+++ 19.29Uhr, Fahrt zum Beatpol im Stadtteil Briesnitz. Während dessen denke ich mir ‚Was zum Teufel ist eigentlich mit mir, dass ich mir bei diesem schwülem Wetter über dreißig Grad ein Club-Konzert antue? Noch dazu wo fast zeitgleich zwei Naturereignisse des Jahrhunderts stattfinden?? Aber Astronomie gehört nicht wirklich zu meinen Hobbys und als Combichrist die Termine für ihre „Everbody Still Hates You Tour“ bekannt gegeben haben, konnte schließlich niemand ahnen, dass es ein solch heißer Sommer wird, mit dem selbst Meteorologie-Experten etwas überfragt. +++
+++ 19.47Uhr, Ankunft beim Beatpol auf der Altbriesnitz 2a. Etliche sind ebenso vor Ort, aber noch keine Musik. Also auf zur Suche nach einem möglichst guten Aussichtspunkt in der Nähe, um mir später in den Pausen die Mondfinsternis anschauen zu können. Und mit der Kreuzung Warthaer Straße/Freiheit gefunden, perfekt. Wieder zurück zum Beatpol. +++
Night Club @ Beatpol
+++ 20.06Uhr, Ankunft vor der Bühne. ‚Puhh, hier steht echt die Luft und es ist gefühlt noch wärmer als draußen. Aber besser wird es nicht, denn der Saal ist jetzt höchstens halb voll. Also ab ins Vergnügen.‘ Bevor nachher Wednesday 13 und Combichrist ihre Shows spielen, eröffnen Night Club als Support-Act den Abend. Weil das Electro-Duo als Los Angelos nur Keyboard und Mirko braucht, ist damit auch gleichzeitig die Frage beantwortet, wie die Techniker die jeweiligen Instrumenten-Sets auf die Bühne bekommen, ohne viel umbauen zu müssen. Mark Brooks (Keyboard/Sampler), welcher auch Regie bei Musikvideos führt (u.a. Melvins & Slayer), ist für den musikalischen Part zuständig. Aber das Projekt Night Club lebt ganz klar von der Stimme von Emily Kavanaugh und ihrer Performance. Neben dem bekannten „Freak Like Me“ präsentieren die Beiden auch zwei neue Songs, welche auf dem Ende August erscheinenden Album „Scary World“ zu finden sein werden. Zum Schluss gibt es noch die Single „Bad Girl“, elektronische Klänge samt Frauenstimme – sehr angenehm das Ganze, bevor gleich mit Stromgitarren, Schlagzeugen & Co. das musikalische Gegenteil ausgepackt wird. +++
+++ 20.35Uhr, wieder frische Luft und kurze Fahrt zum zuvor selbstgewählten Aussichtspunkt (Warthaer Str./Freiheit). Der Mond ist noch weiß und von der anstehenden Verdunklung noch nicht viel zu erkennen. Mal sehen was die Nacht noch so mit sich bringt. +++
Wednesday 13 vs. Blut-Mond
+++ 20.50Uhr, wieder vor die Bühne im etwas mehr gefüllten und gefühlt noch wärmeren Beatpol. Gut, das die Veranstalter noch eine zweite Bar im Saal aufgebaut haben. +++
+++ Gegen 21.00Uhr, Wednesday 13 kommen auf die Bühne, beginnen unter Applaus gleich mit einem passenden Statement, „What The Night Brings“. Leider ist der Sound etwas übersteuert und klingelt ganz schön in meinen Ohren. Gewohnt routiniert spielt die Band ihr Set mit bekannten Songs wie „Scream Baby Scream“ runter. Ebenso wie bei dem draußen stattfinden Naturschauspiel mit dem „Blut-Mond“ haben Wednesday 13 thematisch im übertragenden Sinne ebenso ganz viel davon in ihre Titelliste gepackt, wie die Titelnamen „Blood Sick“, „Blood Sucker“ bzw. „Gimme Gimme Bloodshed“ verdeutlichen. ‚Fehlt eigentlich noch „Bloodline 666“, aber vielleicht ist wäre dies auch zu viel des Guten.‘
Da es kaum Pausen zwischen den Songs gibt, wirkt das ständige Verschwinden/Verkleiden von Joseph Michael „Wednesday 13“ Poole etwas inspiriert . ‚Irgendwie nach dem Motto: ah das der Track, zu dem muss ich diese Maske aufsetzten. Okay, jetzt dieser Song, dazu jene Maske usw.‘ Das hat er bei seiner Headliner-Show im November des vergangenen Jahres an selber Stelle viel besser inszeniert [siehe Bericht davon hier:]. +++
+++ 21.34Uhr, draußen sollte jetzt die totale Mondfinsternis zu sehen sein. Drinnen leitet Mr. Wedsnesday 13 als Priester verkleidet und mit Bibel in die Hand das Ende seiner „Condolences“ ein. Dieser düstere, langsame und tiefgestimmte Stampfer ist wirklich großes Kino. Mittlerweile passt es auch mit dem Sound. Das Auditorium jubelt und singt begeistert während der Zugabe mit, bei den sehr bekannten Klassikern „I Want You… Dead/I Walked With A Zombie“ und vor allem „I Love To Say Fuck“. Fuc*** good. +++
+++ 21.52Uhr, wieder nach draußen um ein wenig durchatmen zu können. Die Sicht in Richtig Himmel ist zwar durch die immer noch schwüle Luft bzw. die Straßenbeleuchtung etwas diesig, aber jetzt ist die Mondfinsternis schon vor dem Beatpol zu erkennen. Ich bin auch nicht alleine mit dem Interesse an dem Astro-Spektakel. Etliche KonzertbesucherInnen und einige Bewohner der umliegenden Häusern richten suchend bzw. staunend ihre Blicke nach oben. +++
