23. März 2019. Drangsal. Bremen. Hochverlegt. Theoretisch.
Praktisch fällt das Ganze auf Grund eines kranken Max Grubers relativ kurzfristig
ins Wasser – ein Nachholtermin wird jedoch schnell gefunden. Am 11. April, ein
Donnerstag.
Trotz des Wochentages füllt sich der Schlachthof bereits zu Supportact Mia Morgan
aus dem Internet
bis in die hintersten Ecken. Mia Morgan benutzt Worte wie „stabil“ und „megageil“, wenn sie nicht grade mittels Macbook und Gitarre musiziert und von „Waveboys“ und „Wiedergängern“ singt – ihr großes ‚Goal‘ der Fernsehgarten. Auf die ältere Generation wirkt das ganze wie die leicht verrottete Reinkarnation unseres 90er-Lieblings Blümchen, ob wir dies ein zweites Mal brauchen sei an dieser Stelle dahingestellt.
Die jungen Menschen vor der Bühne scheinen jedoch sehr
angetan von dem quirligen Blonden Internetsternchen. Tanzen wild, singen mit
und werfen Blumen – kein Wunder, dass Mia Morgen funktioniert, ist der Sound dem
Drangsals stellenweise gar nicht so
unähnlich, aber leider längst nicht so ausgeklügelt und partiell ziemlich banal.
Ein Macbook kann eben keine ganze Band ersetzen, lässt sich während der
Umbaupause jedoch angenehm schnell von der Bühne rollen.
Bei der Drangsal –
Band wird der Soundcheck noch selbst gemacht und der Jubel ist groß als die
Jungs um Max Gruber die Bühne betreten. Bis zum eigentlichen Konzertbeginn
dauert es dann aber doch noch eine ganze Weile.
Mit „Jedem das Meine“ wird das letzte Set der „Zores-Tour 2019“ eröffnet, von
der vorangegangenen Krankheit Grubers keine Spur mehr, zum Glück. Die gesamte
Band macht einen fantastischen Job, alle Töne sitzen und der Sound im
Schlachthof ist wie immer ganz hervorragend, was besonders bei der großartigen
Darbietung von „ACME“ mit seinem langen Instrumentalpart auffällt.
Die Songs der beiden Drangsal-Alben „Harieschaim“ und „Zores“ werden wild durcheinandergemischt und ergeben dabei ein stimmiges Set. Das überwiegend junge Publikum vor der Bühne feiert jeden Song, während von den Rängen etwas aufmerksamer gelauscht und beobachtet wird, einen Grund zur Beschwerde wird an diesem Abend jedoch niemand finden.
Bei der kurzen Indie-Anleihe vom „Hund am Strand“ kommen sogar einige Jungen und Mädchen der Aufforderung nach, ihre T-Shirts auszuziehen. Auch so menschelt es gut zwischen Band und Gästen. Durch ein paar kleinen Spitzen Grubers gegen das Publikum und auch gegen sich selbst, erklingen die ein oder anderen Lacher im raum – außer bei Bassist Sam Segarra. Kann dem Mal einer stecken, dass das Gesicht über 45 Muskeln hat?
Nach einem langen Instrumental und „Weiter nicht“ folgt die Zugabe mit einem versuchten Wunschkonzert.
„Was wollt ihr hören außer Turmbau zu Babel?“
TURMBAU ZU BABEL!
Tja, Arschkarte. So läuft das mit den Hits. Diese sorgen schließlich auch dafür, dass das getragene Spitzenshirt Herrn Grubers irgendeinem Fan irgendwann mal den 1,5fachen Wert bescheren wird. Eine goldene Zukunft! Nach dem Klaus Lage Cover von „1000 und eine Nacht“ versteht sich.
Galerien (by Thea Drexhage):
Setlist Drangsal:
- Jedem das meine
- Will ich nur dich
- Do the dominance
- Sirenen
- Magst du mich
- Love me or leave me alone
- Hinterkaifeck
- Der Ingrimm
- Und du?
- ACME
- Arche Gruber
- Laufen Lernen
- Weiter nicht
- Eine Geschichte
- Turmbau zu Babel
- Allan Align
- 1000 & eine Nacht
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