Konzerte an Montagen sind ja immer etwas Besonderes. Das Wochenende ist gerade mal rum und mensch ist noch gar nicht richtig im Wochenalltagstrott angekommen, da gibts schon wieder was auf die Ohren. I Don´t like Mondays sagt da so mancher, aber heute ist das mal ganz anders. Heute ist ein Abend mit ganz anderer Mucke: analog, alt und laut. Ganz schön laut. Wenn mensch da mal Abstand von der Bühne nimmt, ist das nicht schlecht, denn…
Hinten ist auch ganz gut
DeWolff kommen aus Holland und haben sich ganz dem anlaogen Sound der 70er Jahre verschrieben. Es geht Richtung Deep Purple, Pink Floyd und vor allen Dingen Led Zeppelin, also der Creme de la Creme des Rocks. Aber bevor die Zeitreise beginnt, sorgen AfroDiziac für das Aufwärmen und Einstimmung zugleich.
Der Frontmann, Gitarrist und Sänger ist ein echter Hingucker, eine Mischung aus Jimi Hendrix wegen der Mega-Mähne und irgendwie gefühlt Che Guevara wegen den südamerikanischen Wurzeln. Tatsächlich ist Ivan Carvalho Sohn brasilianischer Einwanderer, in Halifax geboren. Also irgendwie heimatlos, aber trotzdem ein Typ geworden, der sich ohne Angst stellt, groß denkt und träumt und das mit seiner Musik ausdrückt. AfroDiziac nennt seinen Sound „Sonic Fingerprint“. Das geht dann direkt in Richtung Hendrix, dem psychedelischen Sixties- oder Seventies-Rock. Es ist energetisch, laut und beinhaltet auch Grunge und Alternative. Und natürlich werden die Songs ausgedehnt, auch bis mal sechs Minuten erreicht sind. Es wird improvisiert, ausladend gejammt und hendrixig gerockt. Die Band hat Spaß, das Publikum auch, so kann es weitergehen.
This here company gonna make you groove
Suck the poison right out of your soul
No, this train it don′t run on coal
It’s the power of love makes it move
Und das tut es auch. Die Holländer von DeWolff entern die Bühne und setzten die 70er-Jahre-Zeitreise mit Volldampf fort. Die instrumentalen Zutaten der Band sind genau auf diese Zeit abgestimmt. Die Hammond Orgel von Robin Piso, die extrem rockige Gitarre von Pablo van de Poel und das kraftvolle Schlagzeug seines Bruders Luka lassen keine Wünsche offen. Komplett ist die Band aber erst durch die zwei Backgroundsängerinnen. Auch wenn sich die Band eher dem psychedelischem Southern-Rock zugehörig fühlt, lassen sie sich auf keinen Fall in einer Schublade festlegen. Der Opener „Night Train“ ist eher im Soul-Bereich ansässig, aber die Lok des Nachtzuges hat soviel Dampf auf dem Kessel, das es gehörig abgeht. Etwas ruhiger ist dann schon „Heart Stopping Kinda Show“, dafür aber mit noch mehr Soul. Wenn eine Band nur knapp zweistellig Lieder auf der Setlist hat, aber trotzdem knapp dreistellig an Minuten spielt, ist eines klar: hier wird improvisiert auf Teufel komm raus. Kenner wissen, hier wird sich ein Wolf gespielt. Mal ist die Orgel die treibende Kraft mal Schlagzeug, dann wieder die Gitarre solomäßig unterwegs.
Die Tempi werden während des Stücks öfter gewechselt, mal ruhiger, dann wieder rockig treibend. Der Sound im Chez Heinz ist sehr ordentlich, aber auch ordentlich laut. Das mag an den niedrigen Decken liegen, die den Sound von der Bühne unvermindert nach hinten treibt. Weiter hinten zu stehen ist auch gut. Der Bandname stammt übrigens aus dem Film „Pulp Fiction“, in dem Harvey Keitel den Charakter The Wolf spielt. Durch den holländischen Fleischwolf gedreht ergibt das dann DeWolff. Ist doch klar und sehr cool irgendwie. Die Interaktion mit dem Publikum ist eher nebensächlich. Die einen spielen, die anderen hören zu und genießen. Das ist auch bei der Zugabe „Freeway Flight“ nicht anders. Bei diesem Flug wird noch mal mit Schwung abgehoben, drei bis sieben Mal gekreist um dann mit Wumms, aber sicher zu landen. Schnörkelloser Abend und das auf einem Montag.
Galerien (by Michael Lange bs! 2023):
Setlist:
- Night Train
- Heart Stopping Kinda Show
- Will o‘ the Wisp
- Tired of Loving You
- Treasure City Moonchild
- Queen of Space & Time
- Rosita
- Nothing’s Changing
- Freeway Flight
Links:
www.dewolff.nu