Die Donots luden erneut zum traditionellen Jahresabschlusskonzert (JAK) in den Osnabrücker Rosenhof, welches binnen kürzester Zeit ausverkauft war, sodass ein weiteres Jahresabschlusszusatzkonzert (JAZK) aus dem Boden gestampft wurde, welches bereits am Vorabend stattfand.
Nach Betreten des Rosenhofs fällt schnell der gut bestückte Merchandisestand ins Auge, welche gefühlt mehr T-Shirts als jeder gut sortierte H&M anbietet. Zwischen den knallig bunten Designs finden sich bereits die ein oder anderen Fanartikel, für das am 12.01.2018 erscheinende Album Lauter als Bomben. Mensch darf sich an diesem Abend also nicht nur auf eine Punkrockshow par excellence, sondern auch auf das ein oder andere Sneak Peak freuen.
Der Anfang im bereits völlig überfüllten Rosenhof ist jedoch gemütlicherer Natur. Der sympathische Matze Rossi betritt, nur mit seiner Akustikklampfe bewaffnet, die Bühne, über welcher bereits das verheißungsvolle Banner der Donots schwebt. Das mit den Support Acts und der Gunst des Publikums ist ja immer so eine Sache… Während sich über 1000 junge Menschen auf einen Partyabend freuen, kämpft der Singer/Songwriter gegen das aufgeregte Gequassel auf „den billigen Plätzen“. In dem Tagtraumstück Balsam heißt es „Ich bin alles andere, als hilflos oder harmlos“ und dies demonstriert Matze Rossi an diesem Abend gekonnt, unter anderem mit dem spontanen Knochenfabrik-Cover von Filmriss. Der Kampf gegen die hinteren Reihen gleicht einer Sisyphusarbeit, welche jedoch schnell durch den Support des vordersten Teils des Saals belohnt wird.
Mit ganz viel Charme und seinen wundervollen Songs schafft es Herr Rossi schnell, die ersten Mitsingchöre zu animieren, welche im Laufe des Sets tatsächlich den Lärm der hinteren Reihen übertönen. Spätestens bei der Pixies-Anleihe in Warum aus mit und meinen Freunden nichts mehr werden kann stimmen alle mit ein, bevor das Set mit dem sonst eher intimen Best Friends seinen lauten Höhepunkt feiert.
All for one, and one for all.
Eine gute Einstimmung auf die Donots, die bereits nach kurzer Zeit die Bühne, bzw. den ganzen Saal, für sich einnehmen. Ich mach nicht mehr mit – Die Stimmung schießt von 0 auf 100 in unter zwei Sekunden und wo kommt plötzlich all der Schweiß her? Mit einem ständigen Wechsel von neuen und alten, deutschen und englischen Songs hauen uns die Donots ihre Discografie um die Ohren. Die schnellen, kurzen Songs werden regelmäßig von langen und noch längeren Ansagen und Scherzchen unterbrochen, wie man es sonst nur von Die Ärzte kennt.
Dem Publikum gefällt’s und spätestens nach der Hälfte des Abends weiß jeder die kleinen Verschnaufpausen zu schätzen, bevor es mit einem lauten
„Bewegt euch ihr Schweine“
seitens der Bühne weiter geht. Der Schweiß steht nach 10 Minuten 5cm hoch in allen Schuhen, tropft von der Decke, zerstört Ingos Ohrhörer und man munkelt, dass er im Keller sogar einen Wasserschaden verursacht hat. Und als würden alle nicht schon genug stinken, findet auch noch ein Kranz Knoblauch seinen Weg auf die Bühne.
An diesem Abend passieren so viele Dinge abseits der Musik, dass das Konzert einen zirkusartigen Charakter bekommt. Die Donots spielen Direktor, Clown, Akrobat und Wildtierdompteur zugleich und beherrschen ihre Aufgaben wie im Schlaf. Das Publikum bekommt einen hervorragenden Fanservice. Zuschauer werden persönlich adressiert, auf die Bühne geholt und mit T-Shirts belohnt. Frauen werden gebeten, laute Prollscheiße zu brüllen, um den vorlauten Herren der Schöpfung (vor allem Jannis) mal zu zeigen, wie das geht (und das Frauen alles besser können, ist auch ohne viel zu gendern natürlich klar!).
