Schon einige Zeit vor Einlass warten einige langjährige Bright-Eyes-Fans vor der Fabrik in Ottensen. Später ist die Konzerthalle ziemlich voll. Schließlich haben einige Hamburger, nach mehreren Verschiebungen, elf Jahre auf eine neue Tour gewartet. Einige haben nach 9 Jahren Bandpause schon gar nicht mehr damit gerechnet, die Bright Eyes irgendwann nochmal live zu sehen.
Der Support-Act ist Josh Savage. Ein junger englischer Singer und Songwriter. Er steht mit Gitarre allein auf der Bühne und spielt hauptsächlich Indie-Liebes-Lieder. Auch wenn Josh Savage emotional und gut singt, springt der Funke nicht über. Die Songs ähneln sich jedenfalls beim ersten Hören und die Texte sind nicht besonders originell. In den hinteren Reihen wird sich während des Auftrittes im Publikum weiter unterhalten. In den vorderen Reihen gibt man sich immerhin Mühe beim Mitsingen, wenn Josh dazu animiert. Vielleicht fiel es einfach schwer sich in dem Moment auf diese gefühlvolle und ruhige Musik einzulassen. Der letzte Song „Skinny Dipping“ sticht positiv heraus. Ein bisschen mehr Tempo und Beat bringen die Zuhörer schon mehr in Stimmung.
Vor dem Auftritt der amerikanischen Folk – und Indie-Rock-Band Bright Eyes steigt die Spannung. Endlich wird es in der Halle dunkler, Stimmung kommt auf. Es ist bekannt, dass die Konzerte der Bright Eyes sehr unterschiedlich sind. Abhängig ist es davon, ob Conor Oberst, als Zentrum der Band, einen guten oder schlechten Tag hat.
Während der ersten Songs deutet sich an, dass es heute vielleicht ein eher schlechterer Tag ist. Conor Oberst wirkt etwas neben sich stehend. Trotzdem geht es mit voller Energie und dem Song „Dance and Sing“ vom neuesten Album „Down in the Weeds, Where the World Once Was“ los. Es ist ein Album über die „Up’s and Down’s of Life“. Conor Oberst startet sofort mit der ersten eigenwilligen Tanzeinlage. Die Band, besetzt unter anderem mit Mike Mogis und Nate Walcott, spielt laut und härter als erwartet.
How imperfect life can be
Now all I can do
Is just dance on through
Wider Erwarten geht das Konzert größtenteils so kraftvoll weiter. Insgesamt wird es so etwas überladen. Klanggefüge aus vielen Instrumente auf einmal. Bass, Trompete, Klarinette, Steel Guitar, Tuba, Percussions, Geige, Schlagzeug, Saxophon, Gitarre, Klavier. Immerhin besteht die Band um Connor Oberst aus sieben Musikern. Es war schwer einzelne Instrumente überhaupt noch herauszuhören.
Der 42-jährige selbst wechselt von Gitarre, zu Hammondorgel und später auch zum Kaossilator, tanzt und ist ständig in Bewegung. Läuft auf der Bühne umher, steigt auf die Boxen, stattet seinen Bandmitgliedern kurze Besuche ab. Sein Gesang ist unverkennbar. Conor Obersts emotionale, zittrige Stimme. Etwas gefehlt haben ruhigere, sanftere Lieder, um sie noch besser zur Geltung kommen zu lassen. Natürlich und mit reduzierteren Instrumenten – wo war „First Day of my Life?“. Highlights sind „Poison Oak“ und „Another Travellin’ Song“ vom Album „I’m Wide Awake, It’s Morning”. Dieses Album sticht aus der Setlist aus Songs aus einer Zeitspanne von 23 Jahren noch immer als das beste heraus.
Eine weitere gelungene Performance ist die von „The Ladder“. Beschränkt auf Klavier, Saxophon und seinen Gesang ist es noch gefühlvoller.
Will I know when it’s finally done?
This whole life is a hallucination
You’re not alone in anything
You’re not alone in trying to be
Conor Obersts Verhalten sorgt für das ein oder andere Schmunzeln. Die letzten Jahre Pause hat der Amerikaner anscheinend nicht dafür genutzt, um an seiner Performance zu feilen. Er nuschelt, bewegt sich unkoordiniert, beachtet seine Duett-Partnerin nicht, macht seltsame, aber unterhaltsame Ansagen, über seine Abneigung gegenüber Steve Jobs, seine freien Nächte in Hamburg und macht politisch teils fragwürdige Aussagen. Die Fans stört es nicht oder versuchen irgendwie darüber hinwegzusehen. Sie unterstützen der Vollblutmusiker mit Wohlwollen. Die Freude ist groß, als er zu ihnen nach unten kommt, um einigen von ihnen die Hand zu schütteln oder zu umarmen. Das Publikum applaudiert lautstark. Oberst bedankt sich immer wieder und drückt seine Freude aus, endlich wieder live zu spielen, bevor er von der Bühne stolpert.
Galerien (by Johanna Stelling & Jörg-Martin Schulze bs! 2022):
Setlist:
- Dance and Sing
- Four Winds
- Lover
- Mariana Trench
- Old Soul Song
- Falling Out Of Love
- Poison Oak
- Attempt to Tip the Pringles (scales)
- Jejune Stars
- Tilt-A-Whirl
- The Calendar Hung Itself…
- To Death’s Heart
- Shell Games
- Neely O’Hara
- Another Travelin‘ Song
- Ladder Song
Encore: - Easy/Lucky/Free
- I Believe In Symmetry
- One for You, One for Me
Links:
https://www.joshsavagemusic.com
https://www.thisisbrighteyes.com