Electroheads Combichrist vs. Mega-Mars & totale Mondfinsternis
+++ 21.57Uhr, Ankunft beim Aussichtspunkt, ’so eine kurze Fahrt bei geöffneten Fenstern hat doch was erfrischendes.‘ Hier ist es etwas dunkler als unten im Tal und somit die Mondfinsternis bestens zu sehen. Ebenso der sogenannte „Mega-Mars“ rechts unterhalb vom Mond ist sehr gut zu erkennen, großartig. +++
+++ 22.14Uhr wieder zurück im Beatpol und jetzt ist es hier drinnen auch richtig voll und noch etliche Grad wärmer. ‚Luft! Durst!‘ Draußen soll es laut Vorhersage um 22.22Uhr den Höhepunkt der Verdunkelung geben und vor der Bühne ist die Erwartung ebenso auf dem Siedepunkt angekommen. Combichrist kommen, begleitet von begeisterten Jubel, auf die Bühne. Andy LaPlegua schreit nur ein „Drreeeesdennn“ ins Mikro und ganz schnell wird deutlich, wer heute Abend den Ton bestimmt. Ganz egal welche Strapazen jede/jeder einzelne heute Abend auf sich genommen hat…“All Pain Is Gone“. Gleich zu Beginn bildet sich in der Mitte ein Cricle Pit und das Publikum feiert „ihre“ Electroheads. Ebenso bleibt das Thema Blut weiterhin ein Bestandteil des Abends – „Blut Royal“. Die Schweißperlen auf meiner Stirn machen was sie wollen, „Can’t Control“ it. Es ist bestimmt praktisch, wenn Mensch durch das Performen seiner Musik, gleichzeitig sein eigenes Fitnessprogramm durchführen kann. Jedenfalls rennt und springt LaPlegua wieder wie der Teufel höchstpersönlich in der feuchtheißen Beatpol-Hölle hin und her bzw. auf und ab. Auch davor ist ganz viel Bewegung im Publikum – Konzerterlebnis und Saunabesuch in einem Abwasch. „Fuck This Shit“, „[…] Fuck It Up And Let It Go Get Your Body Beat Let Your Blood Flow Get Your Body Beat Let Your Blood Flow […]“ (Auszug aus „Get Your Body Beat“). +++
+++ Gegen 23Uhr, Ende des Hauptteil der Combichrist-Show. Hier drinnen im Saal ist es mittlerweile so heiß, dass der Beatpol von außen regelrecht glühen muss und wahrscheinlich selbst von Alexander Gerst oben auf der ISS zu erkennen sein sollte. Aber auf der Bühne gibt es noch Nachschlag, schließlich ist „Friday Night, Party Time“ – „Maggots At The Party“. +++
+++ 23.17Uhr, noch Mal zurück zu meiner Frage zu Beginn dieses Textes…“What The Fuck Is Wrong With You?“ Nun, die Antwort darauf kann eigentlich nur lauten – ich bin ein „Electrohead“, „[…] You We’re All Electroheads We’re All Electroheads […]“ (Auszug aus „Electrohead“) und besonders Combichrist, denn die haben es immer noch drauf. ‚Definitiv!‘ Wie auch schon bei ihrem letzten Auftritt in Dresden im Jahr 2016 [siehe Rückschau hier:]. Ende der Konzertveranstaltung. +++
+++ 23.19Uhr, Fahrt zur Flutrinne der Elbe zwischen der Stadtteilen Übigau und Pieschen. Um mir den Rest vom sogenannten „Blut-Mond“ anzusehen, denn die totale Finsternis hat schon wieder begonnen abzunehmen. +++
+++ 23.34Uhr, Ankunft in der Flutrinne. Hier ist es schön dunkel und mittlerweile auch nicht mehr so warm. Bewaffnet mit Pommes und einem Bierchen schaue ich mir bei besten(Sicht-)Bedingungen das Spektakel von Mutter Natur an. Großes Musik-Kino und phantastisches Astro-Schauspiel, „Exit Eternity“! +++
Setlist Combichrist:
- All Pain is Gone
- Blut Royale
- Can’t Control
- Electrohead
- Throat Full Of Glass
- Scarred
- Fuck That Shit
- Exit Eternity
- Denial
- Get Your Body Beat
Encore: - Never Surrender
- Maggots At The Party
- What The Fuck Is Wrong With You?
Setlist Wednesday 13:
- What The Night Brings
- Blood Sick
- Scream Baby Scream
- Serpent Society
- Prey For Me
- Blood Sucker
- Gimmie Gimmie Bloodshed
- Condolences
Encore: - I Want You… Dead / I Walked With A Zombie
- I Love To Say Fuck (Cover von Frankenstein Drag Queens From Planet 13)
- Bad Things
Setlist Night Club:
- Freak Like Me
- Show It 2 Me
- Candy Coated Suicide
- Blood On Your Blade
- Pray
- Dear Enemy
- Bad Girl
Weiterhören:
Combichrist „The Joy of Gunz“; „Everybody Hates You“; „What the F**k Is Wrong With You People?“; „Today We Are All Demons“; „Making Monsters“; „No Redemption“; „We Love You“ & „This is Where Death Begins“
Wednesday 13 „Transylvania 90210: Songs Of Death, Dying, And The Dead“; „Fang Bang“; „Skeletons“; „Calling All Corpses“; „The Dixie Dead“; „Monsters Of The Universe – Come Out And Plague“ & „Condolences“
Night Club „Requiem For Romance“ & „Scary World“
Links:
http://www.combichrist.com
http://officialwednesday13.com/
https://nightclubband.com/
http://www.beatpol.de
Veranstalter:
Bernd Aust Kulturmagement