Psychologen unterscheiden sechs Grundemotionen: Neugier, Ärger, Angst, Trauer, Freude und Ekel. Es gibt tatsächlich mehr negative Gefühle als positive. Warum ist das so? Positive Gefühle sind zwar schön, aber negative sichern das Überleben.
Was hat das alles mit dem Künstler des heutigen Abends zu tun? Der Mann ist Zauberer, also dem Grunde nach nichts Besonderes. Es gibt Tausende davon. Doch dieser Typ ist anders. Sehr speziell. Dan Sperry liefert die volle Gefühlspallette.
it`s disgusting
Wenn man sich Karten für eine Show kauft, schaut mensch in der Regel erstmal, was macht der, was kann der? Lohnt sich das? Wenn mensch dann auf Dan Sperry stösst, ja dann geht´s schon los. Wie sieht der denn aus? Iiihh. Und was der macht? Hantiert mit Rasierklingen, zieht sich Bindfäden durch den Hals. Und soviel Blut. Voll ekelig. Willkommen bei den Emotionen.
Hat mensch den ersten Ekel überwunden, tritt die nächste Emotion in den Vordergrund: Neugier. Wie macht der das? Wie funktioniert das? Muss ich sehen. Her mit der Karte. Und schon ist mensch beim nächsten Gefühl: Freude. In diesem Fall erstmal (Vor-)freude auf einen, sagen wir mal, überaus interessanten Abend.
Wenn eine Show für Kinder unter 12 Jahren nicht geeignet ist und Kinder/Jugendliche von 12 Jahren bis einschließlich 17 Jahren nur zusammen mit einem begleitendem Erziehungsberechtigtem Einlass erhalten, dann ist das ein untrügliches Zeichen dafür, dass hier was anders ist. Nicht immer nur bunt und fröhlich, niedlich und nett. Hier steigt die etwas andere Zaubershow. Shocking Time. 400 Fans wollen sich an diesem Abend im Theater am Aegi schocken lassen. Stellt sich nur die Frage, warum sind die ersten drei Reihen leer? Das sind doch die besten Plätze. Sonst sieht mensch doch nichts. Dann 5 Minuten Countdown. Noch 2 Minuten bis zur Show. Da kommt doch tatsächlich die Aufforderung aufzurücken. Ja ne ist klar. Jetzt aber fix. Noch 20 Sekunden. Alles sitzt.
Zack. Türen zu. Jetzt gibt’s kein Entkommen mehr. Musik an. Und zwar schön laut. „Come to Daddy“ schallt es aus den Boxen. „ Komm zu Papi. Ich will deine Seele“. Guter Einstieg für einen gruseligen Abend. It´s shocking time.
Krawumm , da ist er. Der Dan, der Sperry. Eingesperr(y)t in einem Vogelkäfig. Zack raus aus dem Ding und schnell mal „rumvögeln“. Zwei, drei Vögel sind auf einmal da. Blitzschnell. Der Mann nimmt gleich richtig Fahrt auf. Obwohl Dan Sperry (der sieht echt wie der kleine Bruder von Marylin Manson aus) noch relativ jung ist (Baujahr 1985), hat er die Fachwelt schon in jungen Jahren begeistert, erobert, wie soll mensch sagen: verzaubert halt.
Von der Academy of Magical Arts wurde er als „Jüngster Illusionist“ ausgezeichnet. Drei Jahre trat er in der World‘s Greatest Magic Show in Las Vegas auf und begeisterte die Zuschauer. 2010 sorgt er mit seiner krassen Live-Performance in der fünften Staffel von America’s Got Talent (NBC) weltweit für Aufsehen, schockiert das Publikum. Was er gemacht hat, wird an dieser Stelle noch nicht verraten aber das YouTube Video dieses Tricks wird innerhalb kürzester Zeit mehr als eine Million Mal geklickt. Eine Woche später gehört Dan Sperry zu den Top Ten der meist gegoogelten Personen auf dem Planeten. Aber wer will schon Video, Video immer Video. Das hier heute Abend ist live und sehr bizarr.
