Casper beendete 23.5. seine „Alles war schön und nichts hat weh getan“ – Clubtour im bremischen Modernes. Eigentlich hätte diese Veranstaltung im Kulturzentrum Schlachthof stattfinden sollen, wurde aber frühzeitig verlegt, was irgendwie schade ist, denn gerade der Schlachthof bietet bei so einer Clubtour durch seinen Aufbau mit all den Emporen immer eine besonders intime Atmosphäre. Schon kurze Zeit nach Einlassbeginn ist der Laden rappelvoll. Das Dach ist geöffnet, um noch so viel Sauerstoff wie möglich hineinzulassen, bevor es richtig losgeht. Zum Glück, denn es wird heiß.
Bevor jedoch Casper bzw. Benjamin Griffey die Bühne betritt, bestreitet die junge Musikerin Verifiziert das Vorprogramm. Das Tamagotchi um ihren Hals und auf ihrem Backdrop dürfte den meisten Menschen in den vorderen Reihen sonderbar erscheinen, ist der Altersdurchschnitt an diesem Abend doch außergewöhnlich niedrig. Der Cloud-Rap der Wienerin kann jedoch überzeugen und scheint im Laufe der Tour den ein oder anderen neuen Fan dazu gewonnen zu haben. Es wird laut gejubelt und mitgesungen. Mit dabei für die Beats hat sie Florida Juicy, der selbst aus Bremen stammt. Im Vergleich zu den Bässen, die später noch durch das Modernes donnern werden, bleibt es bei Verifiziert entspannt. Trotzdem heizt sich der Saal schon auf Saunatemperaturen hoch.
Mit den ersten Tönen von Casper scheint der Schweiß bereits von der Decke zu tropfen. Mit dem Titelsong zu seiner aktuellen Platte eröffnet der charismatische Rapper den Abend und die Menge ist vom ersten Ton an zu 100% dabei – teilweise so laut, dass man die Musik kaum mehr versteht. Genau so soll es doch sein. Es ist ein Abend des Jubels und der Euphorie. Caspers Band hat sich in den letzten Jahren verändert. Neue Menschen stehen hinter den Instrumenten. Dieses Mal sind unter anderem Streicher dabei und sorgen für einen noch gewaltigeren Sound. Dieser Livesound ist es, der Casper von vielen seiner Kollegen abhebt. Gerade die Songs seines vorletzten Albums „Lang lebe der Tod“ entfalten live ihre volle Wucht und stellen auch an diesem Abend ein persönliches Highlight dar.
Die Setlist ist überwiegend bestimmt von neuem Material, aber natürlich sind es gerade die Stücke der Kultalben „XOXO“ und „Hinterland“ die die Massen zum Beben bringen. Gepaart mit der Hitze setzt dies einigen Gästen ziemlich zu. Gratis Wasser wird verteilt. Mitten im Set fordert Casper, kurz das Dach zu öffnen ,um zu lüften. Was grundsätzlich ein Ruhestörungsproblem darstellt, denn das Modernes liegt mitten im Wohngebiet. Das Publikum verspricht, leise zu sein. Doch die Dachöffnung bleibt vorerst aus. Während hinter den Kulissen gewuselt wird, fragt sich sonst so gelassene Rapper auf der Bühne in einem scheinbar ganz leichten Anflug von Wut, ob ihm denn niemand der Verantwortlichen zuhöre.
„Gucken die hier nich zu oder was? Das Klo is‘ kaputt, die Dusche is‘ kaputt, die gucken die scheiß Show nicht an…“
Das Publikum nimmt es als Spaß hin und quittiert mich lachen. Ob es im Scherz gemeint war, sei nun dahingestellt. Am Ende einer solchen Tour sei es dem Musiker jedoch verziehen, sich kurz zu ärgern. Problem scheint zu sein, dass es draußen regnet, dennoch wird nach kurzer Zeit das Dach geöffnet. Ein paar Sekunden strömen kalte Luft und frischer Regen in den Saal und sorgen für die dringend benötigte Abkühlung.
„Das bisschen Regen“
, wie es im gleichnamigen Song heißt, dröhnt an diesem Abend eben nicht nur aus den Boxen, sondern kommt auch von oben. Abseits dieses Zwischenfalls bietet Casper an diesem Abend eine gewohnt energiegeladene Show, sodass niemand an diesem Abend enttäuscht das Modernes verlässt. Nun gilt es kurz Luft zu holen, bevor es im Herbst zurück auf Tour geht. Diesmal in die großen Hallen.
Galerien (by Thea Drexhage bs! 2022)
Setlist Casper:
- Alles war schön und nichts tat weh
- Im Ascheregen
- Auf und davon
- Alles endet (aber nicht die Musik)
- Mieses Leben/Wolken
- Billie Jo
- Adrenalin
- Sirenen
- TNT
- Das bisschen Regen
- Alles ist erleuchtet
- Ganz schön okay
- So perfekt
- Supernova
- Die letzte Ganz der Stadt
- Zwiebel & Mett (Die Vergessen Pt.3)
- Hinterland
- Wo warst du
- Keine Angst
- Fabian
Encore: - Lass es Rosen für mich regnen
- Gib mir Gefahr
- Jambalaya
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