Review: Declan McKenna stellt die großen Fragen, ohne riesige Worte zu verlieren (23.04.2024, Berlin)

Das Konzert von Declan McKenna im Astra Kulturhaus in Berlin war exzentrisch, es machte Spaß und es war eine tolle Erinnerung, warum Declan McKenna ein Musiker ist, der auf jede gut gehütete Playlist gehört.

Declan und die großen Support Acts

Declan McKenna ist bekannt dafür, zukünftige Superstars als Eröffnungsacts zu wählen. Für ihn eröffneten bereits Namen wie Wet Leg, Alfie Templeman, CMAT, Sam Fender und die aktuell kaum zu übersehende Chappell Roan. Auch für die What Happened to the Beach? Tour konnte er wieder eine faszinierende aufstrebende Band gewinnen.

Soft Launch (Foto: Franz Naumann bs! 2024)
Soft Launch (Foto: Franz Naumann bs! 2024)

Eröffnet wurde der Abend in Berlin von der Band Soft Launch, bestehend aus Josh McClorey, Conor Price, Benedict Quinn, Henry Pearce und Ben Limmer, die im Verlaufe des Abends auch anteilig Declan’s Set musikalisch begleiteten. Die Band hat bisher nur eine einzige Single veröffentlicht – welche trotzdem bereits schon jetzt Lust auf mehr macht. Es war absolut faszinierend, wie leicht und entspannt die Mitglieder der Band jeweils jedes Instrument beherrschte und genau wusste, wie sie die Songs am besten zum Leben erwecken. Es gibt keinen Zweifel, dass Soft Launch bald auf jeder Playlist der Indie Fans zu finden sein werden. Die Energie, die die Band versprühte, war einmalig, und ich freu mich, bald mehr von Soft Launch zu hören.

Versteckt hinter Hügeln

Declan McKenna ist bekannt dafür, in seinen Songs über gewichtige Themen zu sprechen, die Hörer*innen zum Nachdenken bringen und am meisten scheint er, wenn seine bedeutungsschweren Songs in großen Refrains und Gitarren-Solos ausbrechen. Genau das faszinierte offensichtlich auch die Fans, die genau in diesem Moment am meisten Spaß hatten.

Declan McKenna (Foto: Franz Naumann bs! 2024)

Die musikalische Performance wurde von McKennas talentierten Bandmitglieder*innen Isabel Torres an der Gitarre, Linus Fenton am Bass, Ben Limmer am Schlagzeug und Henry Pearce an den Keys und der Flöte getragen. Zusammen schufen sie eine kraftvolle Klanglandschaft, die den Saal des Astra Kulturhauses erfüllte und das Publikum ordentlich mitreißen konnte. Eingebunden wurde die Band in ein Bühnenbild aus Hügeln. Genauso, wie die goldene Glitzer-Gitarre, erinnerte das Setup stark an die Schallplatte des neuen Albums, die in einer exklusiven Version mit einem Metalldetektor Cover, Sand und versteckter Bonus Flexi-Disc daher kommt.

Declan McKenna (Foto: Franz Naumann bs! 2024)

McKennas Songwriting spricht Themen an wie Identität, Gesellschaft und persönliche Erfahrungen und traf an diesem Abend auf eine spannende Live-Produktion, die ältere Songs nochmal vollständig neu erschienen ließ. Vor allem die wenigen Songs vom Album Zeros, welches ein Glam-Rock Meisterwerk ist, wurden fast vollständig vom Glam befreit, und klangen nun wie fast vollständig andere Songs – eben passend zur neuen Ära What Happened to the Beach? Mein Lieblingssong Rapture wurde leider genau an diesem Abend durch den Song You Better Believe!!! ersetzt. Die Performances der neuen Songs passten zu Declan als Person – schüchtern, aber gleichzeitig auch einfach echt.

Zum Beispiel erzählt Sympathy von Hoffnung und Verständnis und vermittelt eine idealistische Botschaft für Frieden und Zusammenhalt. Selbst in einem klassisch klingenden Stück wie Nothing Works steckt eine tiefe Botschaft. Es ist eine Art Manifest für den Glauben an sich selbst und seine Ideen, ohne sich aus Angst davor, was andere von einem erwarten, zu kompromittieren. Declan gab diesem Song nochmal ein ganz neues Leben, indem er mehrfach mit Pausen und schnellerem Tempo spielte. Der letzte Song von der Haupt-Setlist It’s an Act spielte Declan nach einer kurzen Verschnaufpause am Keyboard in der Mitte der Bühne. Der Song passte perfekt an das Ende, denn er fühlt sich wie ein Moment der Erdung an, der von den träumerischen und abstrakten Ideen abweicht und etwas ziemlich Ehrliches sagt – manchmal ist es einfach, sich in den Gewohnheiten des täglichen Lebens für andere zu verlieren.

Ein Ende mit Boom Effekt

Declan McKenna (Foto: Franz Naumann bs! 2024)

Obwohl Declan McKenna zwischen den Songs eher schüchtern und zurückhaltend war und nur wenig mit dem Publikum interagierte, verstärkte dies auf gewisse Weise die Authentizität seiner Person. Die Fans konnten sich dadurch einfach ganz auf die Musik und das vielschichtige Songwriting konzentrieren und wurden dadurch noch stärker in das Konzerterlebnis eingebunden. Der letzte Song der Setlist British Bombs gehört zu den bekanntesten Songs von Declan und heizte auch an diesem Abend dem bunt gemischten Publikum am meisten ein. Das Konzert fand mit dieser Performance ein lautes und gut gelauntes Ende. Insgesamt war das Konzert von Declan McKenna im Astra Kulturhaus ein eindrucksvolles Erlebnis, das durch die Vielfalt des Publikums, die kraftvolle Musikdarbietung und die tiefgründigen Lyrics geprägt war.

Galerien (by Franz Naumann bs! 2024):

Declan McKenna (Foto: Franz Naumann bs! 2024)

Setlist Declan McKenna:

  1. Sympathy
  2. Why Do You Feel So Down
  3. Mulholland’s Dinner and Wine
  4. WOBBLE
  5. The Kids Don’t Wanna Come Home
  6. Elevator Hum
  7. The Key to Life on Earth
  8. You Better Believe!!!
  9. I Write the News
  10. Make Me Your Queen
  11. Mezzanine
  12. Isombard
  13. Beautiful Faces
  14. Nothing Works
  15. Brazil
  16. The Phantom Buzz (Kick In)
  17. It Takes 4
  18. It’s an Act
    Encore:
  19. Eventually, Darling
  20. Mystery Planet
  21. British Bombs
Franz Naumann
Franz Naumannhttp://www.be-subjective.de
Franz wird auch oft einfach Dino(junge) genannt, denn wenn er einmal anfängt, von Dinos zu erzählen, hört er so schnell nicht mehr auf. Passend zu seiner Liebe für MySpace & Tumblr, könnte man meinen, dass Franz in der Zeit stehen geblieben ist, aber vielleicht ist es auch einfach eine grosse Portion Nostalgie. Er liebt analoge Fotografie & kennt Pop-kulturelle Momente & die Indie-Szene so gut, wie die Welt der Dinos. Schwarz ist die einzige Farbe, die er trägt, weil „alles Andere in Berlin einfach gefährlich ist“. Und wenn er nicht gerade mit seiner Fuji vom Fotograben aus fotografiert, gibt er viel zu viel Geld für Schallplatten aus.

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