Das Einmaleins des Zauberns beherrscht Sperry perfekt. Tücher wechseln blitzschnell die Farbe. Weisse Tauben sind auf einmal rosarot. Aus einem Flummi wird ein Lufballon. Oder die Klassiker wie Schwebende Jungfrau, Kartentricks, Verschieben von Münzen unter Karten. Zauberhandwerkstechnisch perfekt. Aber letztendlich zauberhafte Hausmannskost.
Alles schon irgendwo mal gesehen.
Doch zum Glück baut Sperry immer wieder seine Schockeffekte ein. Er verschluckt Rasierklingen und zieht sie dann aufgereiht an einem Faden wieder aus seinem Mund. Das hat schon was. Leider können die Zuschauer in Reihe 23 das nicht genau erkennen, da die Handkamera nicht an ist. Schade, schade.
Laura aus dem Publikum wird dann als Hohepriesterin für die „Voodoo-Show“ erwählt. Sie erhält einen Voodoo-Zepter und ein Plastik-Quietsch-Huhn, um in Voodoo-Trance zu kommen. Klappt sowas von gar nicht. Huhn quietscht nicht und sie rasselt falsch. Also bläst er das Huhn über das Hinterteil auf. iiiihhh. Ist nur Spaaass. Erst wird sie ein bisschen auf den Arm genommen, dann geht’s ihr an den Arm. Sperry steckt Laura lange Nadeln in den Arm. Zum Glück sind ihre Augen verbunden, so sieht sie das Blut nicht. Keine Angst. Laura blutet nicht wirklich.
It´s only Magic.
Dan Sperry erzählt viel und gern. Von seiner Kindheit im kalten Minnesota und wie er zur Zauberei gekommen ist. Als Kind hat er seinen Stofftieren Kunststücke vorgeführt. Zu Halloween musste er die Kostüme seiner großen Geschwister auftragen. Da ging er dann schon mal als Barbie/ G.I. Joe . In einer Person. Das prägt. Schreckliche Kindheit. Da kann mensch schon mal Zauberer werden.
„Geld oder Zahl“ fängt ganz harmlos an. Mal wieder wird eine Lady aus dem Publikum gebraucht, die ein Geldstück hat. Ist ja auch klar, warum die Ladies ausgewählt werden. Sie sind emotionaler. Die Kerle sind da eher cool. Sie dürfen nur kontrollieren, ob z. B. die Rasierklingen wirklich scharf sind. „Ja Dan, die sind scharf.“ Super Job.
Monique meldet sich und wird ausgewählt. Einen Coin in die Luft werfen. Auffangen. Kopf oder Zahl? Kopf gewinnt. Monique gewinnt eine HUG (Umarmung) von Sperry. So weit so harmlos. Dann kommt der Trick. Monique soll das 2 Euro-Stück markieren. Dann kommt´s (sogar mit Handkamera). Sperry steckt sich das Geldstück ins Auge wo es verschwindet. Dann schneidet er seinen Arm auf und in der Wunde erscheint das Geldstück. Monique mag gar nicht hinschauen. Tosender Applaus im Publikum.
Schlusspunkt der Show ist ein Einblick in einen Spieleabend bei den Sperrys. Welches Geschlecht wird wohl dafür aus dem Publikum erwählt? Das Mädel soll abwechselnd mit Sperry auf Papiertüten hauen. Unter einer ist ein abgeschlagener Flaschenhals. „Russian Roulette“ in der USA-Version. Passiert natürlich nichts. Keiner wird verletzt.In der Zugabe zieht sich Dan Sperry wie selbstverständlich noch einen Faden durch den Hals. Wie macht der Kerl das nur? Standing Ovations. Dafür lieben ihn seine Fans. Und umgekehrt genauso.
Nach der Show gibt’s im Foyer noch die Möglichkeit Fotos mit ihm zu machen. Wie hingezaubert steht da sofort eine Menschenschlange von 30 Metern.
Galerien (by Torsten Volkmer bs! 2018):
Links:
www.dansperry.com