (bürgerlich Marco Döll), Spitzname De Gude, und ein deutschsprachiger Hip-Hop-Musiker aus Darmstadt. Mädness tritt zusammen nur mit einem DJ auf. Im Hintergrund eine Wohnwagenattrappe. Das ist ja erstmal nicht so spektakulär. Spannender ist da schon die Tatsache, dass der Hesse schon drei Alben aufgenommen hat. Das 2019er-Album „OG“ und auch die Vorgänger haben hierbei durchweg gute Kritiken eingeheimst. Der Mann hat Qualität. Von einem Kritiker wurde er auch schon als der „komplette MC“ geadelt. Allein auf einer Bühne musst du das aber auch erstmal umsetzen. Mädness schafft das souverän mit Songs wie „Ich mach´s noch mal neu“ oder „Ich sterbe für HipHop“. Am 19.02.20 ist er übrigens wieder in Hannover. Dann spielt er im Lux und ist der Haupt-Act. Läuft bei ihm.
Dann ist Zeit für die „Lovestory“. Bei Fettes Brot läuft das etwas anders ab mit der Liebe. Auf der Bühne ein kleiner Tisch. König Boris auf einem Stuhl. Hinter ihm eine Riesenleinwand mit unzähligen Liebesäpfeln drauf. Und dann das Intro vom König himself.“Ich liebe dich“ von Clowns und Helden aus ´86:
„Ausgerechnet mir muss das passieren
Wir hab’n 2019 und ich altes Trottelgesicht hab‘ mich verliebt
Ich sitz‘ hier vor mei’m dumm’n Foto
Und bemerk‘ immer wieder wie hübsch ich eigentlich bin
Wenn ich hoch guck‘, seh‘ ich mein Handy und dann denk‘ ich
Ich nehm‘ das Teil und ruf‘ mich an und sag’s mir einfach
Vorher, vorher trink‘ ich noch ’n Glas Rotwein
Meist trink‘ ich dann ein oder zwei Flaschen
Und halt‘ meine Klappe
Nein, für mich bin ich nicht nur hübsch
Ich bin mehr für mich, ich liebe mich“
Klare Aussage. Dann stürmen Doktor Renz und Björn Beton auf die Bühne und schon ist die Party im Gange. Aber sowas von. Für ein Mädel im vorderen Bereich ist das gleich etwas zu viel. Konzerte von den Broten sind halt AbgehAusrastHüpf-Konzerte. Da schwitzt mensch schon mal, wird Bier verschüttet und größere Menschen als sie gibt es auch. Aber wer wird denn da gleich in die Luft gehen? Na alle natürlich. Die Menge will Party und kriegt sie auch.
Nachdem der Liebesäpfelvorhang fällt, wird der Blick frei auf die Bühne mit Band. Licht und Sound in der Swiss Life Hall waren nie besser. Neonröhren bilden Sterne aber auch Songtitel der Band. Fettes Brot ist ein eingespieltes Team. Kein Wunder, die Band gibt es schon seit 1992. Die Hamburger Jungs teilen sich die Texte schön auf. Jeder darf hier mal die Rampensau machen. Als Mitvierziger stehen sie nicht mehr auf das junge Gemüse, sondern auf „Deine Mama“. Ein Po verursacht schon mal ein „Erdbeben“ und hin und wieder sind sie nicht die Entscheidungsfreudigsten („Jein“). Der Beat ist immer richtig fett und tanzbar. Alle Songs werden mitgegrölt. La Ola geht mehrfach durch die Halle. Hier hat mensch Spass. Doch die Brote habe durchaus auch ernste Titel. Bei „Schwule Mädchen geht es um Homophobie und Frauenfeindlichkeit, „An Tagen wie diesen“ um Gleichgültigkeit und bei „Bettina, zieh dir bitte etwas an“ um Sexualisierung. Zu „Du driftest nach rechts“ muss mensch nichts erklären. Ganz wichtige Themen. Irgendwann sagen die Brote dann Tschüss.
Nix da Tschüss: Ohne Nordisch gehen wir nicht nach Haus skandieren die Fans. Ja ist ja gut. Aber vor Nordisch kommt noch My Way by Nature. Eine geniale Idee mit Frankieboy Sinatra´s Hit auf das Highlight zuzusteuern. Ein bisschen Fahrt rausnehmen um dann mit Nordisch by Nature zum Höhepunkt zu kommen. Und nun die dritte und letzte Aufgabe: Aus welchem Album ist wohl der letzte Song des Abends: „Kannste kommen“? Antwort: 3 ist ne Party. War ja irgendwie klar. Mega Abend.
Galerien (by Michael Lange bs! 2019):
Setlist:
- Ich liebe mich
- Wackelige Angelegenheit
- Erdbeben
- Emanuela
- KussKussKuss
- The Grosser
- Geile Biester
- How Gee Routine
- Jein
- Deine Mama
- Für immer immer
- Da draussen
- Denxu
- Du bist the Shit
- Amsterdam
- Robot Girl
- An Tagen wie diesen
- Du driftest nach rechts
- Meh‘ Bier
- Bettina, zieh dir bitte etwas an
- Schwule Mädchen
- My Way by Nature
- Nordisch by Nature
- Kannste kommen