Es ist schwer, etwas zum Sound im Rosenhof zu sagen, denn nicht selten übertönt der Gesang der Menge alles, was da auf der Bühne passiert und so soll es ja auch sein. Lediglich bei den Stücken der der neuen Platte bekommt mensch die Chance festzustellen, dass der Sound mehr als in Ordnung ist. Mit Rauschen (auf jeder Frequenz) präsentieren die Donots ein Stück, welches die neuen Rechten in unserer Gesellschaft adressiert, aber erst nach Dann ohne mich skandiert das Publikum
NAZIS RAUS! NAZIS RAUS!
Die kurzen Lieder rauschen nur so vorbei und doch ist noch kein Ende in Sicht. Die Crowdsurfer sammeln sich im winzigen Bühnengraben, die Securities brauchen schließlich auch einen Grund zu schwitzen, aber trotz wildem Getanze und dem ein oder anderen Circlepit bleibt der Abend friedvoll. Alle wollen Spaß und sind gut drauf, das Bier fließt in Strömen und die leider pfandfreien Hartplastikbecher sammeln sich auf dem Boden des Clubs und stellen die ein oder andere Stolperfalle dar (sofern mensch es schafft, sich in der engen Menge überhaupt fortzubewegen).
Zum Jahresausklang bittet Ingo noch einmal an den heiligen Geist zu denken. An diesem Abend in Form von Wolfgang Wendland der Kassierer – vielleicht wurde da der heilige Geist mit Himbeergeist verwechselt…jedenfalls gibt es noch ein besinnliches Cover von
Ich töte meinen Nachbarn und verprügel seine Leiche
bevor es kurze Zeit später das erste Mal von der Bühne geht. Das betteln nach einer Zugabe wird schnell belohnt und die Donots spielen noch sechs weitere Songs. Der Schweißpegel steigt nach „We’re not gonna take it“ so weit, dass sich die Musiker für „Goodbye Routine“ auf die Bar retten müssen und von dort aus weiterspielen. Und so findet der Abend langsam sein Ende. Als sich nach Hansaring 02:10 Uhr die Türen öffnen, schwimmt das Publikum gemächlich nach Hause, mit dem ein oder anderen bunten T-Shirt im Gepäck. Die Silvesternacht wird von den Meisten sicherlich verschlafen.
Galerien (by Thea Drexhage bs! 2017):
Setlist Matze Rossi:
1. Erzähl mir nichts
2. Kein Zweifeln und bedauern
3. Wir wollen doch gut aussehen
4. Wenn ich mal sterben muss
5. Filmriss (Knochenfabrik Cover)
6. Balsam
7. Warum aus mir und meinen Freunden nichts mehr werden kann
8. Best Friends
Setlist Donots:
- Ich mach nicht mehr mit
- Calling
- Problem kein Problem
- Junger Mann zum Mitleiden gesucht
- Pick Up the Pieces
- Whatever Forever
- Come Away with Me
- High and Dry
- To Hell with Love
- Rauschen (Auf jeder Frequenz)
- Wake the Dogs
- Up Song
- Whatever Happened to the 80s
- Das Dorf war LA
- Eine letzte letzte Runde
- Solid Gold
- Dann ohne mich
- Gegenwindsurfen
- Stop the Clocks
- Ich töte meinen Nachbarn und verprügel seine Leiche
- Hier also weg
- Dead Man Walking
Encore: - This Is Not a Drill
- Keiner kommt hier lebend raus
- We’re Not Gonna Take It (Twisted Sistercover)
- Good-bye Routine
- So Long
- Hansaring, 2:10 Uhr
Links:
www.donots.com
www.matzerossi.com
Veranstalter:
KKT