So ein Album von Extrabreit ist schnell gehört. Ihre erste Scheibe, witzigerweise gleich „Ihre größten Erfolge“ geht nur 35 Minuten und eine Sekunde. Bei nur 13 Liedern ist das mal amtlich kurz und knapp. Das sind dann 161,615384615 Sekunden im Durchschnitt, also keine drei Minuten pro Song. Da ist die Langspielplatte (ja früher hieß das so) „Welch ein Land was für Männer“ ein geradezu episch langes Werk mit 36 Minuten bei „nur“ 10 Songs. Das ist dann Extrabreit in groß oder einfacher ausgedrückt
XB in XXL
Da könnte der geneigte Fan jetzt befürchten, dass das Konzert in 60 Minuten, vielleicht dauert es auch eine Stunde !!, durch ist. Eine Vorgruppe gibt es an diesem Abend im ausverkauften Musikzentrum nicht und die älteren Herren wollen bestimmt auch vor Mitternacht, besser noch früher im Bett liegen. Ganz so schlimm ist es dann doch nicht, denn Havaii, nicht Hawaii (66), Kleinkrieg (hat heute Geburtstag und wird 68), Möller (aber nicht Ralf sondern Rolf, (67), Hönig, aber nicht Heinz, sondern Bubi?! (68) und Jungspund Larsson, aber nicht Stig, sondern Lars Hartmann (noch unter 50) gelten nicht umsonst als einer der besten deutschen Live-Acts und das beweisen sie auch an diesem Abend eindrucksvoll druckvoll. Über 40 Jahre gibt es Extrabreit schon. Der Sound ist nicht mehr so einfach strukturiert wie Anfang der 80er, sondern rockig kompakt und genau das wollen die mit der Band alt, Pardon, reifer gewordenen Fans, auch hören. Los geht’s überraschenderweise mit „Extrabreit“ und dann „Her mit den Abenteuern“. Same procedure wie immer.
Ich hab Kleptomanie,
Keine Leidenschaft ist wie die,
Ich hab Kleptomanie, Kleptomanie,
Und sie erwischen mich nie!
Und die Jungs aus Hagen geben von Beginn an Gas. So wie immer halt und das schon seit über 40 Jahren. Kleptomanie ist immer noch eine Leidenschaft und Joachim muss auch immer noch härter werden. Genauso wie übrigens die Marmelade. Kurze Geschichten aus dem Leben halt. Geschichten über Frauen wie Annemarie, mit der sie Sex haben wollen, über die Polizei, die sie nicht mögen, über das Leben als Lottokönig aber auch über den Anschlag auf den Präsidenten. Das Duett mit der göttlichen Knef vor etlichen Jahren war ein Supercoup und noch immer regnet es Rosen. Stefan „Kleinkrieg“ Klein darf zwei Songs aus seiner Solokarriere spielen. „Wilhelmsplatz“ und „Liebling“ sind nett und passen gut rein, aber die Punk-Kracher wie „3-D“ oder „Ruhm“ reißen die Fans mehr mit. Aber auch eine eher hypnotische angehauchte Nummer wie „110“ macht Spaß. Noch mehr Spaß haben die Fans wenn die Schule brennt und startet der Flieger, dauert dieses Lied statt drei auch mal sieben Minuten.
Nach dem Lou Reed Cover „Junge, wir können so heiß sein“ ist dann Schluss, zumindest für Sänger Kai Schlasse (der heißt wirklich so). Kleinkieg hat noch keinen Bock und improvisiert, der Rest der Breiten steigt noch mal herzhaft mit ein und alle zusammen rocken nochmal die Bühne. Nach 100 Minuten ist dann Schluss. Geht doch. Das sind praktisch 3 Alben.
Galerien (by Michael Lange bs! 2023):
Setlist:
- Extrabreit
- Her mit den Abenteuern
- Geisterbahn fahrn
- Winter
- Glück & Geld
- Kleptomanie
- Joachim muß härter werden
- Polizisten
- 1-1-0
- Wilhelmsplatz (St. Kleinkrieg)
- Liebling (St. Kleinkrieg)
- Der Präsident ist tot
- Ruhm
- Gib mir mehr davon
- Vorwärts durch die Zeit
- Für mich soll’s rote Rosen regnen (Hildegard Knef cover)
- Mary Jane
- Lottokönig
- 3-D
- Hart wie Marmelade
- Flieger, grüß mir die Sonne (Hans Albers cover)
- Hurra, hurra, die Schule brennt
- Annemarie
- Junge, wir können so heiß sein (Lou Reed cover)
Links:
www.die-breiten.de