Sollte mensch die Bands des Abends beschreiben so käme Folgendes dabei heraus:
(das) Allerneueste · am Puls der Zeit · brandaktuell · hochaktuell · hochmodern · (der) letzte Schrei (fig., veraltend) · (die) neueste Mode · (das) Neueste vom Neuesten · topaktuell · total angesagt · (der) Dernier Cri (geh., franz.) · brandheiß (ugs.) · der letzte Heuler (ugs., ironisch, veraltend). Man könnte es auch anders und ganz einfach auf den Punkt bringen. Diese Bands sind derzeit …
Der heißeste Scheiß
Gill Montgomery (Gesang und Gitarre) , Laurie Buchanan (Gitarre), Josie O´Toole an den Drums und Bassistin Lzi Hayes sind aus den Trümmern ihrer ehemaligen Bands The Amorettes und Tequila Mockingbyrd hervorgestiegen und haben 2020 was gemacht? Nix. Jedenfalls nix mit live on Stage. War ja Corona. Aber sie haben unermüdlich Songs geschrieben und gemacht und getan und siehe da, die Mühe hat sich gelohnt. Ihr 2024er-Album “Dancing On The Milky Way” hat überaus gute Krritiken bekommen. Der Name der Band? Die heißen “Die heißen Verdammten” und kommen aus England. Und deshalb “The Hot Damn”. Auf der Veranstaltungsseite des Musikzentrums stand nichts von einer Vorband und deshalb sind die Fans im rappelvollen Muze umso mehr entzückt, dass diese Ladies ihren Power-Pop-HardGlam-Rock unters Volk ballern. Bei den Damen steckt Suzie Quatro genauso drin wie ein Schuss Blondie. Josie O`Toole ist nur ein kleines Persönchen hinter dem Schlagzeug, aber wenn sie anzählt wird knallhart drauf losgetrommelt: Pure Energie. ”Fizz Buzz Crash” ist nur der Starter, dann kommen Titel wie “Live Laugh Love” zum Mitsingen und alles ist “Loud and Clear”. “Going Down” und der Banger “I Didn’t Like You Anyway” sind frisch und fröhlich. Kein einziger Song schwächelt. Und jetzt die Zusammenfassung für The Hot Damn (hat bestimmt noch nie jemand so formuliert): Verdammt sind die heiß.
Dance on my own while Ziggy plays guitar Does Elvis know if there is life on Mars
On paper we don’t pass the test
The fun police are not impressed
Jukebox on the radio tonight
Das D-A-D nicht mehr der heißeste Scheiß sind, ist irgendwie klar. Das sie aber immer noch heißer Scheiß sind ist nicht von der Hand zu weisen. Wer 40 Jahr in der Musikbranche übersteht ist ein Gigant. Auch sie haben vor Kurzem erst ihr neues Album “Speed Of Darkness” raus gebracht. Auch diese Scheibe wird von den Kritikern mächtig abgefeiert. D-A-D heißen eigentlich “Disneyland After Dark”, aber gegen diesenNamen hatten die Konzern-Goofies und Herren Duck was und deswegen die Abkürzung D-A-D. So weit, so unwichtig. Wichtig ist was das Quartett von der Bühne ins Publikum ballert. D-A-D sind die dänischen ACDC. Und wer die Musik der Australier kennt, weiß was einen heute Abend erwartet. Einen Sound, der sich nur unwesentlich ändert. Bluesiger Hardrock gepaart mit eingängigen Melodien. Fertig ist der geile Gig.
In Dänemark füllen sie Stadien, in Hannover das Musikzentrum. Aber egal, ob vor 40.000 oder 400 Fans, die Stimmung zählt und hier brennt von Anfang an, die Luft. Mit den Knallern „Jihad“ und „Evil Twin“ gehts los und dann wird auch schon „1st, 2nd & 3rd“ vom aktuellen Album eingeflochten. Sänger Jesper Binzer ist ein lustiger Vogel. Radebrechend, irgendwas zwischen Deutsch und Englisch (Also Denglisch) und Dänisch und Englisch (das ist dann wohl Dänglisch) verkündet er, das heute ganz alte, mittelalte, aber auch neue Lieder gespielt. Jesper Binzer hat mit seinem Bruder Jacob einen megacoolen, sehr versierten Gitarristen an seiner Seite.
Auf der anderen Seite steht Bassist Stig Pedersen, der ein Fetisch für ausgefallene Gitarren zu haben scheint. Eine umgebaute Rakete, ein Bass aus Plexiglas mit Beleuchtung, ein Korpus wie ein eisernes Kreuz mit Doppeldeckerflugzeug an den Wirbeln und eine Gitarre mit einer kleinen Gitarre an den Wirbeln. Normal Bass ist hier nicht. Hier ist Bass mit Spaß.
Drummer Laust Sonne scheint ganz normal zu sein. Ist er aber nicht. Der Typ ist ein Virtuose an den Trommeln. Er bringt unbändige Energie rein und ist eigentlich die ganze Zeit nur am Grinsen. „Riding with Sue“ kommt mittendrin. Doof wenn man da gerade sein Bier holen will und an der Theke länger warten muss. Alle haben hier großen Durst. Aber auch der Smash-Hit kann hier ordentlich mitgegrölt werden. D-A-D können ausgedehnt rocken wie bei „Monster Philosophy“ und „Bad Crazines“ aber auch akustisch abliefern. Kurz vor Schluss gibt Jesper zu, dass er glücklich ist morgen ausschlafen zu können: „„Meine Damen und Herren“, sagt der Sänger, „wir sind sehr froh, dass wir morgen glücklich lange schlafen können.“ Und dann kommt „Sleeping my day away“. 120 Minuten purer Rock´n´Roll gehen leider viel zu schnell zu Ende, aber nicht ohne “It’s After Dark”. Und jetzt muss man tatsächlich wieder raus in die Dunkelheit? Es regnet in Strömen. Egal. Jede Sekunde im Musikzentrum war es wert.
Galerien (by Michael Lange bs! 2024):
Setlist The Hot Damn!:
- Fizz Buzz Crash
- Dance Around
- About Last Night
- Jukebox on the Radio
- Live Laugh Love
- Loud and Clear
- Merch Song
- Going Down
- I Didn’t Like You Anyway
Setlist D-A-D:
- Jihad
- Evil Twin
- 1st, 2nd & 3rd
- Rim of Hell
- Point of View
- The Ghost
- Grow or Pay
- Jonnie
- Riding With Sue
- Speed of Darkness
- Keep That Mother Down
- Reconstrucdead
- Everything Glows
- Monster Philosophy
- Bad Craziness
- God Prays To Man
- Sleeping My Day Away
- Laugh ’n‘ a ½
- It’s After Dark
Links:
https://grade2official.co.uk/
https://www.sondaschule.de/