Review: Dropkick Murphys – The Boys Are Back (01.02.2017, Hannover)

Der Film “Titanic” hat es eindrucksvoll gezeigt. Die besten Partys werden nicht im Oberdeck gefeiert, da wo Stock und Steif oder auch Ete und Petete an ihren Kristallgläsern nippen, sondern gefühlte 20 Decks tiefer, wo die kleinen Leute der Arbeiterklasse sind, die irischen Auswanderer die Überfahrt verbringen. Da wird die Buddel rumgereicht, die Fiedel rausgeholt und der Punk ging ab.

Und das ist bis heute so geblieben. Die Dropkick Murphys aus Boston sind an diesem Abend in der Swiss Life Hall zu Gast und stellen ihr neues Album „11 Short Stories of Pain and Glory“ vor.  Alkohol ist natürlich auch im Spiel. Und das nicht zu knapp.

Und der Punk geht ab.

Die Murphys sind nicht nur eine Party-Band, sie sind nachdenklicher geworden, politisch engagiert und sozial eingestellt. So haben sie in ihrer Heimat Boston eine eigene Stiftung für Drogensüchtige gegründet.

Skinny Lister (Foto: Andreas Budtke bs!)

Den Abend eröffnet Skinny Lister aus London. Die NETTEN. Sie zelebrieren diesen Abend mit dem typisch irischen Folk-Punk. Genau diese Musik, die direkt über das Ohr in die Beine geht. Ausgelassen, fröhlich, irisch frisch eben. Frontfau Lorna (schick im Blumenkleid) lässt es sich nicht nehmen mittenrein in den Pulk zu gehen, den mitgebrachten Krug kreisen zu lassen und auch ein Tänzchen mit den Fans zu wagen. Folk-Punk at it´s Best.

Die BÖSEN: Schon als die ersten Klänge von Slapshot erklingen, kommen in der ersten Reihe Zweifel auf: „Shit, was ist das denn?“ Und wenn man noch den aktuellen Albumtitel („Bloodbath in Germany“) kennt, fragt man sich, ob das die richtige Veranstaltung ist.

Slapshot (Foto: Andreas Budtke bs!)

Lassen wir den Text mal außen vor und konzentrieren uns auf die Musik.

Die Boston-Bros der Murphys liefern Old-School-Hardcore. Schnell, hart, mit rausgekotztem Gesang. Sänger Jack Kelly geht ab wie Zäpfchen auf Ecstasy. Gefühlte sechs bis acht Songs später haben Slapshot ihre Patronen schon verschossen.

 

Dann kommen die GUTEN. Es gibt Konzerte, die finanzieren sich durch die Zuschauereinnahmen, und es gibt Konzerte wo der Gewinn durch den Getränkeverkauf erzielt wird. Bei den Dropkick Murphys tritt der absolute Glücksfall ein. 4000 Fans

„The Boys are Back, and they are looking for Trouble“.

Die Murphys treten gleich von Beginn aufs Tempo. Links ausscheren, Gas geben, Pogo, Wall of Death. Das volle Programm. Hauptsache Körperkontakt. Wild, ausgelassen. Schon nach kurzer Zeit sind viele männliche Fans textilbefreit und feiern Ihre MUUUURPHYS.

Dropkick Murphys (Foto: Andreas Budtke bs!)

Kurzer Break. Der Autor muss die Örtlichkeiten aufsuchen (ist halt Alkohol im Spiel). Beim flüchtigen Scannen der Vorhalle bleibt der Blick an vier Kerlen hängen. Sind das nicht?

Yeeess, they are. Die Schlappschüsse stehen frischgeduscht am Merch-Stand, breit grinsend. Ihr Feierabend-Bier genießend machen Sie Selfies mit den Fans. Doch gar nicht so böse die Bros aus Boston. Alles gut.

Schnell zurück in das Epizentrum des irischen Frohsinns. Welcher Stimmungsmacher liegt vorn? Musik oder Bier. Zum Glück immer die Musi. Die Stimmung und die Temperaturen in der Halle erreichen langsam den Siedepunkt. Bierseligkeit paart sich mit Gegröle. Es wird geschunkelt. Nach der Melodie von „An der Nordseeküste“? Yeeess, it is. Egal. It´s Party Time.

“Walk on through the wind
Walk on through the rain
Though your dreams be tossed and blown
Walk on, walk on
With hope in your hearts
And you’ll never walk Alone“

Die Murphys lieben das Zusammengehörigkeitsgefühl. Bei „Kiss me, I´m Shitfaced“ dürfen die Ladies auf die Bühne. Es wird noch enger, als auch die Kerle die Bühne entern. Zum Schluss dann der würdige Abschluss mit dem Song „Until The Next Time“ vom neuen Album.

Dropkick Murphys (Foto: Andreas Budtke bs!)

Raus aus dem Brutkasten. Abtrocknen. Neues Shirt an. Und ab in die Nacht. Schön wars. Bis zum nächsten Mal.

Setlist Skinny Lister:

  1. Wanted
  2. George’s Glass
  3. Tragedy in A Minor
  4. Devil in Me
  5. Bold as Brass
  6. John Kanaka
  7. Rollin‘ Over
  8. Trouble on Oxford Street
  9. Seventeen Summers
  10. This Is War
  11. Hamburg Drunk

Setlist Dropkick Murphys

  1. The Foggy Dew (Sinéad O’Connor song)
  2. The Lonesome Boatman
  3. Rebels with a Cause
  4. Sunday Hardcore Matinee
  5. The Warrior’s Code
  6. The State of Massachusetts
  7. I Had a Hat
  8. Sandlot
  9. Johnny, I Hardly Knew Ya
  10. Blood
  11. Caps and Bottles
  12. First Class Loser
  13. As One
  14. The Wild Rover ([traditional] cover)
  15. Famous for Nothing
  16. Paying My Way
  17. Barroom Hero
  18. Rose Tattoo
  19. Out of Our Heads
  20. You’ll Never Walk Alone (Rodgers & Hammerstein cover)
  21. I’m Shipping Up to Boston
    Encore:
  22. The Boys Are Back
  23. Going Out in Style
  24. Kiss Me, I’m Shitfaced
  25. Until the Next Time
  26. My Way (Frank Sinatra Song)

Links:
www.skinnylister.com
www.oldtimehardcore.com
www.dropkickmurphys.com

Michael Lange
Michael Langehttps://www.be-subjective.de
Michael Lange. MichaL ist der Methusalix in unserem Team. Ein Original, ein Sympath, ein Genießer von A wie Abba bis Z wie Zabba und im realen Leben ein Stepptänzer. »Jawohl, das mit dem KlackerdiKlack.« MichaL hat schon Rock’n’Roll gehört, da waren die Little Boy Blue and the Blue Boys noch grün hinter den Ohren. Man munkelt er konnte schon einparken, da gab es noch nicht mal Rückspiegel, geschweige denn Einparkhilfen. Dennoch ist die MichaL noch lange kein Oldy oder darauf fokussiert. The big L war plötzlich da. Zeitlos. Unerwartet und doch völlig freiwillig tauchte er in unserem Universum auf und bereichert es. KlackerdiKlack.

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